Entscheidung auf Mallorca
Miriam!«
»Und Peggy hat sie mitgeschleift!«
»Unglück über Unglück! Daß Peggy es nicht lassen kann. Aber das sage ich dir: Du sorgst dafür, daß Miriam das Geld zurückbekommt.«
Harald Forster sog an seiner Pfeife. »Sonst noch Wünsche?«
»Was hat Peggy denn wieder aufgetrieben?«
»Na, was schon? Petticoats! Natürlich besonders entzückende. Du kennst ihren Spleen. Einen Schrank voller Seligkeit. Jetzt aber zu dir: Was ist mit den glühenden Kohlen?«
Das Servierfräulein trat an den Tisch.
Wulf bestellte zwei Coca-Cola.
Harald spitzte die Lippen. »Spendierhosen? Erzähle! Großes muß sich ereignet haben.«
»Mensch, Professor! Riesiges, Bombastisches, Phänomenales hat sich ereignet!«
»Vergiß deine Rede nicht, Schnaps. Angesichts dieser Tatsache muß ich bekennen, daß Wastls Tank leer ist! Mitten im Verkehr tat er sein letztes Schnauferl. Jetzt steht er allein in fremder Straße. Fünf Mark, und er wäre gerettet.«
Wulf schüttelte den Kopf und griff in die Tasche seines Jacketts. »Mit Peggy und dir wird es noch ein böses Ende nehmen. Damit’s nicht gar so schlimm wird, reduziere ich auf zwei Mark. Einverstanden?«
»War wohl doch nicht so bombastisch, was sich ereignet hat.«
»Täusch dich nicht.« Wulf machte eine gewichtige Miene. »Halt dich fest, Professor: Ich fliege nach Barcelona!«
Harald nahm die Pfeife aus dem Mund und sah den Freund entgeistert an. » Wohin fliegst du?«
»Nach Barcelona!«
Der angehende Architekt ergriff Wulfs Rechte und befühlte den Puls.
Der Freund entzog ihm die Hand. »Wollen wir wetten?«
Harald schob die Pfeife zwischen die Zähne und lehnte sich zurück. »Erzähle!«
»Stell dir vor: Ich aß heute mittag im Humplmayr …«
»… lerntest dort den lieben Gott kennen und speist mich mit lächerlichen zwei Mark ab?«
»Nicht den lieben Gott, sondern eine phantastische Frau habe ich kennengelernt!«
»Da wird sich Miriam aber freuen.«
»Frau hab’ ich gesagt! An die Vierzig wird sie sein. Aber mit …« Er machte eine geldzählende Bewegung und beugte sich vor. »Ich kann dir sagen, die hat vielleicht Brillanten!«
»Und die schenkt sie dir?«
Wulf rang die Hände. »Willst du mir zuhören, oder nicht?«
»Ich gelobe es.«
»Dann unterbrich mich nicht.« Er nahm einen Schluck Coca-Cola und erzählte, was er erlebt hatte – beginnend mit der fallenden Serviette und endend mit der Verabschiedung Greta Fischhauers am Flughafen. »Na«, schloß er strahlend, »was sagst du? Ist das nicht wie im Märchen?«
Harald, der einen Arm über die Stuhllehne gelegt hatte und immer tiefer gerutscht war, rekelte sich hoch. »Wie im Märchen schon. Nur – entschuldige, das Ganze ist doch ‘ne Schnapsidee. Die Düsseldorferin hat das wahrscheinlich nur gesagt, um dich loszuwerden.«
»Unsinn!« Er zog seine Brieftasche. »Hier ist ihre Visitenkarte. Ich sage dir: das ist keine Frau, die einen Studenten an der Nase herumführt!«
»Dann möchte ich wissen, welches Interesse sie daran hat …«
»Was weiß ich!« unterbrach ihn Wulf. »Ich hab’ ihr eben gefallen.«
»Und du bist davon überzeugt, daß sie keine Gegenleistung erwartet?«
»Nie und nimmer. Ich fress’ einen Besen, wenn ich mich täusche.«
Harald klopfte seine Pfeife aus. »Dann kann ich nur sagen: Du bist ein Glückspilz. Herzlichen Glückwunsch! Und schreib uns ‘ne Postkarte.«
Wulf leerte sein Glas. »Glaubst du, daß Peggy sich von ihrem Chef einen Fotoapparat leihen könnte? Ich möchte in Spanien gerne ein paar Aufnahmen machen.«
»Sprich mit ihr. Versuchen kann sie es.« Harald blickte auf seine Armbanduhr. »Mensch, es ist ja schon sieben. Ich hab’ Peggy und Miriam gesagt, daß sie nicht hierher, sondern in den ›Hahnhof‹ kommen sollen.«
Die Pfälzer Weinstuben waren gegen Monatsende oft die letzte Rettung der vier. In den gemütlichen Räumen konnten sie stundenlang bei einem Glas Wein sitzen und so viel Brot essen, wie sie wollten. Und da die sauber gescheuerten Tische sehr lang waren, bestand immer die Möglichkeit, mit Gästen in Berührung zu kommen, die ihre Freude daran hatten, sich mit Studenten zu unterhalten und sie zu einem »Viertel« einzuladen.
Als die beiden Freunde das Café verließen, fegte ein scharfer Schneesturm durch die Straßen.
»Armer Wastl«, jammerte Harald.
»Wo hast du ihn stehen?«
»In der Von-der-Tann-Straße. Gott sei Dank in der Nähe der Tankstelle.«
»Wirst du ohne mich fertig?«
»Klar. Lauf vor.«
Wulf
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