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Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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Zigaretten.
    »Blumen«, flüsterte Nicole. »Ich rieche …«
    Sie roch ihn. Engel verströmten einen blumigen Duft. Spuren davon fingen Menschen dauernd ein, sie begriffen allerdings nie, dass sie nicht allein waren.
    Wieder vergrub der Vampir seine Zähne in Nicoles Hals. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft zu schreien. Tränen liefen ihr aus den Augen.
    Keenan kniete sich neben sie. Als er sie zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, dass sie … schön war.
    Nun, inmitten von Unrat und Blut, immer noch gegen den Vampir kämpfend, immer noch um ihr Leben ringend … war sie nach wie vor wunderschön.
    Es wurde Zeit. Er streckte eine Hand nach ihr aus und ließ sie über ihrem zerzausten Haar verharren. Seine Finger waren nur Zentimeter von ihr entfernt, kurz davor, sie zu berühren. Nur noch ein kleines Stück trennte sie. Aber …
    Er zögerte.
    Warum konnte nicht heute Nacht zufällig jemand in die Gasse kommen: ein Cop, ein Student, irgendwer, der ihr half?
    Und nicht jemand, der ihr bloß beim Leiden zusehen sollte.
    Ein Feuer brannte in seinem Innern. Sie verdiente dieses grausame Ende ihres menschlichen Lebens nicht. Nach dem, was er gesehen hatte, war Nicole ein guter Mensch. Sie versuchte, anderen zu helfen. Sein Kinn schmerzte, und er merkte, dass er die Zähne fest zusammenbiss.
    Er blickte zu dem Vampir. Es wäre ein Leichtes, ihn aufzuhalten und die Welt von einem weiteren Monster zu befreien.
    Was verboten war. Er hatte einen klaren Befehl, durfte sich nicht einmischen. Es wäre falsch und war strengstens verboten. Er sollte seine Ladung holen und weitermachen; das waren die Regeln.
    Heute Nacht würde er Nicole St. James holen, und morgen wartete ein anderer auf ihn. Es gab stets neue Menschen zu holen, neue Seelen, neue Tote.
    Ihre Hände sanken kraftlos herunter, als der Vampir von ihr trank. Ihr Kopf war zu Keenan gewandt.
    Da waren goldene Flecken in ihren Augen. Er hatte gedacht, sie wären ganz smaragdgrün, doch nun sah er Gold in ihnen glitzern. Engel konnten sehr gut sehen, im Dunkeln wie im Hellen, und dennoch hatte er dieses Gold vorher nicht bemerkt.
    Sie fixierte ihn, und so nahe, wie sie dem Tod war, glaubte er nun sicher, dass sie ihn sehen konnte.
    »Keine Angst«, sagte er zu ihr. Der Vampir hörte ihn nicht. Niemand außer Nicole hörte seine Stimme. »Der Schmerz versiegt bereits.« Immer noch war seine Hand nach ihr ausgestreckt. Schon eben hatte er sie berühren wollen, hatte prüfen wollen, ob ihre Haut so samtig war, wie sie aussah. Aber er wusste, wie gefährlich eine derartige Berührung wäre – für sie beide.
    Keenan verstand sehr wohl, was mit jenen seiner Art geschah, die sich Befehlen widersetzten.
    Trotz des allgemeinen Glaubens waren Engel keineswegs privilegierte Wesen. Sie hatten keine Wahl wie die Menschen. Für Engel gab es nur die Pflicht.
    »Ich will nicht …« Ihre Worte waren kaum mehr ein Flüstern. Hatte der Vampir ihre Kehle zu schwer verletzt, als dass sie noch sprechen konnte? »W-will … nicht … sterben …«
    Der Vampir schluckte ihr Blut und knurrte beim Trinken.
    »Lass … mich nicht …« Ihre Lider flatterten. Die Finger ihrer rechten Hand krümmten sich, und ihre Faust streifte die zerbrochene Flasche. »Sterben …«
    Es lag so viel Verzweiflung in ihrer Stimme. Andererseits hatte er oft Verzweiflung gehört, genauso wie Angst, Lügen, Versprechen.
    Aber nicht von ihr.
    Keenan berührte sie nicht. Zögernd zog er seine Hand zurück.
    Er zögerte?
    Tausend Seelen hatte er geholt. Nein, weit mehr. Sie indes …
    Warum sie? Warum heute Nacht? Sie hat doch kaum gelebt. Der Vampir sollte derjenige sein, der geht, nicht …
    Nicole stieß ein kehliges Stöhnen aus. Keenan blinzelte, und die Flügel auf seinem Rücken raschelten. Nein, er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Und er würde sie erledigen.
    Nicole packte eine dicke Glasscherbe, hob sie hoch und rammte sie dem Vampir in den Hals, direkt in die Schlagader. Sein Blut spritzte auf sie, als der Vampir aufheulend vor Schmerz und Wut zurückzuckte.
    Ihr Hals sah furchtbar aus, zerbissen und blutig – zu viel Blut. Es war ihres und das des Vampirs. Nicole griff noch eine Scherbe und hieb auch die in den Vampir.
    Eine Kämpferin.
    Sie rang um jede Sekunde des Lebens, das schon aus ihr wich. Und er sollte sie schlicht aufhalten? Sollte sie aus jenem Leben reißen, um das sie mit solcher Verbissenheit kämpfte?
    Du hast es viele Male getan. Tu es wieder.
    So viele Menschen. So wenig Leben. So viel

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