Engelherz - Band 1-3
wusste es.
Betroffenheit lag in seinem Blick, als ich fortfuhr: „Aber das bedeutet nicht, dass ich gutheiße, was du hier gerade machst.“
Als ich seinem Blick begegnete, war ich erstaunt über die Trauer und das Bedauern, welches Jesus für mich bereithielt. Ich lenkte ein: „Was genau versprichst du dir von deiner Menschwerdung? Was hast du hier vor?“
Er schenkte mir ein schiefes Lächeln. „Ich gebe den Menschen ihre Religion. Einen für sie gestorbenen Gott, einen für sie wieder auferstandenen Gott. Die Hoffnung. Ich gebe den Menschen Liebe, ich predige Nächstenliebe.“ Jesus beendete seine Aufzählung und sah irritiert an mir vorbei. Ich drehte mich um. Samiel war leise und beinahe unbemerkt hinter mich getreten.
Jahve strahlte uns beide an und ignorierte Samiels Hand auf meiner Schulter, die mich sowohl beruhigen, als auch mich als seinen Besitz kennzeichnen sollte.
„ Und ich tue, worum Samiel mich wiederholt gebeten hat!“
Fragend sah ich meinen Engel an. Samiel schwieg und wirkte abweisend. Als ich meinen Blick nicht von ihm nahm, meinte er mit zusammengepressten Lippen: „Doch zu welchem Preis?“
Mein Blick irrte zwischen Jesus und Samiel hin und her. Was hatten die beiden vor?
Jesus lächelte und strahlte solch eine Ruhe und Sicherheit aus, die genügte, um jedem halbwegs intelligenten Menschen als göttlich aufzufallen.
Trotzdem beunruhigte mich das Gefühl, dass es zwischen Jahve und meinen Engel etwas gab, was keiner von beiden bereit war, mir mitzuteilen. Etwas, was mir unter keinen Umständen gefallen würde.
„ Ich bin als Mensch auf die Erde gekommen, lebe als Mensch unter den Menschen und werde als Mensch sterben!“, fasste Jesus zusammen.
„ Aber du lebst nicht einfach nur daher, sondern du predigst, du erzählst von einer Hölle die es nicht gibt und einem Himmel, den die Menschen nach ihrem Tod nie sehen werden!“, ich war aufgebracht und sah Samiel hilfesuchend an, doch der schüttelte nur leicht den Kopf.
Ich schüttelte mich vor Grauen, als mir Samiels Beschreibung der umherdrifftenden Seelen wieder einfiel. Ich schloss meine Augen und fühlte mich, als wenn die unglaubliche Leere in dem die körperlosen Seelen um die Erde schwebten in meinem Inneren war. Grenzenlos.
Ich öffnete meine Augen und hatte das Gefühl, Dunkelheit und Leere zu verströmen.
Samiel verstärkte beruhigend seinen Griff auf meiner Schulter.
„ Durch meinen Tod werde ich die Seelen – die auserwählten Seelen – in den Himmel bringen!“, Jesus Stimme enthielt ein Versprechen und eine Verlockung und trotzdem wollte die Leere in mir nicht weichen.
Ich räusperte mich, um mir noch eine Sekunde zu verschaffen und meine Gedanken zu ordnen. „Und welche Seelen sind die richtigen und welche die falschen?“, fragte ich und sah von Jesus zu Samiel, um keine mimische Kommunikation zwischen den Beiden zu verpassen. „Und was geschieht mit den anderen?“
Jesus wich meinem Blick aus, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er sich die Antwort schon lange zuvor überlegt hatte.
Ich drehte mich zu Samiel. Dieser wirkte ungewohnt schwermütig und schien seine Wut nur mühsam unterdrücken zu können.
„ Frag lieber nach seinem Tod!“, meinte er anklagend und zeigte auf Jahve.
Obwohl ich wusste, dass seine Worte nur dazu diente, von meiner Frage abzulenken, ging ich darauf ein und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Jesus.
„ Mein Sterben wird ein Öffentliches sein! Ein Symbol für alle, die an den Kreislauf des Lebens glauben! Ein Symbol für die Seele und die Auferstehung durch die Seele.“
Vorwurfsvoll erwiderte mein Engel Jahves Blick, wagte es aber nicht, zu widersprechen. Doch sein Gesichtsausdruck bot genug Anhaltspunkte um Rückschlüsse auf seine Gedanken zuzulassen.
„ Ich habe Wunder vollbracht, Blinde sehend gemacht, Tote zum Leben erweckt und Dämonen ausgetrieben. Ich habe Streitgespräche mit den Pharisäern geführt und ich habe den Menschen Hilfestellung für ihr Leben miteinander geboten!“, fasste Jesus seine bisherigen Taten zusammen, obwohl ich sein Leben schon von Gerüchten und Erzählungen kannte.
Samiel hob an, um etwas zu sagen, doch Jesus hob abwehrend die Hand. „Ich habe nichts getan, was du nicht auch schon getan hättest, mein erster Engel!“
„ Aber du wirst noch!“, flüsterte Samiel leise.
Jesus strahlte. „Ich werde den Opfertod stellvertretend für alle Menschen sterben und dann wieder auferstehen, um gen Himmel zu fahren.“
Ich
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