Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
hatte sie mit einer süßen, rauen Zärtlichkeit im Arm gehalten. Wut war nicht das vorherrschende Gefühl, das sie für Galen empfand.
    Schließlich kehrte er mit ihren Sandalen zurück und ließ sich auf ein Knie niedersinken, um sie an ihre Füße zu streifen. Dabei hob sich das tiefe, dunkle Grau seiner Flügel vor den Pflastersteinen ab. Sie wollte einwenden, dass sie das schon selbst konnte, aber wenn Galen etwas wollte, das begriff sie allmählich, war er eine unaufhaltsame Kraft. Nur wenige Augenblicke später steckten ihre Füße schon in den Sandalen. Die Berührung seiner wettergegerbten Hände fühlte sich so intim an, dass sich ihr Unterleib zusammenzog. Er stand auf und ergriff ihre Hand. »Komm mit.«
    Weil durch ihre Blutbahn noch immer die kalten, schmierigen Überreste des Grauens krochen, das sie bei ihrem Kampf gegen den Vampir empfunden hatte, die Angst vor dem Sturz in die zerklüftete Schlucht, löste sie sich nicht aus seinem beschützenden Griff. »Meine nächste Nachbarin, Alia, wohnt dort drüben.« Sie deutete auf den schmalen Pfad, der vor ihnen zwischen den Felsen hinaufführte. »Ich bleibe bei ihr, während du Dmitri holst.«
    Galen hatte seine starken Finger mit ihren verschränkt und hob nun den Arm, dabei breitete er schützend einen Flügel aus. In den weißen Streifen glitzerten verborgene weißgoldene Fasern.
    Wunderschön.
    In diesen staunenden Gedanken hinein sagte Galen: »Ist dein Vater früher mit dir geflogen?«
    Schmerz durchbohrte ihr Herz, und in dem vergeblichen Versuch, der Frage zu entkommen, beschleunigte sie ihre Schritte. »Frag mich nicht solche Sachen.«
    »Soll ich einfach ignorieren, dass dein Flügel verdreht ist?«
    »Titus hat wenigstens Manieren«, sagte sie. Es machte sie rasend, wie leichtfertig er seinen Pfeil in die älteste und schmerzhafteste aller Wunden auf ihrer Seele geschossen hatte. »Warum du nicht?«
    Schwer und warm strich Galens Flügel über ihren Rücken, doch seine Worte waren gnadenlos. »Ich glaube, dass die Leute sich wegen deines Flügels nur auf Zehenspitzen in deiner Nähe bewegen. Und du lässt es zu.«
    Der Versuch, ihre Hand aus seiner zu ziehen, war so Erfolg versprechend, als wäre sie unter einem Felsen eingeklemmt. »Ich kann den Rest des Weges allein gehen.« Das Haus ihrer Nachbarin war bereits in Sichtweite. »Geh schon, sag Dmitri Bescheid.«
    Statt zu gehorchen, ging er einfach weiter, und sie musste mitgehen, wenn sie nicht riskieren wollte, hinterhergeschleift zu werden. »Ich hätte dir mehr Courage zugetraut, Jessamy.«
    Sie wollte ihn schlagen. Treten. Ihn verletzen. Der Drang war so untypisch für sie, dass sie sich zwang, im Geiste einen Schritt zurückzutreten und in tiefen Zügen die kühle Bergluft einzuatmen. »Ich habe mehr Courage, als du jemals begreifen wirst«, sagte sie mit stolz aufgerichtetem Rücken, als sie vor Alias Haus anhielten.
    Wie kann er es wagen, so etwas zu mir zu sagen? Wie kann er es nur wagen?
    Als sie erneut versuchte, die Hand wegzuziehen, ließ er diese los und sie ging auf die Tür zu. Es bereitete ihr fast körperliche Schmerzen, dass er eine so perfekte Aussicht auf den Flügel hatte, der sie schon zur Tapferkeit gezwungen hatte, als die meisten anderen Engel noch lachende Kinder gewesen waren. Aber sie zögerte nicht, blieb nicht stehen. Und sie sah sich nicht noch einmal um.
    Dmitri warf einen Blick auf die Leiche und dann auf die rot-schwarzen Blutspritzer an der Wand. »Wie geht es Jessamy?«
    »Gut.« Sie war so wütend auf ihn, dass die Knochen unter ihrer goldbestäubten Haut hervorgetreten waren. Das Verlangen, ebendiese Haut mit seinen Lippen zu kosten, war ebenso primitiv und ungestüm wie der Wunsch, über die üppige Wölbung ihrer Flügel zu streichen. Ihre weichen Federn hatten ihn so sehr in Versuchung geführt, dass er eine von ihnen in ihrem Haus vom Boden aufgehoben und sorgfältig in seiner Hand verborgen hatte. »Wenn die Schockwirkung des Angriffs nachlässt, wird sie wissen wollen, was dahintersteckt.«
    »Das ist die Frage, nicht wahr?« Konzentriert betrachtete Dmitri das Gesicht des toten Vampirs. »Er gehört nicht zu Raphael, aber irgendjemand wird ihn vielleicht erkennen. Ich werde eine Skizze in Umlauf bringen.«
    Galen nickte und ging mit Dmitri hinaus. »Jessamy wird in ihr Haus zurückkehren wollen.« Dieser Ort trug überall ihre Handschrift, von den Blumenkaskaden über die dicken, cremeweißen Teppiche bis zu den Kinderzeichnungen, die sie

Weitere Kostenlose Bücher