Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)
Takte der gälischen Melodie, bis ich schließlich, zu meiner Genugtuung, eine Antwort hörte und sah, wie Alan sich hinter einem Strauch aufrichtete.
Nach dem langen, in der Einsamkeit verbrachten Tage, an dem er sich selbst überlassen geblieben war, machte er einen recht niedergeschlagenen Eindruck. Abgesehen von einer bescheidenen Mahlzeit in der nahe gelegenen Spelunke hatte er nichts zu essen bekommen. Doch als er meiner in den neuen Kleidern ansichtig wurde, hellten sich seine Gesichtszüge auf, und nachdem ich ihm gesagt hatte, wie gut unsere Sache sich anlasse und welche Rolle ihm dabei zugedacht sei, ging eine glückliche Veränderung mit ihm vor. Er wurde ganz munter.
»Das ist ein ausgezeichneter Einfall von dir«, sagte er begeistert, »und du hättest wahrhaftig keinen besseren Mann finden können als Alan Breck, um ihn zu verwirklichen. Irgendein Beliebiger hätte dir dabei gar nichts nützen können. Dazu gehört ein scharfsinniger Mensch. Aber meinst du nicht, daß dein Advokat darauf brennt, mich kennenzulernen?«
Ich winkte und rief nach Mr. Rankeillor, der allein den Hügel heraufkam. Als er vor uns stand, stellte ich ihm meinen Freund, Mr. Thomson, vor.
»Freue mich sehr, Eure Bekanntschaft zu machen, Mr. Thomson«, begann der Advokat. »habe aber leider meine Brille zu Hause vergessen, und unser gemeinsamer Freund Mr. David wird Euch bestätogen – dabei klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter, daß ich ohne sie fast blind bin und Ihr mir nicht gram sein dürft, wenn ich Euch schon morgen auf der Straße nicht wiedererkenne.«
Er sagte das in der Annahme, Alan damit zu erfreuen. Aber es gehörte wahrhaftig wenig dazu, um diesen Hochländer zu kränken. Etwas beleidigt bemerkte Alan: »Je nun, Sir, ich meine, das hat nichts zu sagen, da wir hier nur zusammengetroffen sind, um dafür zu sorgen, daß Mr. David Balfour zu seinem Recht kommt. Sonst haben wir wohl nicht allzu viele gemeinsame Interessen Natürlich nehme ich Eure Entschuldigung, die Ihr mit gutem Grunde vorgebracht habt, gern an.«
»Lieber Mr. Thomson, das ist mehr, als ich erwarten durfte«, erwiderte Mr. Rankeillor mit großer Wärme. »Und da wir die Hauptakteure bei diesem Unternehmen sind, sollten wir uns zuerst einmal über die Einzelheiten verständigen. Zu diesem Zweck möchte ich Euch bitten, mir den Arm zu reichen, denn bei der Finsternis und ohne meine Brille könnte ich sonst den Weg verfehlen. Ihr hingegen, Mr. David, werdet in Torrance einen angenehmen Gesellschafter finden; nur laßt mich vorausschicken, daß es ganz unnötig ist, ihn näher in Eure und... hm... hm... Mr. Thornsons Abenteuer einzuweihen.«
So schritten Alan und der Advokat eifrig redend voraus, während Torrance und ich in einiger Entfernung folgten.
Es war schon finster, als wir zum Hause der Shaws gelangten. Zehn Uhr mußte längst vorbei sein. Die Nacht war dunkel und mild. Ein sanfter Südwind dämpfte mit seinem Säuseln das Geräusch unserer herankommenden Schritte. Auch als wir dicht vor dem Hause standen, konnten wir nirgends einen Lichtschimmer entdecken.
Mein Oheim war offenbar schon schlafen gegangen; das war für unsere Absichten sehr günstig. Fünfzig Schritt vom Hause entfernt besprachen wir die ganze Sache noch einmal im Flüsterton. Dann schlichen der Advokat, der Schreiber und ich nahe an das Haus heran, dockten uns in einen Winkel, und sobald wir unseren Beobachtungsposten bezogen hatten, schritt Alan entschlossen zur Haustür und pochte an.
8 ich hasse dich, der du schön bist, Sabellus
9 den jämmerlich Stöhnenden
10 künden wir von Größerem
11 ein Knoten, würdig der Lösung
XXIX. Ich gelange in mein Königreich
Alan mußte eine ganze Weile gegen die Haustür donnern, ohne etwas anderes zu hören als den dumpfen Widerhall seiner Schläge im Inneren des Hauses, bis ich endlich merkte, wie ein Fenster behutsam geöffnet wurde und mein Oheim offenbar einen Horchposten bezog. Im Dämmerlicht mußte er Alans Gestalt, wie einen dunklen Schatten auf der Treppe stehend, sehen können. Wir drei Zeugen waren seinen Blicken gänzlich verborgen. Daher gab es nichts, was einen rechtschaffenen Menschen in seinem eigenen Haus hätte in Schrecken versetzen können. Dennoch beobachtete Ebenezer den nächtlichen Besucher längere Zeit, und als er ihn endlich ansprach, klang seine Stimme zitternd und besorgt.
»Was soll das?« rief er. »Wer treibt sich zu nachtschlafender Zeit hier umher? Anständige Leute wohl nicht,
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