Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Heinz ist tot …“
„Wortwörtlich … der Heinz ist tot … also nicht: Ich habe den Heinz getötet …“
„Nein, nur: Der Heinz ist tot …“
„Könnte noch wer anderer in der Wohnung gewesen sein?“
„Eingebrochen ist niemand … eine Aussage von der Nachbarin ist interessant …“
„Inwiefern …“
„Der Mann ist aus der gemeinsamen Wohnung schon vor einem halben Jahr ausgewiesen worden … hat seine Frau wohl regelmäßig verdroschen, bis es ihr zu viel geworden ist … Strasser redet gerade mit der Schwester … die hat damals die ganzen rechtlichen Dinge geklärt …“
„Wo war die?“
„Wer?“
„Die Schwester … zur Tatzeit …“
„Keine Ahnung … daheim, nehme ich an, wenn ihre Schwester sie am Festnetz angerufen hat …“
„Überprüfen Sie das bitte noch genau …“
„Sicher … sonst noch was?“
„Ja … was ist das für eine Frau?“
„Wie meinen Sie das?“
„Ist sie groß, kräftig … selbstbewusst, ein armes Hascherl … dumm, gescheit …“
„Schmächtig, eher schüchtern … klassische Proletenmieze, wenn ich mir die Wohnung so anschaue … aber sie sagt ja nichts …“
„Warum glauben Sie, dass sie nichts sagt … weil sie sich eine Verteidigungsstrategie überlegt oder weil sie noch nicht realisiert hat, was da passiert ist?“
„Eindeutig Antwort zwei … wenn ich schon nur zwei zur Auswahl habe …“
„Okay … holen Sie eine Ärztin, die überprüft, ob sie überhaupt vernehmungsfähig ist … und lassen Sie nicht zu, dass Strasser sie verhört …“
„Bitte? Wie soll ich das machen? … Schon an seinen Dienstgrad gedacht?“
„Okay … dann geben Sie ihn mir …“
Um vier Uhr nachmittags hatte Bergmann einen ersten Bericht auf dem Schreibtisch. Kein Geständnis, aber auch nichts, das auf einen anderen Täter als die Exfrau des Opfers hinwies. Keine Einbruchsspuren, Fingerabdrücke an der Tatwaffe ausschließlich von ihr, Todeszeitpunkt gegen fünf Uhr früh, kaum Abwehrverletzungen, aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie ihren Ex im Schlaf getötet. Motiv? Wäre der Mord ein Jahr früher passiert, hätte es vielleicht nach Notwehr, oder – angesichts der Anzahl der Stiche – zumindest nach einem Verzweiflungsakt einer misshandelten Ehefrau aussehen können. Doch diesmal hatte sie den Mann in ihre Wohnung gelassen – obwohl sie ohne weiteres die Polizei hätte rufen können, sobald er ihr näher als fünfzig Meter kam. Die Nachbarn hatten keinen Streit gehört. Im Bad war ein gebrauchtes Präservativ gefunden worden … das alles musste nicht für einen kaltblütig geplanten Mord sprechen … aber für Staatsanwalt und Richter war es wohl ein aufgelegter Elfmeter. Dann war er jetzt wohl der Letzte, der ihr eine Chance verschaffen konnte. Er beschloss, sie in seinem Büro zu vernehmen.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können wir das Formblatt mit Ihren Personalien später ausfüllen“, sagte Bergmann, nachdem er der Frau eine Tasse Tee hingestellt hatte. Sie nickte, gehorsam, wie ihm schien.
„Haben sich meine Kollegen Ihnen gegenüber korrekt verhalten?“
„Ja …“
„Gut“, Bergmann schwieg für einen Augenblick, „ist der Tee in Ordnung?“
„ …“
„Ich habe hier sehr oft mit Auseinandersetzungen zwischen Paaren zu tun …“, Bergmanns Blick blieb an ihren abgekauten Fingernägeln hängen, worauf sie die Tasse abstellte und die Hände nach innen drehte.
„Rauchen Sie?“
„Ja …“
Bergmann öffnete das Fenster.
„Wenn Sie möchten, können Sie rauchen …“
Sie sah ihn verunsichert an und nestelte eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Bergmann holte ein Feuerzeug aus der Schreibtischlade und gab es ihr.
„Danke …“
„In über neunzig Prozent der Fälle ist es allerdings der Mann, der hier sitzt“, fuhr Bergmann fort. „Dafür werden Frauen, die ihre Männer töten, meistens schwerer bestraft …“
Sie saugte heftig an ihrer Zigarette und sah zum Fenster hin.
„Das ist ungerecht und hängt mit den unterschiedlichen Tathergängen zusammen“, er fragte sich langsam, ob diese einseitige Einvernahme zu irgendwas führen würde, zumal er selbst nicht ganz bei der Sache war, wie er sich eingestehen musste.
„Wenn Männer gegen Frauen Gewalt anwenden, dann so gut wie immer im Wachzustand der Frau … oft ist Alkohol im Spiel, Wut, Frust … und vor Gericht dreht ein guter Verteidiger das schnell zu Totschlag im Affekt oder Körperverletzung mit Todesfolge hin …“
„Haben Sie einen
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