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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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entlanggefahren, aber diesmal musterte ich jeden Baum, jede ungepflasterte Abzweigung. Und da war es: eine schmale Seitenstraße, ein Ahorn, der in allen Herbstfarben leuchtete und dessen Stamm v-förmig war, als wäre er vor langer Zeit vom Blitz getroffen worden. Ich bog ab. Mein kleiner Mietwagen holperte über die unbefestigteStraße - ich wette, bei Schnee ist sie unpassierbar.
    Auf einmal war mir kalt und ich drehte die Heizung auf. Ich war ganz aufgeputscht von Koffein und Zucker und plötzlich überwältigte mich die unbeschreibliche Dummheit dessen, was ich hier tat.
    Es war verrückt. Es war das Blödeste, das mir jemals in den Kopf gekommen war. Vermutlich war das Ganze eine Ausgeburt meiner Panik oder meines Nervenzusammenbruchs. Erschöpft hielt ich an und ließ die Hände auf dem Lenkrad liegen. Ich war den ganzen Weg gefahren, um eine Frau namens River zu sehen. Das war so unglaublich bescheuert.
    Was hatte ich mir dabei gedacht? Was erwartete ich mir von ihr? Ich sollte sofort umdrehen und nach Hause fliegen. Wo immer auch zu Hause war.
    Wann hatte ich River getroffen? Etwa 1920? 1930? Ich erinnerte mich nur noch an ihr Gesicht, glatt und gebräunt, und ihre Hände, die schmal, aber kräftig gewesen waren. Sie hatte graues Haar gehabt, sehr ungewöhnlich für eine Unsterbliche. Innocencio hatte gerade sein erstes Auto zu Schrott gefahren - und damit meine ich sein erstes. Im Sinne von gerade erfunden.
    War das ... 1929 gewesen? Innocencio hatte sich ein wunderschönes A-Modell gekauft, in einer Art staubigem Blau.
    Es war eines der ersten A-Modelle gewesen, die Ford nach Frankreich verschifft hatte. Incy hatte es erst ein paar Wochen, als er mitten in der Nacht vom Weg abkam und in einen Graben in der Nähe von Reims rutschte. Ich flog durch die Windschutzscheibe und landete im Graben. Mein Gesicht hing in Fetzen - es gab damals noch kein Verbundglas oder Sicherheitsgurte. Imogen und Rebecca waren ebenfalls aus dem Wagen geschleudert worden. Rebecca erlitt ein paar Knochenbrüche und landete vermutlich im Krankenhaus. Imogen starb noch am Unfallort - sie war gegen einen Baum geprallt und hatte sich das Genick gebrochen. Innocenciound ich waren zwar verletzt, konnten aber unserer Wege gehen. Wir hatten Rebecca und Imogen erst am Tag zuvor auf einer Party kennengelernt. Sie waren beide hübsch und reich gewesen und wollten Spaß haben.
    Ihr Pech, dass sie uns trafen.
    Ein Auto hielt an. Zwei Männer und eine Frau kamen angerannt, um uns zu helfen. Die Männer legten Rebecca vorsichtig auf den Rücksitz ihres Wagens und stellten dann fest, dass Imogen tot war. Die Frau sah nach Innocencio, der schon anfing, das Ganze abzuschütteln und den Verlust seines schönen Wagens zu betrauern. Sie ließ ihn allein und kam zu mir. Ich war gerade aus dem eisigen Grabenwasser gekrochen. Während sie meinen Puls fühlte, versicherte sie mir, dass alles gut werden würde. Sie sagte, ich solle mich nicht bewegen, doch ich hörte nicht auf sie. Ich wischte mir das klatschnasse Haar aus den Augen, zog den Fuchsfellkragenenger um den Hals und fragte sie, wie spät es sei - wir waren auf dem Weg zu einer Silvesterparty gewesen. Imogen war tot und das war wirklich bedauerlich, aber ich nahm es kaum wahr. Es war mir eigentlich egal. Schließlich hatte Incy sie nicht absichtlich getötet. Manchmal sind Menschen wirklich ... empfindlich.
    Da sah mich die Frau genauer an. Sie nahm mein Kinn in ihre Hände und blickte mir tief in die Augen. Ich sah in ihre und wir erkannten einander als Unsterbliche. Man kann es eigentlich nicht sehen. Es ist nicht so, als stünde auf unserer Netzhaut ein großes U. Aber trotzdem erkennen wir einander. Sie ließ ihren Blick schweifen: das demolierte Auto, das tote Mädchen und Innocencio und ich, die schon dabei waren, zur Tagesordnung überzugehen.
    »So muss es nicht sein«, sagte sie auf Französisch.
    »Was?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und aus ihren warmen braunen Augen sprach Trauer. »Du kannst so viel mehr haben, so viel mehr sein.«
    Da wurde ich sauer, wischte mir das Blut aus den Augen und stand auf.
    »Mein Name ist River«, erklärte sie und erhob sich ebenfalls. »Ich habe eine Farm in Amerika. In Massachusetts, oben im Norden. In einem Ort namens West Lowing. Du solltest dorthin kommen.« Sie deutete auf das zerstörte, qualmende Auto und die Männer, die Imogens Leiche behutsam zu ihrem Auto trugen. Mit

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