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Entführung nach Dathomir

Entführung nach Dathomir

Titel: Entführung nach Dathomir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Wolverton
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finden würde, er wußte, daß davon sein ganzes zukünftiges Leben abhing.

14
     
    Im Morgengrauen wurde der Nebel, der von dem verschlammten Fluß aufstieg, so dicht, daß Luke nach wenigen Metern nichts mehr erkennen konnte. Der Uferboden hatte sich in Morast verwandelt und behinderte R2s Fortkommen. Die Bäume am Fluß waren alle von der Sonne verbrannt und abgestorben, und ihre Äste stachen wie verkrümmte, ebenholz- und eisfarbene Finger aus dem Nebel. Große gefleckte Eidechsen hingen an den Bäumen, drängten sich manchmal zu einem Dutzend auf einem Ast, und suchten das nebelverhangene Schilf nach Beute oder Raubtieren ab.
    Isolder war in Schweigen versunken. Mehrfach drehte sich Luke nach ihm um und sah ihn tief in Gedanken, die Stirn gefurcht. Luke wußte nur zu gut, was der junge Mann denken mußte. Erst vor wenigen Jahren hatte Luke Obi-Wan Kenobi auf einer ähnlich verrückten Mission begleitet und gestohlene Konstruktionspläne nach Alderaan gebracht.
    In den letzten Monaten, dachte Luke, habe ich fieberhaft nach den Aufzeichnungen der alten Jedi gesucht, um mit ihrer Hilfe talentierte Schüler zu finden und sie in der Macht zu unterweisen. Aber plötzlich erkannte er die Wahrheit: Isolder hatte ihn gewählt, auch wenn der Prinz nur wenig Talent zu haben schien. Dies war Lukes Chance, jemandem den Weg zur lichten Seite der Macht zu weisen, ohne befürchten zu müssen, daß sich der Schüler zu einem zweiten Vader entwickelte.
    Er marschierte vorsichtig, auf Treibsand achtend, durch den Morast, und fragte sich, ob es Obi-Wan Kenobi ebenso ergangen war. Luke hatte immer geglaubt, der alte Mann hätte darauf gewartet, daß Luke heranwuchs, wie ein Bauer das Reifen seines Kornfelds beobachtete. Aber jetzt fragte sich Luke, ob er ebenso überraschend in Obi-Wans Leben aufgetaucht war wie Isolder in seinem.
    Isolder wurde offenbar von der Macht geleitet. Soviel konnte Luke erkennen, aber er konnte keine Macht in dem Prinzen entdecken. Vielleicht war die Macht so neu, so gering, daß Isolder sie nicht spüren konnte.
    Luke erreichte eine Weggabelung. Der eine Pfad führte über höheres Gebiet und wirkte sicher, aber der schlammige Weg schien ihn zu locken. Er folgte seinem Instinkt und stapfte weiter durch den Morast.
    Vielleicht hatte es nie eine Jedi-Akademie gegeben, dachte er. Gewiß hatte ihn Ta’a Chume angelogen, was die angebliche Akademie auf einer ihrer Welten betraf. Er spürte es.
    Vielleicht führte die Macht Schüler zu ihren Meistern, wenn sie gebraucht wurden. Vielleicht erhielt ein Jedi seine Ausbildung, indem er gegen die Finsternis kämpfte.
    Wenn dies stimmte, dann war Dathomir zweifellos der perfekte Ort für eine Akademie. Luke konnte ungeheure Verwerfungen in der Macht spüren – gähnende Abgründe aus Finsternis. Er hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. In Yodas Höhle hatte es ebenfalls eine derartige Finsternis gegeben, aber hier – hier war sie überall.
    Vor ihm krächzten Flugreptilien und schwangen sich auf lederigen Schwingen in die Luft. Luke blieb stehen und stellte fest, daß er das Ende einer in den Fluß ragenden Landspitze erreicht hatte. Er konnte nicht mehr weiter, und das brackige Wasser hier blubberte. Eine Teergrube. Er suchte nach einem Übergang.
    »Was ist das?« sagte Isolder.
    Luke blickte auf. Aus den Nebelschwaden über dem Fluß ragte im schiefen Winkel eine riesige metallene Plattform, über der nervös die Flugreptilien kreisten. Die aufgehende Sonne warf goldenes Licht auf das rostige Metall, verwandelte es in Bronze, und hinter der Plattform befand sich eine gewaltige Triebwerksdüse mit derart verrosteter Wandung, daß man durch das hauchdünne Metall die schweren, offenbar noch intakten Turbogeneratoren erkennen konnte.
    »Sieht wie ein abgestürztes altes Raumschiff aus«, meinte Luke, und erst dann dämmerte ihm, daß das Wrack viel größer war als selbst einer der alten Zerstörer der Sieges -Klasse. Trotzdem mußte es hier schon seit Hunderten von Jahren liegen.
    Eine leichte Brise wehte über den Fluß, teilte den Nebel, und Luke erhaschte hinter der Düse einen Blick auf eine Kuppel aus unversehrtem Stahlglas.
    Er wollte sich schon abwenden, als er den Schriftzug auf der Triebwerksdüse bemerkte: Chuunthor.
    Sein Herz machte einen kleinen Sprung, als ihm klar wurde, daß es kein Volk gewesen war, das Yoda vor Jahrhunderten von diesem Planeten retten wollte, sondern das Raumschiff. Und in der ganzen Zeit war es niemand gelungen, es zu

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