Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)
Kaffee bitten?«, fragte er, wobei er darauf achtete, seine Stimme freundlich klingen zu lassen.
Die Wangen des Dienstmädchens färbten sich in einem hübschen Rot, doch sie schenkte ihm mit ruhiger Hand ein.
»Vielen Dank.«
Sie nickte und senkte den Kopf, ehe sie zu dem großen Tisch ging und die Kanne dort abstellte. Niemand achtete auch nur im Geringsten auf sie, und Noel fragte sich – auch hinsichtlich einer möglichen Komplizenschaft bei dem versuchten Anschlag –, wie viel die Bediensteten hörten und was sie sich alles merkten.
In der kleinen offiziellen Bibliothek, in der sie ihre täglichen Angelegenheiten regelte, starrte Nimra Augustus quer durchs Zimmer an. »Du weißt, dass ich meine Meinung nicht ändern werde«, sagte sie. »Und doch beharrst du darauf.«
Der große, kräftige Mann, dessen Haut wie dunkles Mahagoni glänzte, ließ seine rostroten, von Weiß durchzogenen Flügel ein Stück aufspringen, während er die Hände vor der Brust verschränkte. »Du bist eine Frau, Nimra«, dröhnte er. »Es ist unnatürlich, dass du allein lebst.«
Andere weibliche Engel hätten Augustus an diesem Punkt etwas Gemeines angetan. Sie lebten nicht in einer Gesellschaft, in der Macht nur den Männern vorbehalten war. Der mächtigste Erzengel war Lijuan, und sie war ganz eindeutig eine Frau. Oder war es zumindest gewesen. Was sie seit ihrer »Entwicklung« wirklich war, wusste niemand.
Nimra hatte das Kreuz zu tragen, dass Augustus ein Freund aus Kindertagen war. Er war keine zwanzig Jahre älter als sie, was angesichts der Länge eines Engelslebens so gut wie nichts war. »So weit«, sagte sie zu Augustus, »reicht unsere Freundschaft nicht.«
Dieser Hornochse von Mann lächelte sein riesiges Lächeln, bei dem für sie jedes Mal die Sonne aufging. »Ich würde dich wie eine Königin behandeln.« Er ließ die Arme sinken und legte die Flügel auf dem Rücken zusammen, während er das Zimmer durchquerte. »Ich bin nicht Eitriel, das weißt du.«
Beim Klang dieses Namens zog sich ihr Herz zu einem festen Knoten aus Schmerz zusammen. So viele Jahre war es jetzt her, und noch immer war die Wunde nicht verheilt. Sie vermisste Eitriel nicht mehr, aber sie vermisste das, was er ihr genommen hatte, und sie verabscheute die Narben, die er bei ihr hinterlassen hatte. »Wie dem auch sei«, sagte sie und trat geschwind ein Stück zur Seite, als Augustus sie in die Arme schließen wollte. »Meine Entscheidung steht fest. Ich werde mein Leben nie wieder an das eines Mannes binden.«
»Was bin dann ich für dich?«, erklang eine raue Männerstimme von der Tür her. »Ein bedeutungsloser Zeitvertreib?«
4
Überrascht hob Nimra den Blick und sah in die kühlen blauen Augen eines Vampirs, der nicht hätte hier sein dürfen.
Im selben Moment donnerte Augustus: »Wer ist das?«
»Der Mann, den Nimra erwählt hat«, sagte Noel, und Nimra wusste, dass die Respektlosigkeit in seiner Stimme beabsichtigt war.
Augustus’ gewaltige Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich werde dir dein dürres Genick brechen, Blutsauger.«
»Aber achte auch darauf, mir den Kopf ganz abzureißen, sonst kann ich mich regenerieren«, gab Noel affektiert zurück und brachte seinen Körper in Kampfstellung.
»Es reicht.« Nimra hatte keine Ahnung, was Noel sich dabei dachte, aber darum würde sie sich kümmern, nachdem sie das Problem mit Augustus aus der Welt geschafft hatte. »Noel ist mein Gast«, sagte sie zu dem anderen Engel, »ebenso wie du. Wenn du dich nicht wie ein zivilisiertes Wesen benehmen kannst – hier ist die Tür.«
Augustus knurrte sie regelrecht an, was von den vielen Jahren zeugte, die er als Krieger an Titus’ Hof mit Eroberungen und Plünderungen zugebracht hatte. »Ich habe auf dich gewartet, und du lässt mich für so ein hübsches Vampir-Jüngelchen fallen?«
Nimra wusste, dass sie hätte verärgert sein müssen, doch sie empfand nichts als genervte Zuneigung. »Glaubst du wirklich, ich wüsste nichts von dem Harem tanzender Mädchen, den du in deinem Schloss unterhältst?«
Er besaß den Anstand, den Kopf ein wenig zu senken. »Keine von ihnen ist wie du.«
»Was vergangen ist, ist vergangen«, flüsterte sie und legte eine Hand auf seine Brust, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss aufs Kinn drückte. »Eitriel war unser beider Freund, und er hat uns beide hintergangen. Du brauchst nicht dafür zu büßen.«
Er nahm sie in seine festen, starken Arme. »Du bist keine Buße,
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