Entfuehrung in den Highlands
Suche nach Lord Kincaid.“
Die Frau schob das Kinn vor und musterte sie kühl. „Wenn er Ihnen nicht gesagt hat, wohin er gehen wollte, geht es Sie auch nichts an, wo er ist.“
Fiona richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. „Ich bitte um Verzeihung, aber es geht mich sehr wohl etwas an. Schließlich und endlich ist er mein Ehegatte.“
Die Haushälterin starrte sie mit offenem Mund an. „Was?“
Fiona war sich sicher, sie hätte die Frau mit der Mitteilung, ihr wäre gerade ein zweiter Kopf gewachsen, nicht mehr schockieren können. „Ich bin Lady Kincaid“, erklärte sie in ruhigem Ton.
Eine Tür auf einer Seite der Halle öffnete sich, und ein hochgewachsener Mann kam aus einem Nebenzimmer. Über dem Arm trug er ein ordentlich gefaltetes Stück Leinen. „Mrs. Tarlington, ich glaube, das hier ...“ Er stockte, als er Fiona bemerkte. „Oh, Entschuldigung. Ich habe Sie nicht gesehen ... Es tut mir leid, Miss ...?“ „Lady Kincaid“, wiederholte Fiona freundlich.
Der Butler blinzelte verwirrt, dann verbeugte er sich „Guten Morgen, Mylady. Ich bin Devonsgate, der Butler Seiner Lordschaft.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen“, erwiderte Fiona. „Ich bin auf der Suche nach Seiner Lordschaft. Wissen Sie, wo er sein könnte?“
Mrs. Tarlington schnaubte leise, sagte aber nichts mehr. Nachdem Fiona die Haushälterin mit einem strengen Blick gemustert hatte, wandte sie sich wieder an den Butler. „Seine Lordschaft ist gestern Abend kurz nach unserer Ankunft ausgegangen. Ich dachte, um diese Zeit wäre er zurück, aber das ist anscheinend nicht der Fall. Es sei denn, er sitzt gerade beim Frühstück?“
Der Butler räusperte sich. „Seine Lordschaft pflegt nicht zu frühstücken. Jedenfalls nicht vor zwölf Uhr mittags, und das auch nur, wenn er rechtzeitig wieder zu Hause ist. Das geschieht nicht besonders häufig.“
„Ich verstehe“, murmelte Fiona.
„Ja, Mylady.“ Devonsgate nickte nachdrücklich. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Seine Lordschaft die ganze Nacht fortbleibt.“
Das würde sich ändern müssen; sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein solcher Lebenswandel gesund war.
Als Fionas Blick auf einen der Spiegel fiel, die an den Wänden hingen, runzelte sie die Stirn. Ihr Kleid war furchtbar zerknittert, die paar Nadeln, die sie noch gefunden hatte, konnten ihr Haar kaum bändigen, ihr Gesicht war gerötet. Da erst fiel ihr ein, dass das Kleid, welches sie trug, das einzige war, das sie besaß.
Sie wandte sich wieder dem Butler zu. „Hat Seine Lordschaft irgendwelche Vorkehrungen für mich getroffen, bevor er ging?“
„Nein, Mylady. Er hat lediglich seine Kutsche Vorfahren lassen und ist gegangen.“ Der Butler sah sie um Entschuldigung bittend an. „Normalerweise, wenn Seine Lordschaft einen Gast hat, sagt er uns, dass sie nicht gestört werden soll, und trägt uns auf, für ihre sichere Heimkehr zu sorgen. In Ihrem Fall hat er einen solchen Auftrag nicht erteilt. “
„Mrs.Tarlington, bitte lassen Sie in meinen Räumen ein Bad vorbereiten und schicken mir jemanden, der mir mit meinem Haar und meinem Kleid hilft. Ich war gezwungen, überstürzt von zu Hause abzureisen und habe kein Gepäck bei mir. Es wird also nötig sein, dieses Kleid zu reinigen und zu bügeln.“
Die Lippen der Haushälterin wurden schmal, doch Fiona hatte sich bereits wieder dem Butler zugewandt. „Schicken Sie mir auch bitte ein Frühstückstablett aufs Zimmer, Devonsgate. Tee und Toast genügen.“
„Ja, Madam. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte der Butler mit einer leichten Verbeugung.
Fiona nickte energisch. „Ja. Ich möchte Seiner Lordschaft eine Nachricht schicken. Wissen Sie, wo er sich aufhält?“
Die Miene des Butlers gefror. „Ich könnte versuchen, es herauszufinden.“
„Sehr gut. Bitte senden Sie ihm folgende Nachricht. Teilen Sie Lord Kincaid mit, dass seine Gattin seine unverzügliche Rückkehr nach Hause wünscht. Sollte er nicht bald hier auftauchen, wird sie kommen und ihn holen.“ Devonsgate wurde blass, doch zum ersten Mal öffnete sich Mrs. Tarlingtons breiter Mund zu einem widerstrebenden Lächeln.
Fiona wandte sich wieder der Treppe zu. „Ich erwarte das Bad und die Zofe so schnell als möglich. Das Frühstück kann noch ein wenig warten.“ Einen Fuß bereits auf der untersten Stufe, stockte sie. „Wenn ich es mir recht überlege, bringen Sie Frühstück für zwei. Ich bin sicher, Seine Lordschaft wird auf dem schnellsten Wege nach
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