Engelsstern
Also, wo fahren wir hin?« Mir war aufgegangen, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir hinfuhren, aber es war mir auch egal. Einfach nur neben ihm zu sitzen überstieg all meine Träume. Die Schmetterlinge hatten sich beruhigt, und jetzt spülte nur riesige Freude alle Unsicherheit von heute Vormittag fort. Garreth startete den Jeep und fuhr langsam los.
»Ich kenne einen wunderschönen Ort«, sagte er mit warmer Stimme.
Ich saß völlig entspannt neben ihm, als würde ich da hingehören. Aber ich musste mich im Zaum halten. Bisher war das noch kein richtiges erstes Date, und es gab noch viel, was ich von ihm wissen wollte. Im Moment genoss ich und war bereit, mich auf das Abenteuer einzulassen.
Wir fuhren jetzt auf die Straße zu. Von der langen Schlange waren nur noch ein paar Autos vor uns übrig. Die Busse waren mit stinkenden Abgaswolken in die entgegengesetzte Richtung abgefahren, der Parkplatz leerte sich schnell.
»Oh nein! Claire!« Ich legte erschrocken die Hand auf den Mund, als ich sie stehen und auf mich warten sah.
Doch dann merkte ich, dass sie nicht wegen mir und meiner Abwesenheit sauer und ungeduldig war, sondernsich mit der Person, die vor ihr stand, stritt. Ryans normalerweise so entspannter Gesichtsausdruck hatte sich in eine versteinerte Miene verwandelt. Seine dunklen Augen starrten meine beste Freundin wütend an, und beide lieferten sich in aller Öffentlichkeit einen lautstarken Streit.
»Soll ich anhalten?«
Schuldgefühle plagten mich. Ich wusste nicht, was schlimmer war: Claire in so einer Situation im Stich zu lassen oder etwas mitbekommen zu haben, über das sie später nicht würde reden wollen.
»Nein. Ryan ist bei ihr. Ich … ruf sie nachher an.« Ich machte mir wirklich Sorgen. Sobald ich wieder zu Hause war, musste ich Claire unbedingt anrufen. Als Freundin – nicht, um mit meinem unverhofften Date anzugeben.
Garreth legte seine Hand auf meine und drückte sie leicht. Dann schob er eine CD ein. Die ruhigen Akkorde von Rushs ›The Pass‹ waren zu hören, ein angestaubter Klassiker, für den ich eine heimliche Schwäche hatte. Ich sah Garreth verwundert an, und in mir wuchsen auf einmal Gefühle, die ich noch nie gehabt hatte.
Wir fuhren die Church Street lang und hielten an einem Einkaufszentrum, das voller Schüler in Wochenendlaune war. So schön es war, mit Garreth hier zu sein, war dies trotzdem ungefähr der letzte Ort auf Erden, wo ich hinwollte. Die Blicke, das Getuschel, die Gerüchteküche, das alles war mir zu viel. Die Gerüchte sollten sich natürlich bewahrheiten, aber bis dahin sollte sich bitte jeder um seinen eigenen Kram kümmern.
Wir parkten vor Starbucks, und Garreth drehte sich zu mir um und blendete mich mit seinem Lächeln. Die Blicke waren auf einmal weit weg.
»Magst du Kaffee?«
»Und wie. Meine einzige Leidenschaft.«
Bis jetzt.
Ich guckte weg. Jetzt ihm bloß nicht zu lange in die Augen sehen und alles verraten.
Wir gingen rein, und das würzige Aroma der Arabicabohnen schoss mir wie Adrenalin in die Nase. Dies war der einzige Laden in der ganzen Stadt, wo es anständigen Kaffee gab, daher wurde es immer voller, und wir mussten uns anstellen. Ein paar Leute, die ich kannte, drehten sich nach uns um.
Leider hielt auch Brynn an einem Tisch weiter hinten Hof und traf sich mit ihren fiesen Groupies. Alle drehten sich auf einen Schlag um, als ob sie uns trotz des Kaffeegeruchs erschnüffelt hätten. Ihre dunklen Augen blickten kühl. Ich wollte mir nichts anmerken lassen, daher sah ich weg und starrte stattdessen auf die Tafel an der Wand, war aber bereits verunsichert und abgelenkt. Die Auswahl an neuen Kaffeevariationen sprengte mein Fassungsvermögen, als Garreth daher einen Milchkaffee bestellte, schloss ich mich schnell an.
»Für mich auch. Einen mittleren.« Ich griff nach meinem Portemonnaie und wollte meinen Kaffee bezahlen, aber er war schneller und gab der müde aussehenden Bedienung hinter dem Tresen einen Zwanziger. Das Mädchen schaffte es immerhin noch, dem großen,blonden Wunder neben mir einen langen Blick zuzuwerfen.
Wir traten zur Seite und warteten neben dem überfüllten Tresen auf unsere Getränke. Wir standen nah beieinander, was mich total verlegen machte. Ich sah die wütenden Blicke von Brynn und den anderen Mädchen und wusste, dass sie es völlig unmöglich fanden, dass Garreth Adams hier ausgerechnet mit mir Kaffee trank.
»Ich glaube, deine Freundinnen da wollen irgendwas.« Garreth nickte mit dem Kopf in
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