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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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kugelsicheren Glasfenster saß ein dicklicher Mann mittleren Alters, der sie mürrisch musterte. Vorn auf seinem sonst kahlen Kopf wuchs noch ein Büschel kümmerlicher dunkler Haare, und er hatte einen dicken Priem im Mund. Er saß auf einem Stuhl und trug ein mit einem Wappen geschmücktes, schwarzes Pulloverhemd. Unter dem Wappen waren die Worte »Washington County Strafvollzug« eingestickt. Als Caroline näher kam, spuckte er braune Tabaksauce in einen Styroporbecher. Caroline nahm ein Meldeformular und sah ihn lächelnd an. »Ich bin hier, um Häftling Nummer 7740 zu besuchen«, sagte sie. Einen Namen schienen die Insassen der Haftanstalt von Washington County nicht zu haben. Sie waren nichts als Nummern.
    Der Beamte glotzte sie lüstern an. »Können Sie sich ausweisen, schöne Frau?«
    »Ich heiße Caroline Dillard«, sagte sie. Es war erst Carolines dritter Besuch in der Haftanstalt, und sie hatte den Beamten bisher noch nie gesehen. Deshalb zog sie den Führerschein aus der Handtasche und schob ihn auf das Metall-tablett unten am Fenster.
    »Sind Sie Anwältin?«, fragte er.
    »Nein, ich arbeite als Anwaltsgehilfin für Joe Dillard.«
    »Sind Sie seine Frau?«
    »Genau.«
    »Für den sind Sie doch viel zu hübsch.«
    Caroline stieß einen Seufzer aus. »Wenn Sie auf der Liste der Zutrittberechtigten nachschauen, finden Sie dort meinen Namen.«
    Der Beamte nahm ein Spiralbuch, das neben ihm lag, und ging in aller Ruhe die dort aufgelisteten Namen durch. »Tolles Parfüm haben Sie«, sagte er. »Ich kann es bis hier riechen. Sehr angenehmer Duft.«
    »Dass Ihnen mein Parfüm so gefällt, muss ich unbedingt Ihrem Vorgesetzten erzählen«, sagte Caroline und las den Namen, der vorn auf der anderen Seite in sein Hemd eingestickt war. »Officer Cagle? Der Sheriff kommt nämlich jedes Jahr zu unserer Weihnachtsfeier, wissen Sie. Wir sind inzwischen recht gut befreundet.« Das war eine glatte Lüge. Der Sheriff hatte noch nie einen Fuß in Carolines Haus gesetzt, aber ihre Auskunft zeigte sofort die gewünschte Wirkung. Officer Cagle senkte den Blick und schob ihr den Führerschein durch die Öffnung zu.
    »Den Weg zum Anwaltszimmer kennen Sie sicher?«
    Caroline nickte und sah ihn lächelnd an.
    »Sie können jetzt durchgehen«, sagte er.
    Caroline ging rasch durch das Gewirr von Gittertoren und Stahltüren. Der Besuch machte sie etwas nervös, da sie nicht wusste, in welcher Stimmung sie die Mandantin, die sie besuchen wollte, antreffen würde. Die Frau war schon seit neun Monaten im Gefängnis, länger als je zuvor. Sie hatte ihrer eigenen Mutter das Scheckheft gestohlen, einen gefälschten Scheck ausgestellt und sich von dem Geld Kokain besorgt. Carolines Mann Joe hatte die Frau in dem nachfolgenden Verfahren anwaltlich vertreten. Dabei war es ihm sogar gelungen, den Staatsanwalt zu überreden, den Gesetzesverstoß der Frau nicht als Verbrechen, sondern lediglich als Vergehen einzustufen. Die Frau war jedoch früher schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Deshalb hatte die Staatsanwaltschaft im Gegenzug verlangt, dass die Frau ihren Anspruch auf eine Bewährungsstrafe aufgeben und sich bereit erklären müsse, die gesamte Strafe im Bezirksgefängnis abzusitzen.
    Nachdem Caroline fünf Minuten im Anwaltszimmer gewartet hatte, öffnete eine Aufseherin die Tür, trat dann einen Schritt zurück und ließ die Strafgefangene herein. Die Frau trug weder Handschellen noch eine Gürtelkette und war auch an den Füßen nicht gefesselt, da sie als ungefährlich galt. Ein Fluchtrisiko bestand ohnehin nicht, da sie schon in wenigen Stunden entlassen wurde. Als sie Caroline sah, nickte sie, und auf ihrem Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns. Caroline stand von ihrem Stuhl auf und schloss die Mandantin kurz in die Arme. »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Ach, ganz gut«, entgegnete die Frau und erwiderte misstrauisch die Umarmung.
    »Du siehst echt klasse aus.«
    »Danke, gleichfalls.«
    Die beiden setzten sich, und Caroline sah ihre Schwägerin Sarah Dillard lächelnd an. Caroline wunderte sich immer wieder über die frappierende Ähnlichkeit zwischen ihrem Mann und seiner älteren Schwester. Die beiden hatten dickes dunkles Haar, grüne Augen, strahlend weiße Zähne und waren groß gewachsen und schlank. Sarah hatte lediglich einen einzigen winzigen Schönheitsfehler: eine kleine rosa Narbe, die ihre linke Augenbraue wie ein gezackter Blitz durchschnitt und vom Faustschlag eines Drogendealers

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