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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Essen mit ihr darüber diskutieren wollte, dass in Afrika Menschen an Hunger starben.
    »Gar nichts machst du falsch«, versuchte Margot nun, ihr Spiegelbild zu trösten. »Vielleicht ist es einfach nur das große Finale der Pubertät.«
    Vielleicht, dachte sie. Hoffte sie. Dabei gönnte sie Doro die Reise. Würde sicher ihren Horizont erweitern. Sie würde am Dienstag auf jeden Fall zum Flughafen fahren. Schon allein, um den Freund kennenzulernen.
    »Wird schon wieder«, versprach sie ihrem Spiegelbild.
    Das nickte. Und Margot sah die Träne, die sich aus seinem rechten Auge stahl.
    Sie wandte sich ab. Das Spiegelbild musste ohne sie weiterheulen.
    Warum, verdammt noch mal, hatte sie in letzter Zeit so nah am Wasser gebaut?
    Sie tupfte sich übers Gesicht, dann ging sie wieder ins Büro.
    »Alles okay?«, fragte Horndeich.
    »Jaja, alles paletti.«
    »Gut. Denn wir müssen los. Da hat eine Frau zwei Leichen gefunden. Und es sieht nicht nach einem natürlichen Tod aus.«
    Margot parkte den Wagen an der angegebenen Adresse. Die Kollegen der Spurensicherung waren bereits eingetroffen. Vor dem Gartenzaun des großen Hauses warteten zwei Kollegen der Schutzpolizei, Polizeikommissar Bernd Süllmeier und eine junge Kollegin, die Margot nicht kannte, deren Namensschild und Uniformabzeichen sie aber als Polizeikommissaranwärterin Unterreuter auswiesen. Daneben stand eine junge Frau ohne Uniform. Wahrscheinlich die Dame, die den Leichenfund gemeldet hatte.
    Margot und Horndeich stiegen aus.
    Süllmeier grüßte sie: »Moin, Frau Hesgart. Ich sag Ihnen …«, meinte er, dann unterdrückte er ein Aufstoßen. Dann begann er noch mal: »So was habe ich noch nicht gesehen.« Dann schwieg er.
    »Guten Morgen«, grüßte Margot zurück. »Was gibt es?«
    Während Süllmeier sich entschuldigend abwandte, um weiter gegen seinen rebellierenden Magen zu kämpfen, erstattete Frau Unterreuter tapfer Bericht: »Da drin sind mindestens zwei Tote. Also im ersten Raum. Einbruchspuren an der Terrassentür.«
    »Männlich, weiblich? Alter? Hinweise auf die Identität?«
    »Wahrscheinlich ein Mann und eine Frau«, meinte die Polizeikommissaranwärterin. »Keine Ahnung, wie alt.«
    Gut, die Kollegin kam offenbar gerade von der Polizeischule. Würde noch lernen müssen, Informationen knapp und vor allem präzise weiterzugeben. Margot wandte sich nochmals an Süllmeier, in der Hoffnung, von ihm ein paar genauere Angaben zu erhalten: »Das Alter?«
    Statt einer Antwort riss Süllmeier die Augen auf und hechtete in Richtung des Gebüsches neben dem angrenzenden Spielplatz. Dort übergab er sich.
    PKA Unterreuter übernahm wieder: »Die liegen da schon eine Weile. Sehen nicht schön aus. Lauter Maden überall.«
    Das war das Stichwort für die Dame neben Frau Unterreuter, in Tränen auszubrechen. Horndeich und Margot warfen sich einen Blick zu, dann trat Margot auf die junge Frau zu. Die war gute zwanzig Jahre jünger als sie selbst und trug das schwarze, volle Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das weiße Kleid mit den roten Blumen, das sie trug, verbreitete eine sonnige Fröhlichkeit und stand damit im deutlichen Gegensatz zum Gemütszustand der Frau. Margot nickte Horndeich zu, und der verstand. Er würde mit der Spusi ins Haus gehen, Margot würde sich unterdessen um die Zeugin kümmern, die inzwischen an ihrer Schulter schluchzte. Zunächst tätschelte Margot ihr nur die Schulter. Nach wenigen Minuten hatte sich die Dame wieder im Griff.
    »Wie heißen Sie bitte?«, fragte Margot.
    Die Dame wischte sich undamenhaft die Tränen weg. Der Kajalstift zeichnete die Bewegung über der Wange nach. Margot reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    »Jasmin Selderath. Ich bin mit Regine befreundet. Wir sind Kolleginnen an der Christian-Gude-Schule.«
    »Kommen Sie, setzen wir uns doch auf eine der Bänke dort«, schlug Margot vor. Das dreistöckige Haus hatte ein spitz zulaufendes Mansardendach mit holzverschindelten Giebeln. Es umfasste die beiden oberen Stockwerke – schick. Das Haus lag gegenüber der August-Buxbaum-Anlage, einem winzigen Park, der zwischen der Hauptstraße und den Häusern wie ein vergessenes überdimensionales Handtuch wirkte. Die Anlage war gut hundert Jahre alt. So alt, wie Margot sich an diesem Tag fühlte.
    Jasmin Selderath und Margot ließen sich auf einer der Parkbänke nieder. Die Beamten zogen bereits Absperrband quer über die Straße. Und obwohl die Straße recht abseits lag, trafen zuverlässig die ersten Gaffer ein. Margot

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