Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
machen? Über mich herfallen? Ich bin nicht so leicht zu überwältigen.«
Doch, war sie.
»Im Moment bin ich nicht die Bedrohung.« Er ging näher, magisch angezogen von ihrem Duft. Sie roch nach Frau und noch etwas anderem. Da war ein Hauch von … Vanille?
»Für mich siehst du sehr wohl wie eine Bedrohung aus«, erwiderte sie und wandte sich ganz zu ihm um.
»In ungefähr fünf Minuten werden noch mehr von Romeos Freunden hier sein. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich fernhalten.« Keenan neigte den Kopf zur Seite und schnupperte. »Aber ich schätze, sie haben nicht auf mich gehört.«
Nervös benetzte Nicole sich die Lippen. »Romeo? Wer ist das?«
»Der Idiot, den du heute Nacht als ersten Blutspender auserkoren hattest.« Demnach wäre Keenan Idiot Nummer drei. »Ich habe ihn und seine Männer vertrieben, aber nicht umgebracht.« Er hatte keinen von ihnen mit den Händen berührt, weil er fürchtete, dass eine Berührung von ihm reichte, um sie geradewegs in die Hölle zu befördern.
Doch diese besondere Macht besaß er nicht mehr. Und das war sehr, sehr gut so.
»Wenn du jetzt gehst, schnappen sie dich, bevor du es zu deinem kaputten Chevy geschafft hast.«
»Er ist nicht kaputt!«
»Jetzt schon.« Gewiss war es nicht gerade ritterlich gewesen, ihren Motor lahmzulegen, doch er musste ihre Flucht verhindern.
Wieder einmal reckte sie trotzig ihr Kinn. »Ich kann mir jederzeit einen anderen Wagen besorgen.«
»Die wollen dich in Stücke reißen.«
Sie ging weiter, und er folgte ihr nicht. Sie würde zu ihm kommen.
»Sie wissen, dass du ein Vampir bist, Nicole.«
»Spar dir diesen blöden Ton!«, schimpfte sie, ohne anzuhalten. »Ich kann nichts für das, was ich bin.«
Er erstarrte. Hatte er es angewidert gesagt? Voller Hass? Zugegeben, er war kein Fan der Untoten, aber sie war nicht wie die anderen.
Wann hatte sie sich gewandelt? Es muss in jener Nacht gewesen sein. Az hatte gesagt, dass sie nicht mehr lebte.
Scheinwerfer schienen auf den Parkplatz, und Keenan sah, dass sie erstarrte. »Das sind sie nicht«, meinte er. »Noch nicht.«
Sie sah sich wütend zu ihm um. »Du willst mich doch auch umbringen, genau wie die.«
»Nein.« Es gab einiges, was er von ihr wollte, ihr Tod jedoch hatte momentan keine Priorität. »Wollte ich dich tot sehen, meine Süße, wärst du schon unter der Erde.«
Und er müsste sich nicht hier unten herumplagen.
»Was willst du dann?«
Ah, jetzt blieb sie stehen. Und er ging auf sie zu, als sie sich zu ihm drehte.
Über ihr erschienen die ersten Strahlen der Morgenröte am Himmel. Die schwächsten Stunden der Vampire nahten. »Wenn du nicht mit mir kommst, töten sie dich heute.«
»Was willst du?«
Er sah sie an. Dich. »Ist das so wichtig? Ich biete dir Schutz für den Tag, biete dir dein Leben an. Du musst nur kommen und es dir nehmen.« Er streckte ihr seine Hand hin.
Zaghaft kam sie näher. »Auf dieser Welt ist nichts umsonst.«
»Das ist es in keiner Welt.« Jedes Handeln hatte Konsequenzen, wurde belohnt oder bestraft.
»Und ich soll dich einfach beim Wort nehmen?« Sie lachte verbittert. Es klang völlig anders als das Lachen, an das er sich erinnerte. »Klar doch. Und sowie ich nicht aufpasse, rammst du mir einen Pfahl ins Herz.«
»Dann pass lieber auf. Aber komm mit mir. Wir dürfen keine Zeit verschwenden.« Er blickte nochmals zum Himmel. »Sie kennen deine Schwächen.« Genau wie er.
»Ich traue dir nicht«, flüsterte sie.
»Gut.« Seine Hand war nach wie vor ausgestreckt. »Du hast noch fünf Sekunden, und diesmal trittst du allein gegen sie an.« Sie hatte nur wenig von seinem Blut getrunken und war entsprechend nicht stark genug, um es bei Tage mit ihren Feinden aufzunehmen. Das dürfte ihr bewusst sein.
Dennoch wich sie wieder von ihm zurück. »Ich bin nicht so dumm, einem Mann mit so einem schönen Gesicht zu vertrauen.«
Diese Bemerkung entlockte ihm ein verwundertes Blinzeln.
»Vor allem nicht, nachdem ich weiß, welche Lügen sich hinter Gesichtern wie deinem verbergen. Der letzte Mann, der aussah wie du – schön, nein, vollkommen –, lehrte mich, was die Hölle ist.«
Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. »Welcher Mann?«
Doch sie redete weiter, als hätte sie seine Frage gar nicht gehört: »Er drang in meinen Kopf ein, nahm mir meinen freien Willen, brachte mich dazu …« Sie stockte. »Ich traue keinem mehr. Und schon gar nicht jemandem, der so aussieht wie du.«
Dann rannte sie weg. Schon wieder rannte sie
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