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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Blick nicht von dem kaum mehr menschlichen Gesicht mit den klaffenden Augenhöhlen und dem Mund voll stummer Schreie. »Vielleicht solltest du bei der Wahl deiner Verbündeten wachsamer sein.« Inzwischen war er sich sicher, dass Lijuan Charisemnon den Befehl über ihre wiedergeborenen Streitkräfte überlassen hatte.
    Lijuans Gesicht verschwand, ohne dass sie ihm eine Antwort gegeben hätte. Aber in den folgenden Stunden berichtete niemand mehr von neuen Heimsuchungen. Nur mit den Kreaturen, die bereits auf Raphaels Gebiet ihr Unwesen trieben, mussten sie sich noch befassen. Das erwies sich als keine leichte Aufgabe, obwohl Jason sie vorgewarnt hatte und alle Betroffenen wussten, was sie von Lijuans »verbesserter« Version ihrer Geschöpfe zu erwarten hatten.
    Diese Wiedergeborenen schlurften nicht mehr, sie rannten, wenn auch in einem krebsähnlichen Gang. Sie trauerten auch nicht mehr, weil sie in ihrem toten Leib gefangen waren, sie waren mitnichten gebrochene Geschöpfe. Sie waren Wesen ohne jegliches Bewusstsein, die nur eines wollten: sich an lebenden Körpern nähren.
    Nicht lange, und Raphaels Leute mussten entdecken, dass Charisemnon die Hafenstadt New York nicht vergessen hatte.
    »Hilfe!« Entsetzt beobachtete Elena die Wiedergeborenen, die an der Seite des Kreuzfahrtschiffes hinabkletterten. Das Schiff hatte offenbar in den frühen Abendstunden im Hafen angelegt, gleich nachdem es endlich aufgehört hatte zu regnen. Man hatte es unter Bewachung gestellt, weil es vor einigen Wochen, vor Beginn der Feindseligkeiten, auf Charisemnons Territorium haltgemacht hatte, und es hätte innerhalb der nächsten halben Stunde gründlich durchsucht werden sollen, um zu entscheiden, wer von den Passagieren an Land gehen durfte und wer nicht.
    Aber dann hatte einer der Hafenarbeiter an Deck die blutbespritzten »Gäste« entdeckt.
    »Wieso haben die nicht mitbekommen, dass sie diese Wesen an Bord haben?« Elena zielte und traf einen besonders schnellen Wiedergeborenen, der es bis auf den Pier geschafft hatte, mit ihrem Armbrustbolzen mitten ins Herz. Er würde sich erst einmal nicht mehr bewegen können.
    Sie hatten es endlich geschafft, das Flutlicht einzuschalten. So lag der Pier wenigstens nicht mehr im Dunkeln, was die Arbeit wesentlich erleichterte.
    Illium, der sich neben ihr aufgebaut hatte, zog Lightning aus der Scheide, das Schwert, ein glitzernder Bote des Todes. »Man kann ja niemanden mehr befragen, aber ich würde darauf tippen, dass Charisemnon gleich ein ganzes Deck für seine ›Reisegruppe‹ gebucht und dann jemanden bestochen oder bedroht hat, damit der diese Kreaturen des Nachts, vor allen anderen Passagieren, an Bord lässt. Diese Wiedergeborenen hätte doch sonst niemand durchgelassen, sie sehen überhaupt nicht mehr aus wie Menschen.«
    Er deutete mit der Spitze seines Schwertes auf ein bösartig zischendes Wesen, das gleich auf dem Pier landen würde. Elena sollte es erschießen. »Wahrscheinlich war die ursprüngliche Gruppe der Wiedergeborenen relativ klein, um sie gut in Schach halten zu können. Man wird sie dann mit dem Fleisch lebender Opfer gefüttert haben, die zur gleichen Zeit an Bord gebracht worden sind.«
    »Und sobald sie in New York angelegt hatten, wurden die Wiedergeborenen auf die anderen Passagiere losgelassen.« Was für ein teuflischer Plan. Illium hatte recht: So musste es gewesen sein. »Jeder, an dem sie sich nähren, ohne ihn gleich umzubringen, steht auf und wird zur nächsten Waffe.«
    Illium nickte. »Der Typ, der sich um alles gekümmert hat, dürfte bis vor einer Stunde noch am Leben gewesen sein. Er musste ja verhindern, dass sie sich auf dem Schiff herumtreiben, ehe es angedockt hatte. Aber jetzt ist er entweder tot, oder er hat den Befehl, nicht anzugreifen, nicht erhalten.«
    Runter!
    Auf Raphaels Befehl hin ließ sich Elena sofort fallen. Der Erzengel bombardierte das Schiff von oben her mit Engelfeuer, das die massige Stahlkonstruktion und fast alle, die sich darauf befunden hatten, einfach auflöste. Draußen vor den Hafenanlagen warteten Freunde und Verwandte der Passagiere, die wahrscheinlich immer noch gehofft hatten, ihre Leute hätten den Angriff der Monster wie durch ein Wunder überlebt, und die jetzt fassungslos sein würden. Aber Elena wusste nur zu genau, wie falsch diese Hoffnungen waren.
    Bei den Widergeborenen, die vom Schiff geklettert waren, hatte man nur blutverschmierte Münder gesehen.
    Das Schiff war für sie das reinste Schlemmerbüfett

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