Engelsrache: Thriller
Fragen ihn ärgerten, deshalb bohrte ich weiter.
»Wie alle hier gebe ich meine Sachen in die Wäscherei«, sagte er. »Allerdings sorge ich dafür, dass der Mensch, der sich um meine Wäsche kümmert, beim Essen eine bevorzugte Behandlung erfährt.« Er sprach mit blecherner, näselnder Stimme und so gewählt, dass ich ihm am liebsten ein Stück Scheiße in das Maul gestopft hätte, um seine selbstgefälligen Darlegungen zu unterbrechen.
»Wieso interessieren Sie sich eigentlich für meine persönliche Hygiene?«, fragte Johnny Wayne. »Was dagegen?«
»Nee«, sagte ich, »reine Neugier.«
Seine Abneigung war mit Händen zu greifen, ja, sie schien sich sogar von Besuch zu Besuch zu verstärken, aber das war mir egal. Ich konnte ihn nämlich auch nicht ausstehen. Der Kerl hatte mich Dutzende von Malen belogen und mir Zeugen genannt, die überhaupt nicht existierten. Meine Ermittlerin und ich selbst hatten deswegen in ganz Ost-Tennessee alle möglichen völlig sinnlosen Nachforschungen angestellt. Und dann nörgelte er auch noch ständig an allem herum.
»Nachdem wir diese wichtige Frage geklärt hätten«, sagte Johnny Wayne, »könnten Sie mir vielleicht noch mal erklären, was es mit diesem Deal genau auf sich hat.«
»Das ist ganz einfach«, sagte ich. »Das kann jeder Schwachkopf verstehen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich ein Schwachkopf bin?«
Diese Frage ehrlich zu beantworten hätte zu nichts geführt, also überhörte ich sie. »Die Vereinbarung besteht darin, dass Sie ein Geständnis ablegen. Sie akzeptieren eine lebenslange Haftstrafe und verzichten ausdrücklich auf die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung. Die Gegenleistung besteht darin, dass Sie am Leben bleiben. Keine Injektion für Johnny Wayne. Das ist – schlicht und ergreifend – der ganze Deal.«
Er schnaubte. »Das ist doch ein mieses Geschäft.«
»Kommt auf den Standpunkt an.«
»Wieso?«
»Kommt darauf an, ob Sie den Rest Ihres Lebens im Knast verbringen und sich wenigsten hier und da einen Blowjob gönnen wollen, oder ob Sie lieber die nächsten fünfzehn Jahre in der Todeszelle verbringen und am Ende eine tödliche Spritze bekommen möchten.«
»Aber ich bin doch unschuldig.«
»Aber natürlich. Nur dass leider alle Fakten gegen Sie sprechen.«
»Alles nur fadenscheinige Indizien. Oder Lügen.«
»Und was ist mit Ihren Handy-Anrufen, die sich in ihrer zeitlichen Abfolge genau mit dem decken, was Clive und Derek über den Ablauf der Tat ausgesagt haben? Den Kontrollanrufen, die Sie gemacht haben, als die beiden losgezogen sind, um Laura umzubringen, und den Telefonaten, die Sie mit den beiden geführt haben, nachdem die zwei Ihre Frau getötet hatten?«
Johnny Waynes Kiefermuskeln traten hervor. Über die schlichten Fakten zu reden passte ihm gar nicht.
»Und was ist mit den vier Lebensversicherungen, die Sie in den vergangenen anderthalb Jahren auf Lauras Namen abgeschlossen haben? Dreihundertfünfzig Riesen, Johnny Wayne.«
»Viele Leute schließen hohe Lebensversicherungen auf ihren Partner ab.«
»Und wieso haben Derek und Clive dann ausgesagt, Sie hätten ihnen zehn Prozent der Versicherungssumme versprochen, wenn sie Laura umbringen?«
»Die wollen doch bloß ihren eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen.«
»Wieso hätten die beiden den Mord denn begehen sollen, wenn nicht in Ihrem Auftrag. Die zwei haben Laura ja nicht mal gekannt.«
»Warum? Warum? Wieso stellen Sie mir ständig diese blöden Fragen? Ich dachte, Sie sind mein Anwalt.«
Ich hätte noch die Tonbandaufzeichnung erwähnen können. Clive und Derek, die beiden Gangster, die er angeheuert hatte, hatten in der Vernehmung sofort alles gestanden und erklärt, dass sie in Johnny Waynes Auftrag gehandelt hätten. Daraufhin hatte die Polizei die beiden mit Abhörgeräten ausgestattet und sie dann zu Johnny Wayne geschickt, der ganz offen über den Mord und das Geld gesprochen hatte. Als ich ihm die Aufnahme das erste Mal vorgespielt hatte, war er kreidebleich geworden.
»Hören Sie mal«, sagte ich. »Es gehört zu den Pflichten eines Anwalts, Mandanten gut zu beraten. Sie haben bei dieser Beweislage nicht die geringste Chance gegen die Staatsanwaltschaft. Dazu kommen noch die besondere Brutalität des Mordes und der Umstand, dass Ihr kleiner Sohn alles miterleben musste. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie haben die allerbesten Chancen, zum Tode verurteilt zu werden.«
»Aber ich habe doch niemanden umgebracht.«
»Kann schon sein, aber wenn Sie
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