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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Eck, schlug Bergmann nicht vor, sondern bestimmte es.
    Während er die Unterlagen über das BOG durchsah, erreichte ihn aus der Funkzentrale ein Anruf, dass in Ottakring ein Mann tot im Bett seiner Exfrau lag, offensichtlich erstochen. Bergmann schickte Kovacs und Strasser los. Nur ein paar Minuten später beschlich ihn das schlechte Gewissen. Nicht, weil er Arbeit abschob – zu delegieren war schließlich sein Job –, sondern weil er nicht das geringste Interesse an diesem Fall gezeigt hatte, keine Ersteinschätzung von den Beamten am Tatort, keine Auskunft über mögliche Verdächtige, nichts wollte er wissen. Aber wie sollte er denn diesen Datenhaufen, den ihm die Analysten des BVT übergeben hatten, jemals bewältigen, wenn er sich um jeden Messerstich in ihrem Distrikt kümmerte. Nur weiter so, Chefinspektor Bergmann, und bald herrscht zwischen dir und der Sicherheitswache ein ähnliches Verhältnis wie das in zahlreichen Filmen zitierte zwischen FBI und Sheriff-Büro – abgehobene Wichtigmacher in Anzügen versus schwitzende Uniformträger aus der Provinz.
    Eine knappe Stunde lang beschäftigte er sich noch mit der Sicherheitsüberprüfung, die das BVT von jedem Mitglied des BOG durchgeführt hatte. Wie Lorenz schon am Vortag angedeutet hatte, waren allfällige Vergehen vonseiten dieses Vereins, wenn überhaupt, dann im Bereich der Wirtschaftskriminalität zu finden. Von den insgesamt vierhundert Mitgliedern waren drei vorbestraft – Drogenbesitz, Versicherungsbetrug, Körperverletzung –, die jüngste Tat zwölf Jahre her, die älteste dreißig. Eisert wäre wohl der erste Schwerverbrecher dieses Vereins geworden, wenn sein Ableben ein Verfahren nicht überflüssig gemacht hätte. Was tat dieser Verein überhaupt, fragte sich Bergmann erneut und blätterte zu den Statuten zurück. Optimierung gesellschaftlicher Strukturen … das konnte jede Verkehrsampel von sich behaupten … Zuwendungen an Bedürftige aus Mitteln einer Stiftung … gemeinnützige Veranstaltungen … Fortbildungs- und Werterhaltungsmaßnahmen im Sinne der Vereinsmaxime … das alles klang so brav und gut … an der Oberfläche … und darunter fanden im Waldviertel Bewusstseins-Experimente und Geisterbeschwörungen mit irgendwelchen Amazonas-Drogen statt. Davon mussten die Mitglieder des BOG allerdings nichts gewusst haben. Linus Foster vielleicht, der Journalist, aber der war tot. Und die anderen? Anwälte, Industrielle, Politiker, Künstler, Ärzte, Beamte … Berufsbeschränkung gab es im BOG offensichtlich keine … eine geschlechtsspezifische allerdings: Gerade einmal sieben Frauen fanden sich auf der Liste … die Bundesländer waren – mit Ausnahme der Hauptstadt, wo gut die Hälfte aller Mitglieder ihren Hauptwohnsitz und den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit hatte – gleichmäßig vertreten … Tirol: Hier fand Bergmann einen Vermerk über einen Mann, der mit Schäfer Volksschule und Gymnasium besucht hatte … Zacharias Vötter, Landwirt, Hotelier und Vizebürgermeister, keine Vorstrafen.
    Die diversen Projekte, Vereine und Unternehmen, die das BOG mit Geld, Beratertätigkeit und ehrenamtlichen Diensten unterstützte, waren entweder unauffällig oder auf den ersten Blick undurchsichtig. Indigo: ein Verein in Genf, der sich um verwaiste Kinder sowie solche aus desolaten familiären Verhältnissen kümmerte, sie in privaten Internaten unterrichtete und ihnen sogar das Studium bezahlte. Privatinternat in der Schweiz? Gab es bestimmt zuhauf, doch Bergmann, der sich noch an das Mail der französischen Untersuchungsrichterin und die darin beschriebenen Tätigkeiten von Di Mambro, Jouret und Plier in der französischen Schweiz erinnerte, markierte den Verein mit Leuchtstift. Dann meldete sich erneut sein Pflichtbewusstsein als Gruppenleiter.
    „Wie schaut’s aus?“, fragte er Kovacs.
    „Wild … achtzehn Einstiche, drei davon tödlich … das Bett ist ziemlich versaut …“
    „Hinweise auf den Täter?“
    „Ich würde sagen, die sitzt in der Küche und trägt Handschellen …“
    „Wer?“, Bergmann drehte seinen Stuhl um neunzig Grad, um nicht länger versucht zu sein, während des Telefonats weiterhin die BVT -Dokumente durchzublättern.
    „Die Ex … hat ja selbst angerufen … also nicht uns, sondern ihre Schwester … die hat den Notruf gewählt …“
    „Also hat sie gestanden?“
    „Zu uns hat sie bis jetzt gar nichts gesagt … steht offensichtlich unter Schock … aber zu ihrer Schwester hat sie gesagt: Der

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