Entführung nach Dathomir
halb den dicht bewaldeten Hügelhang hinunter. Teneniel erinnerte sich an eine alte Höhle, die ganz in der Nähe sein mußte, zog ihn zu ihrem Eingang, und sie stolperten hinein.
Dort brach Teneniel zusammen und blieb keuchend auf dem Boden liegen. Luke untersuchte ihre Wunden. Die blauen Blitze hatten tiefe Verbrennungen hinterlassen. Die Wunden waren sengend heiß, und Teneniel hustete. Aus ihrem Mund quoll Blut, das von einer Wunde in ihrer Lunge stammte, und sie begann zu weinen, denn sie wußte, daß sie sterben würde.
Luke zerrte am versengten Leder ihrer Tunika, bis diese zerriß, und strich dann mit den Fingern über die Wunde an ihrer Brust. Seine Hand war kühl, lindernd wie Balsam, und Teneniel fiel in einen tiefen, unruhigen Schlaf.
In ihren Träumen war Teneniel ein Mädchen, und ihre Mutter war gestorben. Die Schwestern vom Clan des Singenden Berges hatten den Leichnam auf einem Steintisch aufgebahrt, um ihre Mutter anzukleiden und ihr das Gesicht mit Fleischfarben zu bemalen. Aber Teneniel wußte, daß sie tot war, und sie konnte es nicht ertragen, mitanzusehen, wie ihre Schwestern versuchten, die Illusion des Lebens zu erzeugen. Sie lief eine Treppe aus grauem Stein hinauf und schob einen Vorhang mit dem Bild einer gelb und weiß gekleideten Clanschwester beiseite, die einen Kriegsspeer hielt. Dahinter lag die Halle der Kriegerinnen, ein Raum, den Gewöhnliche – jene ohne Zauberkräfte – oder bloße Schülerinnen wie Teneniel niemals betreten durften, auch wenn sie die Tochter der Kriegsführerin war.
Teneniel zog den Vorhang wieder zu und blieb stehen, von der schieren Größe des darunterliegenden Raumes überwältigt. Die Decke schien sich endlos zu erstrecken und die Rückwand verlor sich in den Schatten. Der Kriegsraum war tief in den Berg hineingetrieben worden, und selbst die Echos von Teneniels keuchenden Atemzügen klangen leise und undeutlich, verloren sich in der Ferne. In die Wand zu ihrer Linken war ein Fenster gestemmt worden. Die Öffnung war groß genug, daß zwanzig Frauen aufrecht in ihr stehen konnten, und hatte die Form eines Ovals, wie ein aufgerissenes riesiges Maul. An der Fensterbank lehnten eine Reihe Speere und erinnerten Teneniel an die zerklüfteten, unregelmäßigen Zähne eines Rancor.
Für einen Moment spürte sie die gähnende Leere des Raums, spürte die gähnende Leere in ihrem Inneren. Verschluckt. Ich bin verschluckt worden. Teneniel schloß die Augen und versuchte, die steife und purpurn verfärbte Leiche ihrer Mutter zu vergessen, die zu Klauen verkrümmten starren Finger. Irgendwo hörte sie ein kleines Mädchen vor Angst weinen. Sie rannte los, von Raum zu Raum, und zog überall die Vorhänge zur Seite. Blickte in Räume, in denen Hexen aßen oder sich auf weichen Lederkissen entspannten. Hexen, die anmutig plauderten, lachten und zauberten. Und die ganze Zeit hörte Teneniel das kleine Mädchen weinen, aber niemand außer ihr schien es zu bemerken.
Als Teneniel erwachte, waren viele Stunden vergangen. Vor der Höhle war es Nacht, und Luke hatte auf einen Stein an ihrer Seite ein kleines mechanisches Licht gestellt. Der Jedi hatte ihr auch die Tunika ausgezogen und eine Decke aus seinem Tornister über ihren nackten Körper gebreitet. Sie spürte keinen Schmerz, nur ein tiefes Gefühl der Erleichterung, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben empfunden hatte.
Teneniel berührte ihre Brust, ihr Gesicht. Die Narben fühlten sich heiß an, aber sie konnte wieder sehen, wieder hören. Sie sah sich in der Höhle um. Die Wände waren von unbeholfenen Strichzeichnungen bedeckt, die Frauen in verschiedenen Posen darstellten – eine Frau schwebte über einer Menge, eine andere ging durchs Feuer, eine dritte segnete ihre Schwestern. Die Höhle reichte nur zwanzig Meter tief in den Berg hinein, und der Boden im hinteren Teil war von menschlichen Knochen übersät. Auf dem Haufen Menschenknochen lag ein anderes Skelett – größer, mit schrecklichen Zähnen und Oberarmknochen, die viel länger als die eines Menschen waren. Das Skelett eines Rancors.
Aber der Jedi war fort, obwohl er seinen Tornister zurückgelassen hatte. Teneniel stand auf und trank etwas Wasser aus ihrer Kürbisflasche. Ihre Füße waren kalt, so daß sie etwas Stroh in ihre Stiefel stopfte und sich wieder hinlegte. Sie fühlte sich noch immer schwach. In ihrem Kopf drehte sich alles, und das nicht nur vor Erschöpfung. Der Jedi hatte ihre Wunden geheilt, ohne einen Zauberspruch
Weitere Kostenlose Bücher