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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nutzen. Er wollte nicht zu jenen alten Männern gehören, die in der Vergangenheit lebten. Er wollte das Heute, das jeden Tag stattfand, annehmen und das Gute und Schöne darin erkennen. Er hatte begonnen, den Garten umzugestalten. Ein wenig nur, hier und da ein paar Akzente gesetzt und ein paar Pflanzen neu arrangiert. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Auch Stephanie hatte sich wohlwollend darüber geäußert. Außerdem hatte er sich auf ein altes Hobby besonnen, das Singen, das er vernachlässigt hatte, als Ellie krank geworden war. Er war einem Gospelchor beigetreten, der nicht nur religiöse, sondern auch flotte, moderne Lieder im Repertoire hatte. Einmal in der Woche war Probe und manchmal hatten sie kleine Auftritte. Die Gemeinschaft gab ihm viel, er kam auf andere Gedanken, all dies ließ ihn seine Einsamkeit zeitweise vergessen.
    Nun schaute er zum Fenster hinaus. Nach wie vor warfen die hohen Fichten, die die Grenzlinie zwischen seinem und Stephanie Klaussners Garten markierten, wie üblich ihre Schatten, aber das würde bald der Vergangenheit angehören. Er hatte sich mit ihr darüber geeinigt, dass die Fichten im Herbst gefällt und durch eine niedrige Ligusterhecke ersetzt wurden. Auf diese Weise würden seine grenznahen Pflanzen endlich mehr Licht und Nahrung bekommen.
    Stephanie und der junge Mann, der seit Kurzem bei ihr ein und aus ging, saßen auf der Terrasse. Sie unterhielten sich angeregt. Sie sprühte vor Lebendigkeit. Ab und zu erklang ein helles Lachen. Der junge Mann passte gut zu ihr. Sie hatte viel mitgemacht in den letzten Monaten und Hans Kleinkauf gönnte ihr diese neue Beziehung aufrichtig, obwohl da ein kleines bisschen Trauer in seinem Herzen mitschwang. Er war froh, dass er seine Gefühle ihr gegenüber nicht offenbart, sondern für sich behalten hatte. Nichtsdestotrotz hatte er sie empfunden und diese Euphorie hatte ihm – wenn auch nur kurz – zu einer ungeahnten Lebendigkeit verholfen.
    Dafür war er dankbar. Das war etwas, was ihm keiner mehr nehmen konnte und was ihn für die Zukunft rüstete. Ein zu Ende geträumter Traum, der ihn ein bisschen dabei unterstützte, den eingeschlagenen Weg voranzuschreiten und sein weiteres Leben auf interessante Weise zu gestalten.
    Er lächelte, als er die Bettdecke mit dem geblümten Muster glattstrich und an die Italienreise dachte, die er gebucht hatte. Nächste Woche war es so weit, und die Vorfreude versetzte ihn regelrecht in Aufregung. Es war eine Busreise, alles wurde organisiert, man brauchte sich um nichts zu kümmern, und nette Leute, denen er sich anschließen konnte, traf er dort auch, da war er zuversichtlich. Das Eigentliche, das, was das Leben im Grunde ausmachte, war, mit sich im Reinen zu sein, offen auf seine Mitmenschen zuzugehen und jeden Moment bewusst zu erleben. Egal, ob dieser schön war oder schmerzte. Alle machten ähnliche Erfahrungen, mal stand man in der Sonne und mal im Schatten, erlebte Höhen sowie Tiefen. Das Risiko, verletzt zu werden, war immer gegenwärtig. Vollkaskoversicherung gab es dafür nicht, obwohl man sich das manchmal aufrichtig wünschte. Das Leben, eine lange, sonnige Gerade? Wie langweilig! Erst durch die Tiefen, die es zu überwinden galt, wusste man die Höhen wieder zu schätzen. Immer gab es Überraschungen. Und die Niederlagen stachelten dazu an, es künftig besser zu machen. Der Mensch, auch wenn er auf sich allein gestellt war, hatte sehr viel in der Hand. Das hatte Hans Kleinkauf für sich erkannt.
    ›Hab ich es dir nicht immer gesagt?‹, meinte er, Ellies Stimme zu vernehmen. Es war ein Glück gewesen, ihr begegnet zu sein und so viele schöne Jahre mit ihr verbracht zu haben. War er nicht ein beneidenswerter Mensch?

Nachwort und Dank
    Dies ist der dritte Roman um die beiden Koblenzer Kommissare Franca Mazzari und Bernhard Hinterhuber.
    Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BUGA haben dieses Vorhaben unterstützt. Fachkundige Führungen ermöglichten es mir, auch nicht öffentlich zugängliche Schauplätze so authentisch wie möglich zu beschreiben.
    Selbstverständlich sind sämtliche Handlungen und Personen im Roman frei erfunden.
    Ich möchte ausdrücklich betonen, dass glücklicherweise in der Realität niemand auf die Idee gekommen ist, der Bundesgartenschau in der im Buch beschriebenen Weise Schaden zuzufügen. Einer Krimiautorin sei dies jedoch verziehen – wir können nicht anders! Und Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wollen es wahrscheinlich auch nicht

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