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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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mir herunter. »Wenn du mir verrätst, wo der Kelch versteckt ist.«
    Der Kelch? Ich schlucke und starre ihn an, während er mich intensiv mustert. Dann hakt er sich bei mir ein und führt mich mehrere Treppen nach unten, bis wir im Keller angekommen sind. Ich registriere sofort die erdrückende Dunkelheit des Gewölbes. Es ist richtig unheimlich hier, riecht ein wenig muffig. Ein paar Lampen verbreiten nur schwaches Licht.
    Ich gehe nicht auf seine Frage ein und lasse mir stattdessen den Weinkeller zeigen, ehemalige Kerker und andere düstere Räume. Wie viele Ritter hier wohl mal gefoltert, verstümmelt oder zu Geständnissen gezwungen wurden? Ich kann sie beinahe hören, diese qualvollen Schreie, das Stöhnen, die langgezogenen Laute – Moment, ich höre da wirklich was!
    Gerade, als ich fragen möchte: »Oh Gott, Magnus, was ist das?«, klingelt sein Handy. Na ja, es ist mehr ein Summen, aber das Geräusch hallt unheilvoll von den hohen Wänden und treibt mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    Magnus entschuldigt sich und geht ein Stück den düsteren Gang entlang. Er ist eben ein vielbeschäftigter Mann.
    Als er aus meinem Blickfeld verschwunden ist, beschließe ich, auf eigene Faust zu erkunden, woher die Geräusche kommen. Ich schleiche mit angehaltenem Atem in die Richtung, aus der ein lautes Klatschen ertönt. Magnus’ Stimme wird immer leiser, dafür nehmen die Stöhnlaute zu. Sie haben mich zu einer schmiedeeisernen Tür geführt, die nur angelehnt ist. Erneut hörte ich ein Schnalzen, dann einen Aufschrei, gefolgt von einem unterdrückten Stöhnen.
    Ja, genau hier ist es!
    Mit heftig pochendem Herzen drücke ich die Tür ein Stück auf. Unverkennbar ist das hier ein Verlies. Im diffusen Licht erkenne ich eine alte Zelle, eine Streckbank … die Tür geht weiter auf … einen Käfig, einen gläsernen Wandschrank mit diversen Peitschen und anderen Folterwerkzeugen. Ich mache mich auf einen blutigen Anblick gefasst, auf ein Horrorszenario – stattdessen sehe ich eine zierliche Gestalt in einem schwarzen Catsuit, die eine Gerte in der Hand hält. Sie hat lange Beine, einen runden Po und eine schmale Taille. Unverkennbar steckt eine Frau unter dem Kostüm. Sie steht mit dem Rücken zu mir. Ihr Gesicht und das Haar kann ich nicht erkennen, es wird von einer schwarzen Maske bedeckt, die über ihren gesamten Kopf geht.
    Ein nackter Mann ist vor ihr an ein Andreaskreuz gefesselt. Er hat pechschwarzes Haar und unglaublich hellblaue Augen. Der Ausdruck in seinem Gesicht wirkt entrückt, voller Lust, Leidenschaft und … Liebe? Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Meine Güte! Ich kann kaum den Blick von seiner athletischen Gestalt nehmen. Der Kerl ist heiß! Hart klopft der Puls in meinen Ohren, bis ich endlich begreife, wen ich vor mir habe: Das hier sind Cain und Raja, und die zwei sind offensichtlich gerade sehr beschäftigt.
    Wie peinlich! Auch wenn ich in Büchern über alles schreiben kann, oh ne rot zu werden, ist es doch etwas völlig anderes, jemanden in flagranti zu erwischen.
    Plötzlich ist Magnus an meiner Seite und zieht mich am Arm zurück. Er kratzt sich am Kopf, lächelt allerdings spitzbübisch. »Ich hätte dich vorwarnen sollen, aber seitdem die beiden hier eingezogen sind, bekommt man sie aus dem Verlies fast nicht mehr raus.«
    Ist klar, geht mir durch den Kopf und ich möchte gerade die Türe schließen, als ich unverkennbar Rajas – Entschuldigung: Le rajas – Stimme höre: »Magnus? Bist du das?«
    »Ja«, ruft er durch den Spalt, woraufhin sein Grinsen noch breiter wird.
    »Ähm, haben wir was durcheinandergebracht?«
    Unter hochgezogenen Brauen schaue ich zu Magnus.
    »Wir haben einen … Plan aufgestellt, damit wir uns nicht in die Quere kommen«, flüstert er mir zu.
    Ich räuspere mich. »Aha.«
    Magnus wendet sich wieder an die beiden: »Lasst euch nicht stören, ich führe nur eben Inka durchs Schloss.«
    »Verdammt«, höre ich eine männliche Stimme: Cain. »Die hatten wir ganz vergessen.«
    »Ähm …«, macht wieder die Halbelfe oder Halbdämonin? »Wir sind … beschäftigt. Noch … eine Weile.«
    »Definiere: eine Weile«, sagt Cain.
    Erneut ertönt ein Klatschen. »Sei nicht so gierig, du …«
    Magnus schließt schulterzuckend die Tür. Gut, die beiden werde ich wohl so schnell nicht zu Gesicht bekommen.
    Wir gehen den Weg zurück zu den Treppen. »Zurück zum Kelch«, sagt er. »Weißt du, wo er ist?«
    Ich schüttele den Kopf.
    Er beugt sich ein wenig zu mir

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