Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
in die Nacht davon.
Er stand da, seine Hand ins Leere gestreckt. Einen Moment lang wartete er, nur kurz.
Und dann hörte er ihren Schrei, gefolgt von dem dumpfen Knallen von Fäusten. Ein Mann brüllte vor Schmerz.
Hätte sie ihm doch vertraut.
Bald darauf hallte das Quietschen von Reifen durch die Luft, und der Geruch von verbranntem Gummi wehte ihm entgegen. Die Männer hatten ihren Preis; sie hatten den Vampir gefangen.
Schade. Sie hätten auf ihn hören sollen, denn er log nie. Und leere Versprechungen machte er schon gar nicht.
Jetzt würden sie sterben.
Die Schweine hatten sie in den Kofferraum geworfen. Als wäre sie dort sicher eingesperrt! Wenn sie wartete, bis die Sonne richtig aufgegangen war, wäre sie vielleicht gefangen, aber jetzt nicht.
Sie winkelte die Knie an und rammte sie nach oben. Mit einem metallischen Kreischen gab das Schloss nach, und die Kofferraumklappe flog auf.
Sofort geriet der Wagen ins Schlingern, riss erst nach rechts, dann nach links aus. Nicole setzte sich auf und hielt sich hinten am Wagen fest. Sie müsste springen, und der Aufprall auf der Straße dürfte richtig wehtun; andererseits wäre es nicht das erste Mal, dass sie sich üble Schürfungen zuzog.
Eine Kugel pfiff an ihrem Kopf vorbei. Sie duckte sich. Den Pick-up, der sich von hinten näherte, hatte sie zu spät bemerkt, vor allem den Kerl mit der Waffe, der sich mit dem Oberkörper aus dem Beifahrerfenster beugte.
Wo zum Teufel waren die Cops, wenn man sie brauchte?
Und natürlich war auch sonst niemand auf der Straße. Diejenigen, die um diese Zeit noch wach waren, hingen in den Bars herum, aber ganz sicher nicht auf einer einsamen Landstraße. Sie war allein. Vielleicht hätte sie auf den Jäger hören sollen.
Und vielleicht hätte er sie im ersten unaufmerksamen Moment gepfählt.
Na gut. Sie stemmte sich hoch und sprang aus dem Kofferraum.
Der Schütze feuerte wieder und verfehlte sie.
Nicole schlug auf dem Asphalt auf und schürfte sich den rechten Arm auf, wie sie bereits geahnt hatte. Sie rollte, schlug nochmals auf und rollte weiter.
Der Truck kam direkt auf sie zu.
Purzelnd steuerte sie auf den Straßenrand zu, wo sich ein Abhang befand.
Der Fahrer trat in die Bremsen, und das Quietschen schmerzte in ihren Ohren.
Sobald sie von der Straße war, mussten die sie zu Fuß jagen. Vorausgesetzt, sie schaffte es von der Straße runter.
Die Sonne kroch höher am Horizont, und Nicole fühlte, wie ihre Glieder allmählich schwerer wurden.
Carlos, der Kerl aus der Cantina, den sie irrtümlich für leichte Beute gehalten hatte, kam auf sie zugelaufen. Verdammt, sie hätte die Falle erkennen müssen! Wann würde sie jemals dazulernen?
Sie kullerte den Abhang hinunter, und nach einigen unerquicklichen Stößen landete sie im Schutz der Bäume. Nun hatten diese Idioten kein Ziel mehr. Zumindest kein gut sichtbares. Ihr Atem kam ihr zu laut vor.
Vampire waren nicht dazu geschaffen, sich zu verstecken. Sie sollten schließlich die großen Bösen sein.
Leider war Nicole noch ein Frischling, was diese Vampirexistenz anging, und böse zu sein lag ihr bis heute nicht. Sie konnte nicht einmal ihre Krallen ausfahren. Schuld war die verdammte Sonne.
Stille.
Nicole blickte sich um. Eben noch hatte sie Rufe gehört, Geschrei in spanischer Sprache, sie würden sich die »Teufelshure« schnappen. Die aufgehende Sonne hatte ihr beim ersten Angriff nichts anhaben können. Sie besaß noch genügend Kraft, um mit der rechten Faust auszuholen und dem alten Kerl den Kiefer zu brechen. Aber dann waren sie alle auf sie losgegangen und hatten sie in den Kofferraum geworfen.
Jetzt jedoch war sie merklich schwächer. Und alles blieb still.
Ihre Nasenflügel zuckten. Diesen Geruch kannte sie. Es war der Duft, nach dem jeder Vampir lechzte: Blut.
Ein Motor heulte auf. Vorsichtig hob Nicole den Kopf ein bisschen und sah, wie ein Wagen davonbrauste.
Mitten auf dem Highway lagen zwei Tote.
Nicole blickte nach links.
»Du hättest auf mich hören sollen.«
Keenan. Der Jäger, den sie nicht loswurde.
Er warf einen Pfahl auf den Boden, der auf Nicole zurollte. »Rate mal, was Romeo dir ins Herz rammen wollte.«
Nicht Romeo, sondern Carlos. Das war jedenfalls der Name, den er ihr genannt hatte. »Du hast ihn getötet?«
»Nein. Er konnte mit ein paar seiner Männer entkommen.«
Ein paar. Ja, ein Blick auf die Leichen verriet ihr, dass einige von ihnen weniger Glück gehabt hatten. »Du hast die umgebracht.«
Sein
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