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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kinderspielplatz in Form eines kaiserlichen Schmuckkästchens errichtet worden.
    Als gärtnerisches Prachtstück war eine Wechselflorpflanzung in Form einer überdimensionalen begehbaren Königskrone angekündigt.
    Hans Kleinkauf ging weiter. Er liebte seine Stadt, er war hier geboren und aufgewachsen und er würde hier sterben.
    Im Großen und Ganzen empfand er die Bundesgartenschau als eine Aufwertung für Koblenz. Vieles war fantasievoll und die Sinne anregend durchdacht. Auch wenn er fand, dass man manches übertrieb. Alles Echte wirkte durch sich, war seine Meinung, und brauchte im Grunde keine Inszenierung. Andererseits war eine Gartenschau nun mal eine einzige Inszenierung, eine Präsentation seines Berufsstandes, um aller Welt zu zeigen, was man so draufhatte.
    Dass die Parkplätze am Schlosspark und am Clemensplatz jetzt zu einer grünen Parklandschaft umfunktioniert worden waren, freute ihn ebenfalls. Der Blick auf die Blechlawine hatte ihn jedes Mal gestört, wenn er zusammen mit seiner Frau das Theater besuchte. Es war richtig, dass Pflanzen und Bäumen Vorrang eingeräumt wurde gegenüber Autos, die in der neu gebauten Tiefgarage besser aufgehoben waren.
    Plötzlich stutzte er. In einem blühenden Stiefmütterchenbeet rund um den Obelisken stand ein Arbeiter und hob Erde aus. Im Aushub waren verwelkte und abgestorbene Pflanzen zu erkennen.
    Merkwürdig. Vor ein paar Tagen noch hatte das Beet in schönen satten und aufeinander abgestimmten Farben geleuchtet. Hans winkte dem Arbeiter zu. Es war Achmed, ein Türke, dem er wiederholt auf seinen Rundgängen begegnet war und mit dem er manches Schwätzchen gehalten hatte.
    »Hallo, Achmed!«, rief er. Der sehnige, dunkelhäutige Mann sah auf. Als er Hans Kleinkauf erkannte, lächelte er.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte der ehemalige Gärtner.
    Achmed winkte ab. »Idioten«, schnaubte er. »Haben Blumen kaputt gemacht mit Gift. Achmed darf’s wiedergutmachen. Kann nicht verstehen, was Menschen denken. Ob überhaupt denken.«
    Das fragte sich Hans Kleinkauf auch manchmal.

5
    Franca begann, die überquellenden Ablagekörbchen auf ihrem Schreibtisch zu leeren. Eingänge und Ausgänge. Sie erledigte einige Schreibarbeiten und las die Hausnachrichten. Das BKBL-Blatt des Bundeskriminalamtes, das über aktuelle spektakuläre Fälle und Fahndungen informierte, studierte sie etwas genauer als sonst. Die Umlaufmappe mit den neuen Dienstanweisungen, die schon seit ein paar Tagen auf ihrem Schreibtisch lag, zeichnete sie ab und reichte sie an Hinterhuber weiter. Als sie die Lehrgangsangebote sichtete, dachte sie, dass sie sich eigentlich wieder für eine der Fortbildungen anmelden könnte. Wann war sie das letzte Mal bei einem Lehrgang gewesen? Das war schon eine geraume Weile her.
    Der Tag verlief ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Am Abend hatte sie einen beträchtlichen Berg der anfallenden Arbeiten erledigt, zu denen sie sonst kaum kam. Dennoch vermittelte ihr ein Blick über ihren Schreibtisch den Eindruck, nur einen Bruchteil aufgearbeitet zu haben.
    »Ich mach dann mal Feierabend.« Franca packte ihre Sachen zusammen, nahm Jacke und Tasche und stand auf. Sie freute sich darüber, das Büro pünktlich verlassen zu können, was eher die Ausnahme als die Regel war.
    »Was Besonderes vor?«, fragte Hinterhuber.
    »Bisschen bummeln. Es ist so schön draußen. Der Frühling lockt. Ich komm ja sonst kaum dazu.«
    »Veronika, der Lenz ist da«, begann ihr Kollege zu trällern.
    »Die Vögel singen trallala«, fiel sie lachend ein. Spitzbübisch warf sie ihm eine Kusshand zu. Sie mochte diese entspannte Atmosphäre, die momentan im Büro herrschte. Das war beileibe nicht immer so. Und wahrscheinlich war es wieder nur die Ruhe vor dem Sturm. Dessen musste man sich an einem Arbeitsplatz wie diesem im Klaren sein.
     
    Normalerweise legte sie den Weg von ihrer Wohnung zum Präsidium mit dem Auto zurück. Doch in letzter Zeit hatte sie sich für eine langsamere Gangart entschieden. Nicht zuletzt deswegen, weil die Stadt durch die vielen Baumaßnahmen ständig verstopft war und man sogar bisweilen den Oberbürgermeister auf einem Roller erblicken konnte, weil er mit diesem Gefährt schneller vorankam. Mit empfänglichen Sinnen schlenderte sie durch die Koblenzer Straßen und nahm die vielen Veränderungen ringsum wahr. Der Frühling lächelte an allen Ecken. Überall schien die Natur zu bersten und stellte ihre schönsten Farben, Formen und Düfte zur Schau.
    Als

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