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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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ihrem Geschäftspartner gestritten und ihn erschossen. Angesichts der Situation und der Verhandlungsposition der beiden Männer sei es überaus großzügig, dass sie das Haus lebend und nahezu unversehrt verlassen durften. Die Quetschungen an den Armgelenken hätten sie eigentlich eher sich selbst zuzuschreiben als den Männern von der Botschaft, sie hätten eben nicht an den Fesseln zerren sollen, es sei doch allgemein bekannt, dass Kabelbinder keinen Millimeter nachgeben. Ich versprach Korsakow, er und sein Kumpan bekämen die ganze Nacht und vielleicht auch noch einige Morgenstunden Vorsprung, bevor die Polizei nach den mutmaßlichen Tätern suchen würde. Und in dieser Zeit sollten zwei gescheite Männer es allemal schaffen, das Land in jeder beliebigen Himmelsrichtung zu verlassen. Uns sei es egal, wohin sie gingen, sofern sie nur verschwanden.
    Korsakow nickte und hinterließ bereitwillig seine Fingerabdrücke auf den Drogenbeuteln. Er schloss verschämt die Augen, als die Männer vom Kraftsportverein der russischen Botschaft Frolows Leiche ins Wohnzimmer trugen und Korsakow befahlen, die Haut am Arm des Toten zu zerkratzen. Und als Malkin beinahe liebevoll den Arm um ihn legte, schwankte der dicke, gutmütige Mann vor Schwäche. Malkin legte Korsakows Finger um den Griff und den Abzug der Walther-Pistole und drückte ab. Die Kugel riss einen Splitter vom Fuß des Sofas und grub sich ins Parkett.
    »Die Waffe kann ruhig hierbleiben«, sagte ich zu Malkin. »Sie ist sauber, man kann sie nicht zu mir zurückverfolgen.«
    Meine Kehle war wie ausgetrocknet. Ich bat Matti um dieTokarew, die er gerade erst bekommen hatte, und reichte auch sie an Malkin weiter. Über die Geschichte dieser Waffe wisse ich nichts, erklärte ich ihm. Sie sei aus irgendeinem Nachlass in meinen Besitz geraten, möglicherweise eine Kriegserinnerung, aber bestimmt sei sie in den letzten Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden. Malkin sah sich die alte Pistole neugierig an und lobte ihre Zuverlässigkeit.
    »Der Tschetschene darf gezielt schießen«, lachte er kalt.
    Ich wusste, dass seine Überlegung vernünftig war. Zwei Waffen, zwei Schützen, zwei Täter … und dass beide gleichermaßen an dem Mord beteiligt waren, wurde dadurch bewiesen, dass in der Leiche Kugeln aus beiden Pistolen steckten.
    »Wenn der Pathologe richtig schlau ist, wird er sich vielleicht wundern, weshalb eine der Schusswunden weniger stark geblutet hat … ach was, wahrscheinlich landet alles im selben Matsch«, sinnierte Malkin, und es klang nicht einmal grausam.
    Ich stimmte ihm kraftlos zu und sagte, ich wolle in die Küche gehen und Ponomarjow Anweisungen geben. Fragend sah ich Matti an, doch er schüttelte rasch den Kopf. Einen Augenblick lang überkam mich die Reue. Gerade aus solchen Situationen hatte ich Matti heraushalten wollen. Außerdem befürchtete ich, dass wir am Ende doch noch in den Mord verwickelt wurden. Es kam mir vor, als würden mit jedem Atemzug Zellen und Partikel und DNA -Stückchen am Tatort verstreut, die uns mit Frolows Tod in Verbindung brachten.
    Ponomarjow saß mit verschränkten Armen in der Küche.
    »Man hat mich extra hergeholt. Ich stelle die Stunden natürlich in Rechnung, aber ich könnte auch etwas tun, wenn ich einmal hier bin«, meckerte er.
    »Das kannst du«, nickte ich und setzte mich ihm gegenüber an den Tisch. Ich berichtete ihm, dass es im Haus Überwachungskamerasgab und irgendwo vermutlich auch die dazugehörigen Festplattenspeicher. Die beiden letzten Tage und natürlich dieser Abend müssten gelöscht werden. Ob das ein Problem sei?
    Ponomarjow versicherte, im Gegensatz zu dem der Menschen sei das Gedächtnis der Maschinen nur eine Aneinanderreihung von Bits. Er könne die Platte leerputzen, oder solle er statt der gelöschten Aufnahmen Alpenlandschaften und Slalomläufer speichern? Leise kichernd erklärte er, das sei nur ein Witz. Er werde als Ersatz für die getilgten Tage wettermäßig passende Sequenzen aus den älteren Aufnahmen kopieren.
    Ich erinnerte mich, gehört zu haben, dass nicht alle Kunden von Ponomarjows Reparaturwerkstatt die Redeweise des Geschäftsinhabers mochten. Er geizte nicht mit trockenen Bemerkungen über die miserable Tonqualität von Stereoanlagen aus dem Supermarkt oder über die Verschmutzung von Videokopfrädern, sodass sich der Kunde für sein Gerät schämte oder sich schuldig fühlte, weil er es nicht richtig gewartet hatte. Das schuf nicht unbedingt die Basis für eine dauerhafte

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