Entfuehrt von einem Prinzen
Lass mir etwas Zeit, Ram.“
„Wir haben keine Zeit“, entgegnete er ungeduldig. „Du musst der Realität ins Auge sehen, Mia.“
Sie sah auf und blickte ihn forschend an. Praktisch über Nacht hatte er sich verändert. Natürlich war er immer noch cool und unbeschreiblich sexy, aber aus dem jungen aristokratischen Heißsporn war ein erwachsener Mann geworden, der die Zügel der Macht fest in der Hand hielt. Schlagartig wurde Mia bewusst, dass sie sich schnell entscheiden musste, wollte sie weiterhin mit Ram Schritt halten.
„Bis später“, sagte sie leise und ging hinaus.
12. KAPITEL
Er hätte wissen müssen, dass es verantwortungslos war, seinem Land führerlos den Rücken zu kehren. Nun kostete es ihn doppelte Anstrengung, das Blatt zum Besseren zu wenden. Immerhin war jetzt ein Anfang gemacht.
Nachdenklich lehnte Ram sich über die Balkonbrüstung und ließ den Blick über die in Mondlicht getauchten, weitläufigen Gärten gleiten. Die korrupten Höflinge würden bald merken, dass sie es nicht mehr mit dem leicht zu beeindruckenden Jüngling zu tun hatten, der Ramprakesh vor Jahren verlassen hatte. Dafür würde er umgehend sorgen. Zuerst musste er sich aber um Mia kümmern. Sie war eine starke, durchsetzungsfähige Frau – nur war sie sich dessen noch nicht bewusst. Er setzte volles Vertrauen in ihre Fähigkeiten und meinte manchmal, Mia besser zu kennen, als sie sich selbst. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie seine Herausforderung angenommen und alle seine Erwartungen übertroffen. Es wurde Zeit für sie, das Nest zu verlassen. Der Unfall hatte ihr die Flügel nicht gestutzt – im Gegenteil, die Erfahrung, so schrecklich sie auch gewesen sein musste, hatte sie noch stärker gemacht.
Bis drei Uhr morgens arbeitete sie an ihrem Finanzierungsplan, mit dem sie die Bank beeindrucken wollte. Tom hatte sich bereit erklärt, eine Bürgschaft zu übernehmen, hatte Mia jedoch gleichzeitig darauf hingewiesen, dass sie weitere Mittel brauchte, um die Zulieferer bezahlen zu können.
Irgendwie würde sie das Geld schon auftreiben …
Durch den Zeitunterschied von sechs Stunden zwischen Ramprakesh und London war dies allerdings vor der für 9 Uhr morgens angesetzten Ausschusssitzung nicht möglich. Mitten in der Nacht würde sie in England keinen Banker erreichen.
Deshalb hatte sie entsprechende Vorkehrungen getroffen und die Arbeitsabschnitte so aufgeteilt, dass das finanzielle Risiko überschaubar blieb.
Nach getaner Arbeit knurrte ihr der Magen. Also bestellte sie in der Palastküche etwas zu essen. An dieses Leben könnte ich mich gewöhnen, dachte sie. Dabei fiel ihr ein, dass Ram für sein neues Haus andere Pläne hatte. „Ich möchte auch mal selbst in der Küche stehen“, hatte er gesagt und darauf bestanden, dass sie zweckmäßig und funktionell konzipiert wurde. Mia war selbst eine leidenschaftliche Köchin und sah sich schon gemeinsam mit Ram in der Küche werkeln. Deshalb beschloss sie, ein besonderes Augenmerk auf diesen Bereich zu richten.
Wie auch auf das Schlafzimmer?
Ihr verträumtes Lächeln verblasste, als ihr Blick automatisch zur Tür glitt. Die war nicht abgeschlossen. Insgeheim wünschte Mia sich, Ram möge sich über ihre Bitte nach einer platonischen Beziehung hinwegsetzen …
Doch dazu war er vermutlich viel zu beschäftigt.
Als sie sich einige Nächte später fröstelnd in die Bettdecke kuschelte, wurde ihr einfach nicht warm. Ständig musste sie an Ram denken. Dabei versuchte sie doch so sehr, ihn zu vergessen. Sie musste lernen, ohne ihn zu leben. Leider würde sie ihrem aufregenden Maharadscha wohl ihr ganzes Leben lang nachtrauern. Sie fluchte unterdrückt.
„Sprichst du im Schlaf, Mia?“
Erschrocken fuhr sie hoch.
„Das ist ein sehr schlechtes Zeichen.“
„Ram!“
Sie zog sich die Decke bis ans Kinn. „Wo bist du?“ Sie konnte ihn hören, aber nicht sehen. Wie ein Panther schlich er sich an. „Du kannst doch nicht einfach …“
Und wie er konnte! Im nächsten Moment lag er neben ihr im Bett. „Aber, Ram! Wir hatten doch vereinbart …“
„Du hast nicht abgeschlossen, und da dachte ich …“
„Ich habe es nur vergessen.“
Sein anzügliches Lächeln verriet, dass er ihr kein Wort glaubte.
Misstrauisch musterte sie ihn. „Sag mal, warst du im Fitnessraum?“
„Fällt dir das auf?“
Auch im fahlen Mondlicht war kaum zu übersehen, dass er viel muskulöser war. „Was tust du hier, so früh am Morgen?“
„Gegenfrage: Wieso bist du um
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