Entfuehrt von einem Prinzen
reichen.“
Mia starrte ihn nur verständnislos an.
„Du solltest öfter mal Gedichte lesen“, empfahl er.
„Und du solltest schlafen. Dein Kopf ist offensichtlich überhitzt.“
„Ebenso wie ein anderes gewisses Körperteil.“ Er lächelte anzüglich. „Aber du willst ja nichts dagegen tun.“
„Genau!“ Aufgebracht fuhr Mia hoch. „Ich bin doch nicht dein Sexspielzeug.“
„Bist du doch!“ Ram ließ sich nicht beirren.
„Raus hier!“ Wütend warf Mia ihre Kissen nach ihm.
„Nur zu gern. Ach ja, ich habe mir später etwas Zeit freigehalten, damit wir anfangen können.“
„Womit?“
„Mit der Brautwerbung natürlich.“
Unwillkürlich hörte Mia die Hochzeitsglocken läuten. Oder waren es Alarmglocken?
Meinte Ram es ernst?
Das würde sie wohl bald herausfinden. „Und wie hast du dir diese Brautwerbung vorgestellt?“, erkundigte Mia sich misstrauisch.
„Wir machen einen Spaziergang, genießen die Landschaft und den Sonnenuntergang. Schauen einander tief in die Augen. Wir könnten auch Musik hören.“
„Darunter verstehst du wohl deine schrecklichen Rugbygesänge, die du aus der Schule kennst.“
„Schade, also keine Rugbygesänge“, versprach er bedauernd. „Ich sehe schon, dass ich das wohl doch sorgfältiger planen muss.“
Mia zog sich die Decke vors Gesicht, um ihr Lachen zu verbergen. „Niemand hat verlangt, dass du plötzlich so ernst an die Sache herangehst.“
„Und niemand hat verlangt, dass du plötzlich so unnahbar bist.“
„Ich bin nicht …“
„Nein? Das kannst du mir dann später beweisen. Gute Nacht, Mia.“
„Was soll das denn jetzt?“ Empört richtete sie sich auf. Alle Zurückhaltung war vergessen. „Wo willst du hin?“
„Ich muss Pläne machen.“ Erst an der Tür drehte er sich noch einmal um und lächelte verführerisch. „Daran hätte ich früher denken sollen. Morgen, Mia.“
„Du …“
… kannst doch jetzt nicht einfach gehen, hatte sie sagen wollen.
Doch offensichtlich konnte er genau das.
Ram war wie dazu geschaffen, sie zu umwerben. Mia hegte sogar den Verdacht, er könnte an der Uni Brautwerbung studiert haben, so meisterhaft beherrschte er diese Kunst. Gemächlich promenierten sie durch die herrschaftlichen Gärten des alten Palastes, gefolgt von zwanzig Anstandsdamen, die gebührenden Abstand hielten zu dem Mann im dunkelblauen traditionellen Gewand und seiner Begleiterin, die in ein strenges Kostüm gekleidet war.
Zuvor war er am frühen Morgen in ihr Zimmer gestürmt und hatte ihr Entspannungsübungen vor der nächsten Ausschusssitzung versprochen. Natürlich hätte sie wissen müssen, was er damit meinte, nachdem er „Erwachet!“ gebrüllt hatte.
„Was?“, hatte sie nur pikiert gefragt.
„Das heißt nicht was, sondern wie bitte“, erklärte er streng. „Jetzt hast du mir die ganze Rezitation verdorben.“
„Verzeihung.“ Mia konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Der Mann wirkte eher wie ein Krieger, aber nicht wie ein Poet.
Mit jedem Tag, den er wieder in Ramprakesh weilte, wandelte er sich mehr zum Herrscher. Zu dem mit Edelsteinen besetzten Gewand trug er heute auch einen dazu passenden Gürtel, von dem das größte Schwert hing, das Mia je gesehen hatte.
„Hast du vor, heute Köpfe abzuschlagen?“, fragte sie mit Blick auf die Waffe.
„Kann schon sein, wenn du nicht bald den Mund hältst.“
„Okay, der Scheinwerfer ist nur auf dich gerichtet“, witzelte Mia, als in diesem Moment die Sonne auf sein Gesicht fiel.
Ram stellte sich wieder in Positur und rezitierte einen weiteren Vers von Omar Chayyam, in dem auch ein Sultan vorkam.
„Du bist aber ein Maharadscha“, merkte Mia an.
„Verflixt!“ Missgestimmt schlug Ram den Gedichtband zu und reichte ihn einem der Mädchen. „Manche Leute sind aber auch nie zufrieden.“
„Das wird auch so bleiben, wenn du weiterhin Gedichte vorliest“, murrte Mia.
„ Du wolltest doch eine platonische Brautwerbung.“ Ram spielte den Beleidigten. „Also gut. Der nächste Programmpunkt ist Musik.“
„Du willst doch wohl nicht etwa singen oder Laute spielen? Ich kann mich noch gut erinnern, wie du in England meine Laute traktiert hast. Bitte erspar mir das!“
„Ach, Mia, du bist aber auch wirklich schwer zu befriedigen.“
„Seit wann?“
„Seit du dem Sex abgeschworen und eine traditionellere Beziehung gefordert hast.“
„Mit Tradition haben deine Vorträge aber nichts zu tun, Ram.“
„Es ist eben meine ganz eigene Tradition.“
„Du
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