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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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schlug die Hände vor mein Gesicht, um meinen Gesichtsausdruck zu verstecken. „Und das ist die tolle Idee?“, murmelte ich.
    „ Widersprich deinem Gott nicht!“, forderte mich Samiel auf, doch ich wusste, dass er hinter mir schmunzelte, weil er dasselbe dachte.
    Als ich die Hände wieder herabnahm, stupste Jesus mit dem Zeigefinger meine Nase.
    „ Wenn du nicht verstehst, dann glaube!“, riet er. Dann forderte er uns auf, mit ihm zu gehen.
    Stumm folgten Samiel und ich unserem Gott zu den 11 Jüngern, die in einiger Entfernung außer Sichtweite gewartet hatten.
    Die Männer beäugten mich skeptisch als einzige Frau in ihrer Mitte, so nah bei ihrem Vertrauten, ihrem Jesus. Aber sie sagten kein Wort gegen meine Anwesenheit, sondern folgten Samiel mit verhalten missmutigen Blicken, der die Führung übernahm und der Gruppe voran marschierte.
    Jesus nahm mich ein wenig zur Seite.
    „ Du hast keine Lust, mir Haupt und Füße mit Nardenöl zu salben?!“, für einen Mann, der wusste, dass er Gott war, klang er bei seiner Frage kleinlaut.
    „ Nur über meine Leiche!“, fauchte ich und ging einen Schritt schneller.
    „ Dann kannst du bei dem Essen nicht bei uns bleiben!“, flüsterte er leise.
    Zornig und überrascht atmete ich hörbar ein. „Das klingt verdammt nach Erpressung!“
    Jesus lächelte gütig, sagte aber nichts. „Er weiß genau, wie neugierig du bist!“, verfluchte mich meine innere Stimme.
    Wütend folgte ich der Gruppe in ein Haus, wo wir von einem Mann namens Simon herzlich begrüßt wurden. Jesus sprach leise mit ihm, woraufhin Simon mir zulächelte.
    „ Das ist doch alles abgekartet!“
    Ich ballte die Hände und schluckte meine Wut hinunter, wo sie unaufhörlich weiter an mir nagte. „Wehe es lohnt sich nicht!“
    Simon führte die Männer in eine abgetrennte Stube und hieß mich Draußen warten. Als er wiederkam, reichte er mir einen Krug. „Das darf doch gar nicht wahr sein!“
    Auffordernd winkte mich Simon zu den sitzenden Männern. Mein Stolz grummelte in mir, als ich langsam auf einen lächelnden Jesus zuschritt.
    Ich achtete nicht auf Samiel, der überrascht einatmete und nicht auf die erstaunten Gesichter der anderen Jünger, sondern hielt Augenkontakt zu Jesus. „Bilde dir bloß nichts darauf ein!“ Am liebsten hätte ich ihm das Öl über den Kopf gegossen und angeschrieen.
    Stattdessen entkorkte ich den Krug und schüttete ich mir ein wenig von der Flüssigkeit in die linke Hand. Der penetrante Geruch nach Nadelholz stieg mir in die Nase und schien die Situation noch unwirklicher werden zu lassen, als ich sie ohnehin empfand.
    Vorsichtig verrieb ich das teure Öl in meinen Händen, versuchte das schmierige Gefühl zu ignorieren und ließ meine Finger durch Jesus Haare gleiten.
    Er schloss die Augen und seufzte leise. Ich spürte, wie er sich entspannte und meine Berührung genoss.
    Auch Samiel entging nicht, dass Jesus nicht nur die Tatsache genoss, dass jemand sein Haupt salbte, sondern dass er es genoss, von mir berührt zu werden.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er mit sich kämpfte, um nicht laut zu werden. Mit bedrohlich zusammengekniffenen Lippen beobachtete er jede meiner Bewegungen.
    Jesus öffnete seinen Augen und fing meinen Blick ein. Eine stumme Aufforderung ließ mich vor ihm niederknien und mit neuem Öl seine Füße zu benetzen.
    Das gab Samiel den Rest. Zornig sprang er auf und seine Augen funkelten bedrohlich, als er Jesus anging: „Was soll diese Vergeudung? Mit dem Geld für das Öl hätten wir den Armen helfen können!“
    Immerhin hatte er sich noch genug unter Kontrolle, um einen – auch für die anderen Jünger verständlichen – Vorwand für seine Wut zu finden.
    Auch die anderen Jünger wandten sich nun empört gegen mich.
    Doch Jesus lächelte beschwichtigend: „Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme um euch, denen ihr Gutes tun könnt, mich aber habt ihr nicht allezeit.“
    Er beugte sich zu mir herab und strich mir zärtlich durch die Haare. Samiels Nasenflügel bebten vor unterdrückter Wut, als er beobachten musste, wie sein Gott mich liebkoste.
    Jesus blickte hoch und sah Samiel ins Gesicht. „Sie hat getan, was sie konnte. Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.“
    „ Nein!“
    Ich blickte auf Jesus Füße, um nicht in Tränen auszubrechen oder schlimmer, um nicht auf ihn einzuschlagen.
    Hinter und neben mir hörte ich die überraschten, aufgeregten

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