Entdecke die Kraft der Meditation
sein glaubte, nicht einmal auf das, was ich mir gestern, ja selbst vor einer Stunde zugetraut hätte. Die Meditationspraxis hat mich von der alten Definition als eines nicht liebenswerten Menschen befreit. Und ich bin, anders als in meinen Vorstellungen damals als Studentin, nicht in einen Zustand permanenter Glückseligkeit eingetreten. Ja, Meditation hat mich glücklich und liebevoll gemacht und mir Frieden geschenkt, aber nicht für alle Stunden des Tages. Ich erlebe nach wie vor gute und schlechte Augenblicke, Freude und Kummer. Ich kann Rückschläge jetzt besser verkraften, ohne von mir enttäuscht zu sein und mich als Versagerin zu fühlen. Meditation lehrt mich, die tiefe Wahrheit zu bejahen, dass sich alles ständig ändert.
1 P.M. Barnes et al. »Complementary and Alternative Medicine Use Among Adults and Children: United States, 2007«, in National Health Statistics Reports Nr. 12, Hyattsville, Maryland: National Center for Health Statistics, 2008.
Was ist Meditation?
Oder: Wer atmen kann,
der kann auch meditieren
Meditation, schlicht und einfach (wenn auch nicht unbedingt leicht), ist im Wesentlichen eine Schulung unserer Aufmerksamkeit mit dem Ziel, bewusster wahrzunehmen – und das betrifft nicht nur alles, was in uns vorgeht, sondern auch unsere Umwelt und das, was jeweils gerade in ihr vorgeht. Sobald wir klar sehen, was geschieht, können wir entscheiden, ob und wie wir auf das Gesehene reagieren.
Im Laufe der nächsten vier Wochen werden wir uns mit den Prinzipien der Einsichtsmeditation vertraut machen, einer einfachen und direkten Form, Bewusstheit im Augenblick zu üben. Wir beginnen damit, dass wir unsere Aufmerksamkeit trainieren, bei einem einzigen Gegenstand – meist dem Atem – zu bleiben, und uns immer wieder von allem Ablenkenden abwenden und zu diesem einen Gegenstand zurückkehren. Später können wir unser Aufmerksamkeitsfeld dann erweitern und alles einschließen, was sich jeweils gerade an Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen zeigt.
Seit Jahrtausenden haben es Menschen vermocht, sich durch Meditation geistig neu zu orientieren. In allen großen Weltreligionen finden wir irgendeine Form der Kontemplation, wobei es heute oft so ist, dass Meditation unabhängig von der religiösen Orientierung praktiziert wird. Es gibt verschiedene Formen der Meditation – in Ruhe und Stille, von der menschlichen Stimme oder anderen Klängen begleitet, aber auch unter Einsatz des Körpers und in Bewegung. Überall geht es jedoch um die Schulung der Aufmerksamkeit.
Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit
»Meine Erfahrung ist das, worauf ich achte«, schrieb der wegbereitende amerikanische Psychologe William James um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert. »Nur die Dinge, die ich bemerke, formen meinen Geist.« Von unserer Aufmerksamkeit, das heißt von all dem, was wir uns zu bemerken gestatten, hängt sehr direkt ab, wie wir die Welt erleben und uns in ihr zurechtfinden. Aufgrund der Fähigkeit, Aufmerksamkeit aufzubringen und aufmerksam zu bleiben, können wir Arbeit suchen, jonglieren, Mathematik lernen, Pfannkuchen backen, die Billardkugel mit unserem Queue treffen und den gewünschten Effekt erzielen, unsere Kinder beschützen und als Chirurg Operationen durchführen. Aufmerksamkeit macht uns wach und klar im Umgang mit anderen, ansprechbar in unseren engsten Beziehungen, ehrlich bei der Betrachtung unserer Gefühle und Antriebe. Sie bestimmt, wie nah uns die eigene Erfahrung vertraut ist, sie prägt unser Gefühl der Verbundenheit mit dem Leben.
Inhalt und Qualität unseres Lebens hängen davon ab, wie bewusst wir sind – und das ist uns häufig nicht klar. Sie kennen vielleicht die folgende indianische Geschichte über die Kraft der Aufmerksamkeit: Der Großvater (gelegentlich ist es auch die Großmutter) möchte dem Enkel eine Lebensweisheit mitgeben und erzählt: »In meinem Herzen kämpfen zwei Wölfe miteinander. Der eine ist gehässig, angstvoll, neidisch, nachtragend und hinterhältig. Der andere Wolf ist liebevoll, mitfühlend, großzügig, wahrhaftig und in heiterem Frieden.« Natürlich möchte der Enkel wissen, welcher Wolf gewinnt. Der Großvater sagt: »Der, den ich füttere.«
Doch das ist noch nicht das ganze Bild. Sicher, was unsere Aufmerksamkeit findet, breitet sich aus und wird stärker. Wenn wir uns also vorwiegend bei Negativem oder Belanglosem aufhalten, können sie schließlich stärker werden als das Positive und Wichtige. Andererseits, wenn wir
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