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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Aschenbecher?“
    „Verzeihung“, Bergmann holte eine Untertasse und stellte sie auf den Tisch. „Hören Sie mir eigentlich zu?“
    „Ja …“
    „Gut … wo war ich … ja … Frauen, die ihre Männer töten … vor allem, wenn diese zuvor über lange Zeit Gewalt gegen ihre Partnerin ausgeübt haben … diese Frauen morden häufiger, wenn der Mann schläft oder besoffen auf der Couch liegt … logisch, oder?“
    „ …“
    „Weil sie körperlich schwächer und eingeschüchtert sind, weil sie Angst haben … deshalb begnügen sie sich meistens auch nicht mit einem Stich oder Schlag, sondern hören nicht mehr auf, bis das Opfer ohne Zweifel tot ist …“
    Die Frau zündete sich eine weitere Zigarette an. Sie schien nicht mehr ganz so nervös zu sein wie noch zehn Minuten vorher.
    „Aber wie gesagt: Staatsanwalt und Richter sehen in diesem Vorgehen meistens einen Vorsatz … wenn sie warten, bis jemand sich nicht wehren kann, und ihn dann töten, gilt das als geplant … da auf Affekt zu plädieren, ist kaum hilfreich, weil so ein emotionaler Ausnahmezustand rein rechtlich nicht zu lange dauern darf … als Verzweiflungstat geht das nicht durch … hat Ihr Exmann geschlafen, als Sie ihn getötet haben?“
    Die Frau sah Bergmann kurz an und wandte den Blick wieder ab.
    „Verstehen Sie, dass ich Ihnen ehrlich helfen will? Und dass ich wahrscheinlich der Letzte bin, der Ihnen wirklich helfen kann?“
    „Warum?“
    „Warum ich Ihnen helfen will?“
    „Ja …“
    „Weil ich genug zusammengeschlagene und getötete Frauen gesehen habe? Weil ich zu oft erlebt habe, wie die Täter nach ein paar Jahren wieder draußen waren und gleich weitergemacht haben? … Sie werden angeklagt werden, Ihren Exmann erstochen zu haben, dagegen kann ich nichts machen … aber Sie können sich selbst helfen …“
    „Ach ja …“, ihre Stimme klang jetzt trotzig. Aber wenigstens begann sie auf ihn zu reagieren.
    „Ja … bisher sprechen alle Beweisstücke und Zeugenaussagen gegen Sie … das lässt sich nur ändern, wenn Sie mit mir reden …“
    „Was soll das jetzt noch bringen …“
    „Fünf Jahre statt lebenslänglich? … Sie sind zweiunddreißig … Sie könnten danach leicht noch einmal anfangen …“
    „Noch einmal anfangen … ja, sicher …“
    „Ja, sicher“, sagte Bergmann bestimmt, „Sie wären nicht die Erste … und da spreche ich aus Erfahrung … erzählen Sie mir, was gestern Abend passiert ist … Sie können sich so viel Zeit lassen, wie Sie wollen …“
    Der Sachverhalt sprach gegen sie, da konnte Bergmann nichts beschönigen. Ihr Exmann hatte sie am Nachmittag angerufen und – wieder einmal – um eine Aussprache gebeten. Dass dahinter der Wunsch eines nicht sehr charmanten Mannes nach unkompliziertem und kostenlosem Sex stand, ahnte Bergmann, hatte sein Gegenüber aber nicht damit konfrontieren wollen. Nach anfänglichem Zögern und Gegenwehr hatte sie eingewilligt. Um acht war er zu ihr nach Hause gekommen. Sie hatten Wein getrunken, dann miteinander geschlafen. In gegenseitigem Einverständnis?, wollte Bergmann wissen, der wusste, dass gewalttätige Ehemänner meist auch Vergewaltiger waren. Ja, hatte sie gesagt, was Bergmann sich vorerst weigerte, ins Protokoll aufzunehmen. Er war kein psychologischer Gutachter, aber bevor sie nicht von einem solchen befragt worden war, würde er sie diese Aussage nicht unterschreiben lassen. Und dann?
    „Was dann?“
    „Gegen Mitternacht haben Sie mit ihm geschlafen, um halb sechs Uhr war er tot … wo waren Sie in der Zwischenzeit?“
    „Daheim …“
    „Ja, aber: im Bett, auf der Couch, haben Sie ferngesehen …“
    „Auf dem Balkon war ich … bis es hell geworden ist …“
    „Also bis etwa halb fünf, fünf?“
    „Wahrscheinlich, ja …“, sie sprach langsam, wirkte erschöpft, lange würde sie nicht mehr durchhalten.
    „Ihr Exmann hat die ganze Zeit geschlafen?“
    „Ja … denke schon …“
    „Haben Sie Alkohol getrunken?“
    „Nein …“
    „Verstehe“, sagte Bergmann und hielt einen Moment inne.
    „In welchem Zustand waren Sie … also was haben Sie gefühlt, als Sie das Messer geholt haben?“
    „Gar nichts … ich war … es war, als hätte ich gewusst, dass ich es tun muss …“
    „Und warum?“
    „ …“
    „Weil Sie Angst gehabt haben, dass sonst alles wieder von vorne anfängt?“
    Sie begann still zu weinen, Wimperntusche und Lidschatten, die sie vor der Festnahme wohl unachtsam aufgetragen hatte, flossen in dünnen

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