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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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es nie mehr wiedersehen würde.
    Als sie ging, warf sie einen wehmütigen Blick zurück. Che klemmte den Schwanz zwischen die Hinterbeine und jaulte leise.
    »Was war denn das?«, fragte Horndeich, nachdem sich die Tür hinter Doro geschlossen hatte.
    »Keine Ahnung.« Sandra schmiegte sich an ihn. »Noch Lust auf ein paar Minuten Bond?«
    Horndeich nickte. Sowohl er als auch Sandra hatten eine Vorliebe für den britischen Agenten. Im Gegensatz zu den meisten James-Bond-Fans diesseits der fünfzig hatte Sandra sogar alle Romane von Ian Fleming gelesen. Sie und Horndeich hatten sich vorgenommen, einmal nacheinander alle Bond-Filme in der Reihenfolge ihrer Entstehung zu schauen. Derzeit lag Der Mann mit dem goldenen Colt im DVD-Player. Roger Moore als der Held. Christopher Lee mit drei Brustwarzen als der Schurke.
    James-Bond-Filme hatten einen großen Vorteil: Es war unmöglich, den Faden der Handlung zu verlieren – Sandra konnte die Kleine stillen, Horndeich sorgte für Chips-Nachschub –, und dann ging’s weiter. Selbst ganztägige Unterbrechungen brachten den Agenten nicht aus dem Konzept. Bond war da sehr genügsam.
    Sie kuschelten sich aufs Sofa und starteten den Film. Nun, der Colt war nicht golden, und er war kein Colt. Aber bei derlei Kleinigkeiten durfte man nicht so pingelig sein. Dann brauchte man sich auch nicht über fliegende Autos zu wundern. Wie zum Beispiel gerade über den zum Flugzeug umgerüsteten AMC Matador Coupé. Horndeich geriet immer in Verzückung, wenn er die alten Wagen sah. Der AMC hatte wenigstens noch Schwung in der Seitenführung der Karosserie. Und die vier runden Rücklichter waren so groß, wie die Designer von BMW und Fiat es sich nie getraut hatten, sie zu gestalten.
    Sandra küsste Horndeichs Hals und arbeitete sich gerade zum Ohr vor. James ließ sich ja zum Glück an jeder Stelle stoppen.
    Doch dann klingelte Horndeichs Handy.
    Auch Sandra hatte bei der Darmstädter Polizei gearbeitet. Sie wusste, dass ein Anruf nach 22 Uhr im besten Fall Ärger, im schlimmsten Fall Arbeit bedeutete.
    Horndeich sah aufs Display. Seine Kollegin Margot Hesgart. Er schaltete das innere Programm auf Job und nahm das Gespräch an. »Ja?«
    »Hallo Horndeich. Sorry, dass ich störe. Aber da hat sich eine Frau vor den Zug geworfen. Wir müssen hin.«
    »Okay. Wo?«
    »Odenwaldbahn Richtung Traisa. Ich beschreib dir den Weg. Du fährst erst mal zur Uni an der Lichtwiese, dann …«
    »Margot, ich hab schon ein bisschen Wein intus …«
    »Alles klar, ich hol dich ab. Bin in zehn Minuten da.«
    Dann hatte sie aufgelegt.
    »Du musst los?«
    »Ich muss los. James muss warten.«
    In diesem Moment erwachte Stefanie und begann zu schreien. Zeit für eine Runde knoblauchfreie Milch.
    Der Tatort war weiträumig abgesperrt. Margot und Horndeich standen am Flatterband, das vom Bahnübergang zu ihren Füßen mehr als zweihundertfünfzig Meter bis zur Front des Triebwagens reichte, auf dessen Rückleuchten sie nun blickten. Sie waren nur schwach zu erkennen, denn der gesamte Bahndamm war in gleißend helles Flutlicht gehüllt.
    Blaulichter zuckten, vom Notarzt-und Rettungswagen sowie von mehreren Feuerwehrfahrzeugen. Füchse, Damwild und Wildschweine hatten sich angesichts solchen Trubels in ihrem Terrain tunlichst in Sicherheit gebracht.
    Der Unfallort lag mitten im Wald zwischen Darmstadt und Traisa.
    »Kein schöner Anblick«, sagte ein hagerer Fünfzigjähriger, dessen Uniform ihn als einen Kollegen der Bahnpolizei auswies. »Kresper mein Name.«
    Margot stellte sich vor, reichte ihm die Hand, und Horndeich tat es ihr nach. Margot war zehn Jahre älter als ihr Kollege Horndeich.
    »Wissen Sie schon genau, was passiert ist?«
    »Nur, dass eine junge Frau überfahren worden ist. Der Körper – nun – er ist ziemlich zerstört.«
    »Haben Sie schon in Erfahrung gebracht, wer sie ist?«
    »Nein. Die Kollegen suchen den Bahndamm ab. Wir haben wohl die meisten Körperteile gefunden. Aber noch keine Handtasche oder so etwas. Kommen Sie, ich bringe Sie zu unserem Notfallmanager, Ferdinand Muttl.« Er hob das Absperrband, Margot und Horndeich bückten sich darunter hindurch.
    Kresper eskortierte die beiden entlang des Bahndamms. Ein Kollege der Schutzpolizei, der keine zehn Meter entfernt stand, starrte ins Dickicht. Margot folgte seinem Blick und erkannte den Arm im Gestrüpp, bevor sie das Gesicht abwenden konnte.
    »Scheiße«, brummte Horndeich, der offenbar den Blick in die gleiche Richtung gelenkt

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