Enthemmt!
die Zeiten sich drastisch geändert haben, vielleicht liegt es also wirklich an mir. Und wenn, kann ich es überwinden? Wahrscheinlich will ich nur hören, dass das nun nicht für immer so bleibt.”
Alisha räuspert sich. “Nun. Das war …”
“Ziemlich viel auf einmal, ich weiß. Und wahrscheinlich mehr, als du eigentlich hören wolltest. Aber ich muss einfach wissen, ob ich übertreibe und sexuell offener sein sollte.”
Alishas Gabel fällt klirrend auf ihren Teller. “Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen. In dieser Richtung habe ich überhaupt keine Erfahrung.”
“Verdammt”, murre ich. “Also ist Adam ein Freak – das meinst du damit, oder?”
“Dazu hast du noch nicht genug erzählt. Von was für Perversionen sprechen wir denn?”
Unsere Blicke treffen sich. “Analsex”, gestehe ich verschämt. “Sex an öffentlichen Plätzen. Natürlich hat uns niemand gesehen”, füge ich schnell hinzu, “aber es geht um den Reiz, erwischt zu werden. Das macht ihn richtig heiß. Und dann, Freitagnacht …” Ich seufze schwer. “Er hat mir einen Umschnall-Dildo gekauft. Ein Geschenk für
mich.”
Alisha fallen fast die Augen aus dem Kopf. “Wie bitte?”
“Ich weiß. Es ist furchtbar, oder?”
“Aber ich kapiere nicht …”
“Er will, dass
ich
es mit
ihm
mache. Kannst du dir das vorstellen?”
Alisha schüttelt den Kopf. “Tut mir leid. Eigentlich nicht.”
Ich stöhne gequält. “Ich weiß. Ich weiß, das ist einfach zu viel.” Ich schiebe meinen Teller weg. “Und bitte, erzähl Lishelle nicht davon. Das ist mir so schon peinlich genug.”
“Honey, ich wünschte nur, ich hätte dein Problem.”
Jetzt reiße ich die Augen auf. “Was?”
“Dieser Dildo ist vielleicht ein wenig abgefahren, aber wenigstens will Adam Sex mit dir haben. Das alles mit dir ausprobieren. Ich würde jederzeit mit dir tauschen.”
“Also, das verstehe ich nicht ganz. Besser gesagt, überhaupt nicht.”
Alisha seufzt leise. “Bisher habe ich nichts gesagt, weil … nun, weil es zu schmerzhaft ist. Aber Charles hat seit über vierzehn Monaten nicht mehr mit mir geschlafen.”
Ich bin so verblüfft, dass ich nichts sagen kann.
“Ja, es ist wahr, mein Mann will mich nicht mal mehr anfassen. Das stärkt mein Selbstbewusstsein ungemein, glaub mir.”
“Oh mein Gott.” Ich lege meine Hand über ihre. “Liebes, das tut mir leid.”
“Es macht mich wahnsinnig. Und ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Alles Mögliche habe ich versucht, aber er ist immer so müde und gestresst. Wenn ich ihn berühre, wird er starr wie ein Stock.”
“Ich hatte ja keine Ahnung.”
“Ich wollte nichts sagen, aber da wir schon mal über Sex sprechen, wüsste ich jeden Rat zu schätzen.”
“Du kannst dir jederzeit den Umschnall-Dildo ausleihen.”
Das bringt mir ein Lächeln ein. Und dann lachen wir beide.
“Was hast du alles versucht?”, frage ich.
“Kerzen, gutes Essen, Wein. Das alles. Um ihn zu entspannen und in Stimmung zu bringen. Aber das hat nicht funktioniert. Also bin ich letzte Woche in einen … einen Sexshop gegangen. Dort habe ich so ein nuttiges Dienstmädchenkostüm gekauft. Ziemlich obszön, das kannst du mir glauben.”
“Und das hat nicht funktioniert?”, frage ich überrascht. Ich kenne keinen Mann, den die Dienstmädchenfantasie nicht antörnt.
Alisha schüttelt enttäuscht den Kopf. “Er hat mich komplett ignoriert. Sich ein Fußballspiel angeschaut, und ich glaube, er mag Fußball nicht mal.”
“Gott. Da müssen wohl schwerere Geschütze aufgefahren werden.”
“Ich weiß. Aber welche?”
In einen Swingerclub gehen … Das traue ich mich dann doch nicht vorzuschlagen, weil ich nicht zugeben will, dass ich – wenn auch unfreiwillig – einen mit Adam besucht habe.
“Ich weiß nicht”, sage ich nach einem Moment. “Darüber muss ich erst nachdenken. In der Zwischenzeit hoffe ich einfach, dass er bald weniger Stress hat. Er arbeitet doch gerade an einem wichtigen Fall.”
“Ich weiß, ich weiß. Glaub mir, ich weiß es. Und mir tun all die Leute auch leid, die nach dem Verzehr von Kitlers Keksen krank geworden sind, ich hoffe, die Sammelklage geht durch. Ich unterstütze ihn in seiner Arbeit. Aber ist Sex nicht ein wunderbarer Stresskiller?”
“Das dachte ich auch immer. Für Adam auf jeden Fall.”
Alisha sieht so entmutigt aus, dass mein Herz aus Mitgefühl fast überläuft. “Nun”, beginne ich, “wenn es mit seiner Arbeit zusammenhängt, wird es nicht ewig
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