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Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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    Samstag, 1. November
     
    Verkauf bei jedem Wetter , hatte Ivy Rose in die Zeitungsannonce geschrieben, mit der sie ihren privaten Flohmarkt angekündigt hatten. Was der Tag ihnen bescherte, war ein metallisch grauer Himmel und ein böiger Wind. Aber das für Neuengland typische, wechselhafte Herbstwetter hatte die Leute nicht abgeschreckt.
    David trug den Sägebock zur Seite, mit dem die Einfahrt versperrt gewesen war, und die Kauflustigen drängten herein. Ivy stellte sich vor, dass ihre viktorianische Arche die Invasion hinnahm wie ein großer, weißer Wal, der sich auf der Wasseroberfläche treiben ließ, damit die Vögel die Parasiten von seinem Rücken picken konnten.
    Drei Jahre lang hatte Ivy über das staubige Gerümpel einfach hinweggesehen, das der vorherige Besitzer, der alte Paul Vlaskovic, zurückgelassen hatte, ein ausgemergelter alter Mann, den David Vlad nannte, wenn er von ihm sprach. Das Durcheinander auf dem Speicher und im Keller hätte sich ebenso gut in einem parallelen Universum befinden können. Aber dann war, so plötzlich wie ein Gewitter im Frühling, ein heftiges Bedürfnis in ihr erwacht, alles hinauszuwerfen, was ihnen nicht gehörte. Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen. Hinaus damit! David war so taktvoll gewesen - oder besaß vielleicht nur genügend Selbsterhaltungstrieb -, es nicht auf ihre Hormone zu schieben.

    Ivy spürte einen kräftigen Stoß ihres Babys - nicht mehr das Flattern von Schmetterlingsflügeln. Hallo, kleiner Sprössling . Sie legte die Handflächen auf ihren Bauch, der sich in diesem Augenblick steinhart anfühlte. In drei Wochen würde sie entweder ihr Kind bekommen oder explodieren. Es war also ganz normal, dass sie Vorwehen hatte. Braxtons Schluckauf. Scheinwehen. Das Stottern einer Maschine, die nicht gut genug geölt war, um anzuspringen.
    Sie und David befanden sich gerade im Stadium der fieberhaften Namenssuche, und sie fragte sich, wie viele andere zukünftige Eltern wohl schon auf den Namen Braxton verfallen waren.
    Lebensfähig, lebensfähig, lebensfähig.
    Dieses Wort kreiste beständig in ihrem Kopf herum. Sie hatte mit vierundzwanzig geheiratet, und dann hatte es fünf Jahre gedauert, bis es mit der Schwangerschaft endlich geklappt hatte. Dazwischen hatte sie drei Abgänge gehabt - das letzte Mal im fünften Monat, gerade als sie geglaubt hatte, sie könnte aufhören, den Atem anzuhalten.
    David kam zu ihr und legte den Arm um ihre Körpermitte, dorthin, wo einmal ihre Taille gewesen war. So ein babygefüllter Bauch im letzen Stadium war etwas Erstaunliches und nur mit einem preisgekrönten Riesenkürbis zu vergleichen.
    »Hallo, Stretch«, sagte er. Ihr Spitzname hatte in diesen letzten Monaten eine völlig neue Bedeutung angenommen. »Sieht so aus, als hätten wir einen Volltreffer gelandet. Ein Haufen Leute!« Er schob ihre Haare zur
Seite und drückte die Lippen an ihren Hals. Sie erschauerte vor Wonne.
    Ivy liebte den Geruch nach schwerer, lehmiger Erde, den David verströmte, und sein braunes Haar, das ihm in zwölf verschiedenen Richtungen gleichzeitig vom Kopf wegstand, und am meisten liebte sie die Art, wie sich sein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete und Fältchen in seine Augenwinkel zauberte. Seine Nase, die er sich beim Footballspielen am College gebrochen hatte, nachdem er zwei Jahre als Quarterback an der Highschool unverletzt überstanden hatte, verlieh seinem hübschen Gesicht Charakter.
    Ivy selbst sah eher »interessant« aus, wie man so sagt - dunkle, seelenvolle Augen, eine zu lange Nase und ein Mund, der ein bisschen zu voll war, um hübsch zu sein. Meistens schenkte sie ihrem Aussehen nicht allzu viel Beachtung. Sie rollte morgens aus dem Bett und begnügte sich damit, sich die Zähne zu putzen und mit dem Kamm durch ihr langes, dickes, kastanienbraunes Haar zu fahren.
    »Sie glauben, weil wir dieses wunderbare alte Haus besitzen, müssten wir auch wunderbare alte Sachen haben«, meinte Ivy.
    David spielte mit einer unsichtbaren Zigarre, zog die Augenbrauen zusammen wie Groucho Marx und musterte zwei schwarze Telefone mit Wählscheiben. »Sie haben ja keine Ahnung …«
    Ivy winkte einem Mann namens Ralph zu, einem Flohmarkt-Junkie, der einen verbeulten, schwarzen Ford Pick-up besaß und sich gerade über einen Karton mit
Elektrokram beugte. Im Getümmel neben ihm stand Corinne Bindel, ihre ältliche Nachbarin, deren Haare zu platinblond und zu bauschig waren, um echt zu sein. Sie trug einen braunen Tweedmantel und

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