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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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auf und fragte die nur leicht irrationale Frage: »Bist du real?«
    »Glaubst du denn, dass ich real bin?« Er grinste breit. Irgendwie ahnte ich, dass das kein Witz war.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich darauf die Antwort weiß«, flüsterte ich, als wir von den Schaukeln sprangen und zum Auto zurückgingen. Ich hatte das komische Gefühl, alle seine Fragen schon einmal in einem anderen Gespräch gehört zu haben, aber einem, das ich kürzlich mit mir selbst geführt hatte.
    Das nächste Gefühl traf mich mit voller Wucht. Ich war überhaupt nicht bereit, jetzt nach Hause zu fahren und mich von ihm zu verabschieden. Der gemeinsam verbrachte Nachmittag war definitiv zu kurz gewesen. Meine Neugier war geweckt; ich wollte aus purem Eigennutz mehr Zeit mit ihm, wollte ihn verstehen und kennenlernen. Mich selbst verstehen. Der Traum sollte noch nicht zu Ende sein.
    Trotzdem bemühte ich mich auf der kurzen Fahrt nach Hause um Fassung, um nicht enttäuscht zu wirken wie ein kleines Kind. Garreth drückte leicht meine Hand. Er hatte sie eigentlich den ganzen Nachmittag festgehalten. Wenn er losließe, würden meine Finger ganz sicher einen Schock erleiden.
    Auf meine Anweisung hin bogen wir in die Claymont Street ein. Meine Mutter würde sich bald auf den Heimweg machen, und ich war dran mit Essenkochen. Das Wochenende lag endlos und elend vor mir. Montag war ferne Zukunft.
    Der Jeep hielt an, den Motor im Leerlauf.
    »Dann, danke für den Kaffee«, sagte ich leise. Ich wollte mich nicht verabschieden.
    »Tut mir leid, wenn meine Fragen dich verwirrt haben.«
    »W ar das deine Absicht?«
    »Nein. Ich war nur neugierig.« Er senkte den Kopf und sah mich durch den Pony hindurch an, der ihm wirklich reizend vor den Augen hing. »V ermutlich stelle ich mich nicht gerade toll dabei an, jemanden kennenzulernen. Ich will dich nicht verschrecken.«
    »Schon gut. Engel und Himmelsdinge verschrecken mich nicht.«
    Ich lehnte mich ein winziges bisschen in seine Richtung, gerade so weit, dass ich nicht total gierig wirkte. An seinen Augen war nichts abzulesen. In ihnen lagen Sehnsucht und Weisheit, als ob Garreths Seele viel älter wäre als er selbst, oder besser gesagt, ewig alt. Mit einer Hand strich er eine meiner Locken glatt, die sich auf der Fahrt ins Gesicht geschoben hatte. Das löste etwas in meinem Unterbewusstsein Verborgenes aus.
    »Du musst sicher deine Freundin Claire anrufen, oder?« Seine Aufmerksamkeit erstaunte mich, aber noch viel mehr erstaunte mich, wie nah seine Lippen meinen waren.
    »Ja«, brachte ich als Antwort gerade noch zustande. Ich starrte seinen Mund an und hoffte, dass er meinen berühren würde. Mein erster Kuss.
    »Du hast mir noch gar keine Antwort auf meine Frage gegeben.« Seine Finger umschlossen sanft mein Gesicht.
    »W ürde es dir was ausmachen, die Frage noch mal zu wiederholen?« Ich trieb, sank, ging unter in einem Meer aus Blau. Ich wollte nie wieder an die Oberfläche zurück.
    »Eigentlich war es ja deine Frage. Du wolltest wissen, ob ich nur in deiner Einbildung existiere.«
    »W eiß … ich … immer noch nicht.«
    Ich versank immer tiefer in einem warmen, tiefen und ewigen blauen Meer. Völlig egal, ob er meiner Einbildung entsprungen war oder nicht, ich würde ihn auf keinen Fall wieder gehen lassen. Claire hatte recht. Höchste Zeit für einen Freund.
    »Nehmen wir mal an, rein hypothetisch natürlich, dass du nicht real bist, könntest du mich dann wohl im Traum besuchen, damit ich nicht bis Montag warten muss, um dich wiederzusehen?« Hatte ich das gesagt? Der gemeinsame Nachmittag ging dem Ende zu, aber ich wollte mich partout nicht aus seinem Griff lösen und aus dem Auto steigen.
    »Klar. Wenn ich nicht real bin, kann ich alles.« Er lächelte und spielte mit.
    »Also abgemacht.«
    Garreth stieg aus dem Auto und kam auf meine Seite, um mir wie ein echter Gentleman die Tür zu öffnen. Er lehnte sich dicht an mich, berührte kurz mit seinen Lippen meine und zögerte dann. Ich schwankte leicht und lehnte mich näher an ihn heran, um meine Lippen auf seine zu drücken, aber er zog sich langsam zurück. Zeit für den Abschied.
    Die fünf Stufen hoch zur Haustür waren eine echteHerausforderung, zum Glück hielt mich das Geländer. Ich drehte den Schlüssel um und ging hinein. Mir blieb noch ungefähr eine halbe Stunde, um Claire anzurufen, bevor ich kochen musste. Obwohl mir das wichtig war, kam ich nicht von der Tür weg. Ich sah dem grauen Jeep nach, der immer kleiner wurde

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