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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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auch in der Zufluchtsstätte hatten alle überlebt. Die Kämpfe in der Zuflucht waren gleich nach Durchsickern der Nachricht von Lijuans Niederlage zum Erliegen gekommen. Einige Freunde waren verletzt, Ransom und Ashwini am stärksten, aber beide würden wieder ganz genesen. Ransom hatte in der letzten Schlacht noch einen Bolzen in den Oberschenkel erwischt, der ihm den Knochen zertrümmert hatte, und Ashwini hatte einen Schwerthieb über die Brust abbekommen. Die Wunde war genäht worden – Ashwini hielt jetzt den Gilderekord für die meisten Stiche bei einer einzigen Verletzung. Und sie versuchte weiterhin, der Frage aus dem Weg zu gehen, auf die jeder Jäger in der Stadt so gern die Antwort gewusst hätte.
    Wenn Janvier und sie kein Paar waren, warum bitte schön spielte er dann in ihrer Wohnung die sexy Krankenschwester?
    Die albernen Spekulationen über Ash und Janvier boten den zähen, oft stoischen Männern und Frauen der Gilde ein dringend benötigtes Ventil für aufgestaute Gefühle. Und wenn aus den Frotzeleien ernsthafte Gespräche wurden, dann war das auch gut. Sie alle suchten und fanden ihren eigenen Weg, mit dem Geschehenen fertig zu werden, jede Stunde, jeden Tag. Elenas Weg hatte unter anderem aus Besuchen bei Eve und Beth bestanden, aus einer Schmuserunde mit Zoe und einer Videounterhaltung mit Sam in der Zuflucht. Heute Morgen war sie losgeflogen, um das einem kranken kleinen Jungen gegebene Versprechen zu halten und noch einmal mit ihm zu fliegen.
    Jetzt stand sie zusammen mit Raphael dem Turm gegenüber auf einem Hausdach. Die beiden hatten sich dort getroffen, um sich gemeinsam einen Überblick über den Fortschritt der Reparaturarbeiten zu verschaffen, nachdem sie bis jetzt getrennt voneinander jeweils mit den eigenen Leuten zusammengearbeitet hatten, weil Raphael der Meinung war, ein Erzengel müsse zwar oft über den Leuten stehen, deren Herrscher er war, manchmal aber auch an deren Seite.
    Raphaels Federn waren staubig von der Arbeit der vergangenen Tage. »Astaad hat sich vorhin bei mir gemeldet«, sagte er. »Er hat angedeutet, dass er gern einen Besuch machen würde, sobald wir wieder in der Lage sind, Gäste zu empfangen.«
    Gegen diesen Besuch hatte Elena nichts einzuwenden, verdankte die Welt Astaad doch einiges: Nachdem Lijuans Truppen sich zurückgezogen hatten und Raphael mit seinen Leuten wieder im Turm versammelt waren, hatte der Erzengel von New York einen sehr höflichen Anruf des Erzengels der Pazifischen Inseln erhalten. »Ich wollte dir mitteilen, dass ich die Lastflugzeuge zerstört habe, die in eure Richtung unterwegs waren«, hatte Astaad gesagt. »Unglaublich, dass Lijuan versucht hat, diese unreinen Wesen über mein Gebiet fliegen zu lassen.«
    Soweit man wusste, waren die Laderäume dieser Flugzeuge mit den letzten der grässlichen Wiedergeborenen vollgestopft gewesen. »Sag ihm, er soll Mele mitbringen«, bat Elena. Vielleicht fand sie ja doch noch Gefallen an einer Rolle als Gastgeberin – wenn sie mitbestimmen durfte, wer zu Besuch kam. »Ach ja! Elias wird es dir noch offiziell mitteilen, aber ich weiß es schon von Hannah, mit der ich vorhin sprach: Sie sagte, sie hätten endlich die letzten hartnäckigen Wiedergeborenen auf ihrem Territorium aufgestöbert und vernichtet.«
    »Gut! Unser Gebiet ist auch sauber. Ich werde mit Elias besprechen, welche Maßnahmen wir treffen, damit das auch so bleibt.«
    Elena nickte. Befriedigt sog sie die helle, klare Winterluft ein. Unten auf den Straßen hupten Taxis. Himmel, wie gut es war, ihre Stadt wiederzuhaben. Ein bisschen angeschlagen, das ja, aber entmutigen ließ sie sich genauso wenig wie die Leute, die hier zu Hause waren. »Ich kann kaum glauben, wie schnell der Turm repariert wurde.«
    Die Wintersonne schuf die Illusion von weißem Feuer auf Raphaels Flügeln – wobei sich Elena immer noch nicht sicher war, dass es sich wirklich nur um ein Trugbild handelte. Raphael trat an die Kante des Dachs, auf dem sie standen. »Der Turm ist ein Symbol meiner Macht.«
    Als solches durfte er nie angeschlagen wirken.
    »Und die Legion ist ein ungewöhnlicher Arbeitstrupp«, fügte Raphael hinzu.
    »Da hast du wirklich recht!« Elena stellte sich neben ihn, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah stirnrunzelnd zwei Kämpfern der Legion zu, die gerade auf einem der Turmbalkone landeten. »Bist du sicher, dass sie nicht insgeheim eine Übernahme der Stadt planen?«
    »Ja. Das spüre ich tief in meinem Innern.« Er fuhr mit

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