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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Denn selbst innerhalb dieses Gemetzels stach der Geruch ihres Blutes deutlich hervor.
    Als er ihr das Tuch zurückgab, nahm sie es entgegen und fuhr damit über seine Brust. »Besitzt du überhaupt Hemden?«
    Er genoss ihre zärtliche Berührung, die so ganz anders war als die der Krieger, wenn sie ihm eine gefährliche Wunde nähten, damit er weiterkämpfen konnte. »Ja. Für formelle Anlässe.« Obwohl an Titus’ Hof selbst bei solchen Anlässen meist kein Hemd nötig gewesen war.
    Jessamy lachte … doch gleich darauf verzog sich ihr Gesicht. Er zog sie an sich und streichelte ihr über den Rücken, als sie schluchzend die Arme um seinen Hals schlang. Vorsichtig achtete er darauf, den empfindlichen Bereich zu meiden, an dem die Flügel aus ihrem Rücken wuchsen. Hier hatten die Federn ein tiefes, sinnliches Magenta, bevor sie zu verlegenem Rot verblassten und im Großteil der Flügel den Ton von Creme annahmen. Eine solche Intimität einfach einzufordern, würde ihre Kostbarkeit entwerten. Er würde warten, bis Jessamy ihm diese Berührung gestattete.
    Heiß und stoßweise strich ihr Atem über seine Haut, als sie versuchte, ihm noch näher zu kommen. Er bahnte sich einen Weg zwischen ihre Knie, die vom hauchdünnen Rock ihres Gewandes umspielt wurden, zog sie fest an sich und wiegte sie hin und her. Sie war so schmal gebaut, so erschreckend zerbrechlich. Aber trotz ihres beinahe schmerzlich dünnen Aussehens war sie nicht knochig, wie er jetzt feststellte. Es war, als wäre ihr Körperbau selbst so filigran, dass er nur dünnste Schichten brauchte. Sie hatte eine sinnliche Anmut an sich, erlesen und wunderschön.
    »Er kann dir jetzt nichts mehr tun«, flüsterte er in ihr Ohr, und allmählich legten sich ihre Schluchzer.
    Nach einem letzten stockenden Atemzug richtete sie sich wieder auf und baute ihre Würde wieder wie einen Schild um sich herum auf. »Vielen Dank.« Als sie den Blick senkte und ihre Knie sah, die um seine Schenkel herum geöffnet waren, errötete sie.
    Er trat einen Schritt zurück, damit sie die Beine schließen und ihren Rock zurechtziehen konnte. Barbar oder nicht, er wusste, dass Jessamy ihren Stolz brauchte wie ein Krieger seine Waffe. »Wer war das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, bis keine Spuren mehr von dem gerade vorübergezogenen Sturm der Gefühle zu sehen waren. »Er ist ins Haus gekommen, als ich in der Küche war – ich dachte, es wäre einer meiner Schüler. Sie wissen, dass sie anklopfen sollen, aber die ganz Kleinen vergessen es manchmal.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Dass ich zu viel wüsste«, sagte Jessamy, die sich zwang, sich an den Albtraum zu erinnern. »Das Risiko sei zu groß.« Bevor sie die Bedeutung seiner Worte hatte erfassen können, war der Vampir schon über sie hergefallen. Von ihrem Instinkt getrieben, hatte sie ihm mit dem kleinen Küchenmesser, das sie in der Hand gehabt hatte, einen Schnitt versetzen können, doch dann hatte er die Tür aufgerissen und Jessamy gewaltsam in Richtung der Kante geschleudert. Vom Aufprall war sie so benebelt gewesen, dass er es beinahe geschafft hätte, sie auf die erbarmungslosen Felsen hinunterzustoßen.
    Jessamy war über zweitausend Jahre alt, und wenn sie auch nicht die Stärkste ihrer Art war, so war sie doch alles andere als schwach. Der Sturz hätte sie nicht umgebracht, aber er hätte sie in so viele Stücke zerschellen lassen, dass es Jahre, vielleicht sogar ein Jahrzehnt gedauert hätte, bis sie vollends wiederhergestellt gewesen wäre. In der Zwischenzeit hätte sie wie tot dagelegen – stumm und reglos. Und jemand, der seine Pläne geheim halten wollte, hätte ausreichend Zeit gehabt, diese in die Tat umzusetzen. »Du hast mich vor furchtbaren Schmerzen bewahrt.«
    Während sie sprach, rechnete sie damit, dass Galen ihr Vorhaltungen machen würde, weil sie trotz ihrer Flugunfähigkeit ein Haus auf einer Felsklippe bewohnte. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie dieselbe herzzerreißende Sehnsucht nach dem Himmel verspürte wie ihre Brüder und Schwestern? Dass sie das gleiche Bedürfnis hatte, sich in die Lüfte zu schwingen? In ihrem Haus war sie den Wolken so nah, wie sie ihnen nur kommen konnte. Doch von diesem Krieger, der sie mit so erschreckend zarten Händen gestreichelt hatte und dessen Stimme an ihrem Ohr so leise und tief geklungen hatte, bekam sie keine Schuldzuweisung zu hören. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit stirnrunzelnd auf

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