Entführung nach Dathomir
gemurmelt zu haben. Von ihren Schwestern mit der Gabe der Heilung konnte keine so etwas vollbringen. Der Heilzauber war am schwersten zu meistern, und wenn ihre Schwestern ihn ausübten, sangen sie auf eine so übertriebene Art und Weise, daß Teneniel oft dachte, es wäre reine Effekthascherei. Trotzdem, alle waren überzeugt, daß der Heilzauber gesungen werden mußte. Wenn der Jedi einen derartigen Zauber ohne ein einziges Wort ausüben konnte, dann mußte er wirklich sehr mächtig sein.
Beim Anblick der Sterne hatte sich Teneniel oft gefragt, wie es auf anderen Welten wohl aussehen mochte. Ihre Schwestern hatten ihr von den Sturmtruppen im Gefängnis erzählt, von ihren Befestigungsanlagen und ihren Waffen. Aber diese schwachen Sturmtruppen beherrschten nicht die Zauberkunst, und sie krochen vor den verräterischen Nachtschwestern. Dennoch hatte Teneniel oft davon geträumt, daß es auf irgendeiner Welt dort draußen Männer wie Luke gab.
Teneniel griff unter die Decke und berührte ihre Brust, wo sie die Finger des Jedi gespürt hatte. Eines Tages, dachte sie, wird jemand diese Leere in mir füllen.
Vor der Höhle hörte sie ein Scharren. Luke kam herein, gefolgt von Isolder und R2. Luke setzte sich neben sie und streichelte ihre Wange.
»Geht es dir besser?« fragte er. Teneniel ergriff seine Hand, nickte, wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie blickte in seine blauen Augen. Sie hatte ihn verloren. Er hatte ihr das Leben gerettet, und jetzt konnte sie ihn nicht mehr als ihren Besitz beanspruchen.
»Die Nachtschwestern haben sich am Ort des Kampfes versammelt«, berichtete Luke, »sich aber dann wieder zurückgezogen. Vielleicht, um Verstärkung zu holen.«
»Sie wissen, daß wir zu zweit sind«, sagte Teneniel, »und du hast Ocheron getötet, eine ihrer stärksten Kriegerinnen. Vielleicht haben sie Angst, uns nicht gewachsen zu sein.«
»Was ist mit den Sturmtruppen?« fragte Isolder. »Sie haben mindestens hundert Soldaten bei sich gehabt.« Da er nur ein Mann war, konnte er es auch nicht verstehen.
»Sie zählen nicht«, sagte Teneniel wegwerfend. Aber da diese Außenweltler die Lage nicht richtig einzuschätzen schienen, erklärte sie: »Sturmtruppen sind leicht zu töten.«
»Es gefällt mir nicht«, sagte Isolder. »Mir gefällt der Gedanke nicht, in dieser Höhle festzusitzen.«
»Die Nachtschwestern werden uns hier nicht angreifen«,
beruhigte ihn Teneniel. »Dieser Ort ist durch das Blut der Alten geheiligt.« Sie setzte sich auf und wies auf die menschlichen Totenschädel, die den Boden neben dem Skelett des Rancor übersäten.
»Glaubst du wirklich, das wird sie von hier fernhalten?« fragte Isolder.
»Selbst die Toten haben Macht«, sagte Teneniel mit einem Seitenblick zu den Schädeln. »Die Nachtschwestern werden es nicht wagen, sich ihren Zorn zuzuziehen.«
Luke nickte. Zumindest der Jedi verstand. Er fragte: »Was haben deine Vorfahren hier gemacht? Wie sind sie hierhergekommen?«
Teneniel schlang die Arme um ihre Beine und sah ihm in die Augen. »Vor langer Zeit«, erzählte sie, »kamen die Alten von den Sternen. Sie waren Krieger und Meister der Maschinen, die für sie verbotene Waffen bauten – Maschinen-Krieger, die wie Menschen aussahen. Und sie verkauften sie billig an andere.
Eure Leute verbannten sie wegen ihrer Verbrechen aus dem Himmel auf diese Welt. Die Krieger durften keine Waffen mitnehmen – kein Metall, keine Blaster. So fielen sie den Rancor zum Opfer.« Teneniel schloß halb ihre Augen. Sie hatte die Geschichte so oft gehört, daß sie jetzt jene ferne Vergangenheit vor sich sah: die Gefangenen, die nach Dathomir verbannt wurden. Sie waren gewalttätige Menschen gewesen, die schreckliche Verbrechen gegen die Zivilisation begangen hatten und deshalb zu einem Leben fernab der Zivilisation verurteilt worden waren. Viele der Gefangenen glaubten, über dem Gesetz zu stehen, und sahen in ihren Waffen bloße Spielzeuge. So hatten ihre Gegner es nur für gerecht gehalten, sie auf einer Welt ohne Technologie auszusetzen.
»Für viele Generationen lebten sie wie wilde Tiere und wurden bis an den Rand der Ausrottung gejagt, bis die Sternenmenschen Allya verbannten.«
Lukes Augen hatten einen abwesenden Ausdruck und erinnerten an die der alten Rell, wenn sie Visionen hatte. »Diese Allya war eine abtrünnige Jedi«, sagte Luke. Er beugte sich nach vorn. »Die Alte Republik wollte sie nicht hinrichten, deshalb haben die Jedi sie in der Hoffnung verbannt, daß sie sich
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