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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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wider deinen Nächsten.
    10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch sein Gut.

    Wie oft habe ich über diesen Geboten nachgedacht?! Immer wieder und wieder hatte ich überlegt, ob sie wirklich von Samiel stammten, ob Moses der Mann war, dessen Gruppe wir in der Wüste Sinai gerettet hatten.
    „ Ist Samiel ihm als Gott erschienen? Hatte er ihm die Steintafeln gegeben? Oder hatte er Moses nur dazu angeregt, über Gesetzestexte nachzudenken?
    War Samiel einer ganz anderen Gruppe erschienen und hatte ganz andere Gebote bewirkt? War Moses wirklich Jahve erschienen?
    Oder ist einfach nur meine eigene Prophezeiung eingetreten und die Menschen hatten es selbständig geschafft, Gebote zu kreieren, die ihnen den Umgang miteinander erleichterten?“
    Ich selbst verbrachte Jahr um Jahr in der Wüste. Ich benötigte nichts zum Leben, dafür hatte Jahve gesorgt, als er mich unsterblich machte.
    Und ich war nicht allein. Stets waren Engel bei mir und umsorgten mich. Und obwohl ich nie eine Antwort bekam, sprach ich mit Jahve. Wenn ich alleine war und niemand sonst mich hören konnte, sprach ich in die Leere und hoffte, dass Jahve mich hören konnte, auch wenn es umgekehrt nicht der Fall war, oder Jahve nicht antwortete.
    Samiel ließ mich dieses Mal ebenfalls nicht alleine. – Zumindest nicht ganz. Jeden Tag kam er, um mit mir zu reden, auch wenn er nie meine Fragen zu seiner „religiösen Leidenschaft“ beantwortete.
    Trotzdem bat er mich jedes Mal darum, mit ihm zu gehen. Aber ich konnte nicht, es war falsch.
    „ Er versucht den Tod rückgängig zu machen!“, spottete Gabriel nach jedem Besuch, doch ich wusste, dass ihm der Tod von Lebewesen ebenso nahe ging, wie meinem Engel.
    Eines Abends überraschte Samiel mich bei einem meiner Monologe mit Jahve. Als ich ihn bemerkte und in sein Gesicht blickte, wusste ich, dass er schon seit einiger Zeit hinter mir gesessen hatte und mir zugehört hat.
    Sein trauriger Gesichtsausdruck erschreckte mich und ich begriff, dass er gelogen hatte, als er auf der Insel gesagt hatte, er könne meine Gebete hören, wie die der anderen Menschen.
    Er konnte meine Gebete ebensowenig hören, wie er meine Gedanken lesen konnte.
    Stumm sah ich ihn an, ein wenig wütend darüber, dass er sich angeschlichen und mich gehört hatte.
    „ Wieso tust du das?“, fragte er leise.
    Verwirrt sah ich ihn an.
    „ Mit Jahve reden?“, erklärte er, an meinem Gesichtsausdruck erkennend, dass ich seine Frage nicht verstanden hatte.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Weil es sich richtig anfühlt“ , war kaum die Antwort, die er hören wollte.
    „ Weil nichts dagegen spricht!“, murmelte ich in dem Bewusstsein, dass meine Aussage nur ein Bruchstück der Wahrheit war.
    Samiel wirkte betroffen.
    „ Jahve hört nicht zu!“, behauptete er.
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. Ich war diese ewige Diskussion leid. „Im Grunde ist es doch erschreckend einfach: Samiel liebt mich, ich liebe ihn. Er macht sich Sorgen um mich, ich mache mir Sorgen um ihn. – Muss es immer um Recht gehen?“
    Betrübt sah ich ihn an.
    „ Nur weil Jahve nicht antwortet, heißt dass nicht, dass Jahve mich nicht hört!“
    Samiel nickte grimmig. „Ja, genau da liegt mein Problem!“, meinte er, erkannte aber an meiner ablehnenden Haltung, dass ich auf gar keinen Fall über Jahve reden wollte.
    Schicksalsergeben seufzend nahm mein Engel mich in die Arme, um an meiner Seite zu ruhen und die Nacht über bei mir zu wachen, wie er es so oft getan hatte.

    Bei Sonnenaufgang gab er mir einen Kuss und verließ mich. – Und kam nicht wieder! Als hätte ihn mein einseitiges Gespräch mit Jahve in seinem Innersten getroffen, blieb er fern.
    Nach zwei Wochen begriff ich traurig, dass er nicht wiederkommen würde. Leise rief ich seinen Namen in der Wüste, wandte mich in alle Himmelsrichtungen, bis die Einöde mein Herz umzingelt und eingeschlossen hielt.
    Gabriel wich nicht von meiner Seite. Ich ahnte, dass er mir etwas verschwieg. Sein melancholischer Gesichtsausdruck, seine Unruhe, alles sprach für meine Annahme. – Und er schien darauf zu warten, dass Samiel kam. Er war nicht so sehr wegen mir besorgt, sondern wegen meines Erzengels.
    Erst nach einigen weiteren Wochen brachte ich es übers Herz, Gabriel zu fragen, was wirklich los sei.
    Sein Blick war ernst, als er mir das Unglaubliche verkündete: „Jahve hat Samiel rausgeworfen!“
    Schlagartig erinnerte ich mich daran, dass Samiel schon einmal aus dem Himmel verbannt worden

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