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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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„Vielleicht“, antwortete ich.
    Die Dame stellte fest, daß ich geheimnisvoll sei und anders spräche als die anderen Männer.
    Ich verließ die Dame kurz vor dem Dorf am Gitter einer schönen Villa.
    „Danke, mein Herr...“, sagte sie lächelnd. Und ein Seufzer schwellte ihre wunderbare und mächtige Brust, die sich für einen Augenblick so hob, daß sie das anbetungswürdige Gesicht zur Hälfte verdeckte.
    Der Stockhieb gegen den Knöchel war furchtbar gewesen; ich konnte nur mit Anstrengung gehen, aber ich fühlte mich leicht wie ein Schmetterling. Ich war jung, war Giovannino, nur Giovannino. flink wie ein Reh, und eine Frau hatte für mich geseufzt.
    Am nächsten Tag trieb ich mich lange in der Nähe der Villa herum. Die Dame war nicht zu sehen, aber ich faßte Mut und kam bis zum Gitter. Der Gärtner, ein Männchen mit großem Schnurrbart, schlecht auf den Füßen, gebückt und mit einem großen Strohhut auf dem Kopf, reinigte gerade die Beete.
    Ich rief ihn leise an und hielt ihm zwei Lire hin. Ich fragte ihn errötend, ob die Dame ausgegangen sei.
    „Nein, leider nicht“, flüsterte das Männchen. „Sie muß heute den Teufel im Haar haben. Es ist schon das zweitemal, daß sie mich dieses Beet reinigen läßt.“
    Ich ging mit verwirrtem Herzen fort; eine Frau litt an mir. Damals war ich jung und ehrlich, ich begann unverzüglich, gleichfalls zu leiden. Ich trieb mich weiterhin um die Villa herum, aber ich sah die Dame nicht, und diese Nacht wollte kein Ende nehmen.
    Am Morgen ging ich gleich wieder zur Villa, und das freundliche Schicksal wollte es, daß ich sofort den Gärtner wieder sah; er war dabei, einen großen Hund im Graben neben dem Gartenzaun zu waschen. Dann und wann gab ihm das Tier einen heftigen Stoß, so daß er mit den Füßen nach oben hinfiel. Der gute Gott der Verliebten arbeitete für mich; ich ging heran, packte das Vieh am Halsband und hielt es mit starker Hand fest.
    Das Männchen war mir sehr dankbar und konnte nun das Tier in aller Ruhe säubern. Zum Schluß schaute er sich vorsichtig um, dann sah er mich mit einem flehenden Blick an.
    Der Hund hatte einen Maulkorb: ich nahm seinen Kopf zwischen meine Beine und hielt ihm mit Hilfe meines Taschentuches das Maul zu.
    „Los“, sagte ich.
    Das Männchen trat einen Schritt zurück und landete einen wohlgezielten gewaltigen Fußtritt auf dem Hinterteil des verdammten Viehs. Ich war damals jung und kräftig, außerdem war ich verliebt und hätte selbst einen Löwen am Brüllen verhindert. Vier oder fünf Minuten hielt ich den Hund fest; dann, als ich meinte, er habe sich beruhigt, ließ ich ihn los.
    „Danke“, sagte der Gärtner, „Sie haben mir das Leben um zwei Jahre verlängert.“
    Ich fragte, ob die gnädige Frau ausgegangen sei, und das Männchen flüsterte mir zu, sie sei vor einer halben Stunde ausgegangen.
    Nun hatte ich einen Verbündeten.
    Ich setzte mich unter einen Baum in der Allee, die zur Villa führte, und begann, mit Bleistift in meinem Notizbuch herumzukritzeln. Ich hatte die Zigarette im äußersten Winkel der bitter zusammengeknilfenen Lippen kleben, die Haare hingen mir wirr in die Stirn. Ich war ein Verlorener.
    Plötzlich sah ich die Dame vor mir. Sie war in Blau gekleidet, sie lächelte mir von der Höhe ihres bewundernswerten Busens zu und fragte mich, was ich da mache.
    „Ich werfe einige rasche Notizen in mein intimes Tagebuch“, erklärte ich, nachdem ich mich erhoben und mit einer nervösen Bewegung die Zigarette weggeworfen hatte.
    „Sie haben ein intimes Tagebuch? Warum lassen Sie es mich nicht lesen?“
    „Dummheiten, gnädige Frau, flüchtige Eindrücke einer unglücklichen Seele“, sagte ich traurig. Da sie jedoch mit süßer Gewalt darauf bestand, versprach ich, ihr am nächsten Tag mein intimes Tagebuch zu bringen. „Ich werde in der Abenddämmerung hier sein“, schloß ich.
    Wie ein Verdammter arbeitete ich den ganzen Tag, die ganze Nacht und bis zur Abenddämmerung des folgenden Tages. Es ist nicht leicht, so von heute auf morgen ein intimes Tagebuch entstehen zu lassen. Ich schrieb ein ganzes Heft voll, zerknüllte es ein wenig und setzte mich darauf, um ihm den Anschein eines gewissen Alters zu geben. Am Abend übergab ich es der Dame.
    Sie war schwarz gekleidet, und das ungewisse Licht umschleierte sie geheimnisvoll.
    „Warum sind diese letzten Seiten mit einer Nadel zusammengeheftet?“ fragte sie mich schmachtend.
    „Es wäre mir lieber, wenn Sie sie nicht lesen wollten“,

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