Entfuehrung in den Highlands
Schritte auf den Stufen. „Hast du Lust, heute Nachmittag mit uns auszureiten?“, fragte Gregor seinen Schwager.
Jack zog die Brauen hoch. Niemals hätte er erwartet, eine Einladung von einem von Fionas Brüdern zu bekommen. Es war schade, dass er sie ablehnen musste. „Es tut mir leid, aber ich bin mit meinem Verwalter verabredet. Vielleicht morgen?“
Mit gequältem Gesichtsausdruck nickte Gregor. „Sehr gut. Ich werde sehen, was ich heute allein bei dem Mädchen ausrichten kann. Vielleicht gelingt es mir, sie wenigstens ein bisschen zur Vernunft zu bringen.“
„Vergiss es.“ Jack winkte ab. „Das habe ich bereits versucht, und ...“
Doch Gregor war bereits gegangen. Seine tiefe Stimme drang durch die ganze Halle bis in die Bibliothek, als er Fiona begrüßte.
Jack bemühte sich, ihre leise Antwort zu hören, aber ihre Stimme ging in dem pfeifenden Wind unter, der ins Haus drang, als die Tür geöffnet wurde. Die Stimmen und das Heulen des Windes verhallten, als Fiona zu ihrem Morgenritt aufbrach.
Es war eine lange Nacht gewesen, und Jack hatte geglaubt, dass er sich nach nichts mehr sehnte als nach dem Frieden seiner eigenen Bibliothek. Doch nun erschien ihm die Stille unerträglich laut,
Er stand auf, um das Feuer zu schüren, doch sein Blick wanderte zum Fenster. Hinter den Scheiben heulte der Wind, dunkle Wolken huschten über den Himmel, die Bäume beugten sich zur Erde. Jack trat ans Fenster und sah hinunter zu Fiona und Gregor, die vor dem Haus auf Dougal trafen.
Sie trug ein grünes Reitkostüm, das jede ihrer Kurven umschmeichelte, ihr Haar war unter ihrem Hut hochgesteckt, ein paar lose Strähnen tanzten im Wind. Ihr Gesicht war aufwärts gewandt, während sie Gregor zuhörte, ihre Lippen waren leicht geöffnet.
Jack rieb sich die Brust, in der er einen dumpfen Schmerz spürte. Die vergangene Nacht war schrecklich gewesen. Fiona hatte sich geweigert, mit ihm zu sprechen, nachdem er sie aus der Spielhölle getragen hatte, hatte sich geweigert, bei ihm zu schlafen, nachdem sie zu Hause angekommen waren, und heute Morgen hatte sie sich geweigert, ihm zuzuhören, als er versuchen wollte, ihr sein Verhalten zu erklären.
Sie war im Unrecht, verdammt noch mal! Sie hätte nicht in der Spielhölle sein dürfen. Punkt!
Schließlich hatten sie beide mitten in einem sinnlosen Streit gesteckt, an dessen Höhepunkt es Türenknallen und einen wortkargen Abschied gegeben hatte.
Jack lehnte am Fensterrahmen und sah zu, wie Gregor ihr auf ihr Pferd half, eine hübsche braune Stute mit dem Namen Ophelia. Sie war das perfekte Reittier für eine Dame. Ophelia war ein wenig unruhig, wenn sie zu lange im Stall gestanden hatte, aber nach einem kurzen Ritt beruhigte sie sich stets und befleißigte sich einer gleichmäßigen Gangart.
Das Pferd war an diesem Morgen sehr temperamentvoll und tänzelte nervös, sodass der Stallbursche die Zügel halten musste, damit Fiona gefahrlos auf steigen konnte.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete Jack den Mann. Wie hieß dieser Reitknecht noch? Er kam ihm nicht bekannt vor; Jack würde Devonsgate darüber befragen müssen.
Fiona setzte ihren Stiefel in den Steigbügel, stieg in den Sattel und schwang ihr Knie über den Knauf. Nachdem sie aufgesessen hatte, wendete Gregor sein Pferd. Der Knecht reichte Fiona die Zügel und trat zurück, um den Gurt noch einmal festzuziehen.
Entweder es war die große Kutsche, die in diesem Moment vorüberfuhr oder es waren Fionas Röcke, die sich im Wind blähten, irgendetwas erschreckte Ophelia. Das Pferd scheute, warf heftig den Kopf zurück und stieg dann plötzlich auf die Hinterbeine. Voll Entsetzen sah Jack, wie Fiona sich an den Nacken des Pferdes klammerte und wie ihr Hut und ihre Peitsche zu Boden fielen, während sie sich bemühte, oben zu bleiben. Das Pferd bewegte die Vorderhufe wild durch die Luft, kam dann unsanft wieder auf dem Boden auf.
Jack klammerte sich entsetzt an den Fensterrahmen, und ihm stockte der Atem, als Ophelia sich umwandte und die Straße entlangraste, während Fiona sich an die Mähne des wild dahingaloppierenden Pferdes klammerte.
Im nächsten Moment rannte Jack durch die Halle und weiter nach draußen, wo Gregor gerade seinem Pferd die Sporen gab und hinter Fiona herritt. Dougal saß ebenfalls bereits im Sattel und machte Anstalten, hinter seinem Bruder herzureiten und die Verfolgung der durchgegangenen Stute aufzunehmen. Jack umklammerte Dougals Bein, zerrte ihn auf den Boden, schwang sich selber auf
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