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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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zählte er, wieviel ich und Margherita ergäben und schrieb: 2. Dann betrachtete er Margherita aufmerksam, maß sie vom Kopf bis zum Fußboden und verschwand wieder. Nach zehn Minuten stand Margherita auf und ging hinaus. Kurz darauf erschien sie mit einem Blatt in der Hand und hielt es mir hin, ohne ein Wort zu sprechen.
    Ich las: „Aufgabe: Beschreibt eure Eltern. Ausführung: Meine Eltern sind 2, und mein Vater ist 1,70 m groß, aber er liegt ausgestreckt, während die Mama mit ihren arbeitsamen Händen näht und sitzend 1,30 m mißt. Mein Vater hat 1 Mund, 2 Ohren, 2 Augen und drei Falten auf der Stirn. Er hat 1 Nase und 2 Nasenlöcher, mit denen er sich schneuzt, unter den 2 Nasenlöchern hat er 2 Schnurrbartenden, jedes 7 cm lang. Ich liebe meine Eltern einschließlich Pappi.“
    Margherita blickte mich verzweifelt an, und ich, der ich das Glück hatte, 1 Nase, ausgestattet mit 2 Nasenlöchern, zu besitzen, schneuzte mich, um mir Haltung zu geben. Dann suchte ich Margherita zu trösten, indem ich sie auf das liebenswürdige Detail der „arbeitsamen Hände“ aufmerksam machte.
    Margherita schüttelte den Kopf. „Ich habe nie gewußt, wieviel mein liegender Vater und. meine sitzende Mutter maß“, seufzte sie. „Und wenn ich das Aussehen meines Vaters beschreiben sollte, dachte ich an alles, nur nicht an das Maß seines Schnurrbartes. Die Kinder schauen uns mit den kalten Augen des Landvermessers an.“
    „Albertino ist klein, Margherita; wenn er groß ist, wird er sich ändern.“
    „Wenn er groß ist, wird er viel mehr wissen und wird schreiben können: ,Mein Vater hat ein Bruttogewicht von soundsoviel Kilogramm. und meine Mutter hat eine Gesamtoberfläche von soundsoviel Quadratdezimetern.’ Es ist die neue Welt der Materie, die gegen die alte Welt des Geistes aufsteht. Wenn wir sterben, werden unsere Kinder feststellen: ,Der Sarg meiner Mutter hat einen Rauminhalt von soundsoviel Kubikmetern.’ Oder gar: ,Die lichte Weite des Grabes meines Vaters beträgt soundso viele Meter.’“
    Ich unterbrach sie. „Nein, Margherita! Unter lichter Weite versteht man einfach den Durchmesser des Zylinders, in dem der Kolben läuft.“
    „Verdammte Maschinen!“ rief Margherita. „Verdammte Maschinen, die auch schon den Frieden des Todes stören. Es ist die Fiat, es ist die Montecatini, es ist die Breda, die Snia Ciscosa, die Ilva, die Falk, die Marelli, die die Gottesfurcht und das Gefühl in ihrem verfluchten Räderwerk zermalmt haben. Es ist die Olivetti, Giovannino, die dich zum Schreiben anregt; auch die süßesten Worte, die dein Herz unter Schmerzen gebiert, werden, ehe sie auf dem Papier erscheinen, durch das Stahlgetriebe gejagt. Sie werden zertrümmert, zermahlen, zersetzt, umgeschmolzen und mit Hammerschlägen gegen das Papier geklebt, so wie man einen Nagel in die Wand schlägt.“
    Wenn Margheritas Philosophie einmal losgelassen ist, muß man sie laufen lassen.
    Margherita sprach laut. In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und es erschien Carlotta im rosa Pyjama.
    „Hier kann man nicht schlafen!“ sagte sie finster.
    „Auch hier nicht“, antwortete Margherita, „aber aus anderen Gründen!“
    „Ich muß morgen früh arbeiten und das grüne Taschentuch waschen“, entgegnete Carlotta und trug die geringe Last ihrer Jahre wieder ins Bett.
    Da sagte Margherita, man müsse sich verteidigen, man müsse etwas dagegen tun. Und so beschlossen wir, nach Venedig zu fahren. Venedig ist das, was es ist, und jeder kennt die Stadt, deshalb lohnt es sich nicht, Venedig zu beschreiben. Die Häuser mitten im Wasser sind immer dieselben, die Jahrhunderte haben sie respektiert, haben sie einander mit der größten Rücksichtnahme übergeben und waren streng darauf bedacht, ja nichts anzurühren; aber jetzt haben Leute auf den weißen Marmor der Palazzi mit schwarzem Firnis eine ganze Menge von Sicheln, Hämmern und Sternen gemalt, und das erinnert an gewisse Besucher von Gemäldegalerien, die das Messer ziehen, wenn der Wächter den Blick abwendet, und ein Gemälde von Velasquez zerschneiden
    Das wäre die politische Seite; die andere Seite, die fremdenverkehrstechnische, hat einen schmerzlichen Aspekt: das Problem der Ansichtskarten.
    Margherita hatte sechsunddreißig Ansichtskarten zu versenden, aber es gelang ihr nur, vierunddreißig anzubringen, denn sie war nicht imstande, die fünfunddreißigste und sechsunddreißigste Adresse zusammenzukratzen. Schließlich hatte Margherita eine Idee. „Man

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