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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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hatten es gewusst, erfuhr Pieplow, auch wenn die beiden dachten, es merkt keiner was. Solche Sachen ließen sich nicht geheim halten. Nicht auf Hiddensee. Auch nicht, dass bei Niemanns zwei Jahre der Haussegen schief hing wie ein Kutter im Kaventsmann. Böses, bitteres Schweigen, in dem Käthe Niemann immer härter und kälter wurde.
    »Und Fritz?«, fragte Pieplow, obwohl er sich denken konnte, wie der alte Niemann sich aus der Affäre gezogen hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Der?« Waltraud Pape pustete verächtlich Luft durch die Nase. »Der hatte sein Schiff und seinen Schnaps. Damals schon. Wenn auch noch nicht so viel wie später.«
    Pieplow nickte. So kannte er den ollen Niemann. Schweigend am Hafen sitzen. Ständig die Pfeife im Mund und keinen Schnaps ablehnen, wenn einer ihn anbot.
    »Für die Jungs war’s schwer«, fuhr Waltraud Pape fort. »Die sind gar nicht mehr nach Hause gegangen, wenn’s nicht unbedingt sein musste. Haben sich lieber am Hafen herumgetrieben. Oder draußen am Schubboot-Anleger. Manfred vor allem. Der war damals schon verrückt nach Autos. Kein Wunder, dass...«
    »Wer?« Pieplow war mit einem Mal sehr aufmerksam. Schon als sie von den Jungs sprach, hatte er aufgehorcht. Dass jetzt von Manfred die Rede war, ließ ihn noch hellhöriger werden.
    »Ich dachte, der junge Niemann heißt Hans. Gab es denn noch einen Sohn?«
    Waltraud Pape musterte ihn zwei zögernde Sekunden lang. Du sollst nun der Richtige sein, Licht ins Dunkel der Inselabgründe zu bringen?, fragte ihr Blick. Ein Utwartscher, der von nix eine Ahnung hat? Nun ja.
    »Nicht direkt. Aber großgezogen haben sie ihn, den Sohn von Käthes Schwester. Manfred Graber. Wussten Sie das nicht?«
    Pieplow schüttelte den Kopf. »Und warum? Was war mit den Eltern?«
    Waltraud Papes stummer Fingerzeig wies durch den Garten, am Haus vorbei Richtung Westen, wo hinter den Bäumen die See lag. »Abgehauen. Anfang der Siebziger schon.« In ihrer Stimme schwang deutlich Verachtung.
    »Abgehauen?«, echote Pieplow und erhielt ein nachdrückliches Nicken zur Antwort.
    »Und das Kind hiergelassen?«
    »Tja.« Was sollte man mehr dazu sagen? So was hatte es eben gegeben. Auch hier. Leider.
    Sie schwiegen eine Weile. Waltraud Pape wieder mit ihren Kirschen und Pieplow mit der Frage beschäftigt, ob das alles, polizeilich gesehen, überhaupt von Bedeutung war.
    »Vor dreißig Jahren hätte ich gesagt, sie waren’s«, half Waltraud Pape ihm auf die Sprünge. »Sie haben Wanda von der Klippe gestoßen.«
    »Wer?«
    »Hans und Manfred natürlich. Die beiden haben sie gehasst, für das, was sie Käthe angetan hat. Erst recht...« Wieder ein schneller, sichernder Blick und die Stimme zum Raunen gesenkt. »... erst recht, nachdem Manfred die beiden erwischt hat. Fritz und Wanda in flagranti sozusagen. Und wissen Sie wo?« Kunstpause. »Unten am Bodden bei Fietes Aalbucht. Da, wo ihr ihn heute Morgen gefunden habt.« In Waltrauds Miene zog Mitleid. Nicht mit dem toten Niemann, wie Pieplow zunächst glaubte. »Für den Jungen wird’s ein Schock gewesen sein. Und ein Grund mehr, Wanda die Pest an den Hals zu wünschen.«
    »Sie sehen, mein lieber Pieplow, Waltraud gibt der Mordtheorie den Vorzug. Wie so mancher hier, fürchte ich. Dagegen ist auch mit den besten Sektionsergebnissen nicht anzukommen.« Ausgeruht, mit rosigen Wangen und frisch gekämmtem Haarkranz trug der Professor das Tablett mit Kaffeegeschirr vor sich her. Wie ein Kellner das Serviertuch über dem Unterarm die Tischdecke. Blau geblümt diesmal. »Sind Sie schon lange hier?«
    »Eine Dreiviertelstunde.« Waltraud Pape antwortete, obwohl die Frage an Pieplow gerichtet war. »Ihr habt euch ja Zeit gelassen.«
    Der Professor strahlte zufrieden. »Ich sage nur Heringsfilet, Pellkartoffeln, Specksoße, grüner Salat, Vanille-Pudding mit Sauerkirschen – führt unweigerlich zu Suppenkoma. Postalimentäre Somnolenz, wie man so schön sagt.«
    Postalimentär?, fragte sich Pieplow, als Hilde Gottschalk mit Milch und Kaffeekanne aus dem Haus kam. Er dachte an etwas ganz anderes und bekam vor Verlegenheit fast so rosige Wangen wie Hilde und der Professor.

12
    »Er ist nicht da.« Marlies Graber hatte Wäsche abgenommen und knüllte mit geballten Fäusten einen Bettbezug vor der Brust. Sie trug noch dieselben Sachen wie gestern und hatte ungewaschenes Haar. Ein Bild des Jammers. Und doch erinnerte es Pieplow an eines, das er vor kurzem in der Hand gehalten hatte. Das gerahmte Foto einer

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