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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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schwieg.
    »Was wäre dann?«
    »Dann wäre ich … Ich würde mich dann doch wieder völlig frei fühlen können.«
    »Würde dir das helfen?«
    »Natürlich.«
    »Das begreife ich nicht«, erwiderte Harald.
    Sie sah ihn groß an.
    »Wirklich nicht. Weil ich den Grund nicht sehe. Wenn sich jemand, wie du sagst, wieder völlig frei fühlen möchte, dann muß doch ein Grund vorhanden sein. Hast du einen?«
    »Nein«, antwortete sie kaum hörbar.
    »Na also«, erwiderte er und fügte nach einer Weile hinzu: »Eigentlich schade.«
    »Was?«
    »Daß du keinen Grund hast.«
    Miriam machte eine unwillige Bewegung. »Ich verstehe dich nicht.«
    »Ist doch ganz einfach: Hättest du einen Grund, dann bestünde – ich meine theoretisch – die Möglichkeit, daß ich der Grund wäre. Und dann …« Er unterbrach sich.
    Ihre Augen weiteten sich. »Was wäre dann?«
    Mit einer schnellen Bewegung ergriff er einen Tannenzweig und zog ihn herab.
    Miriam duckte sich vor der fallenden Schneelast.
    Harald riß sie an sich. »Dann würde ich dich in einem solchen Augenblick nicht nur schützen, sondern auch küssen.«
    »Das würdest du tun?«
    »Bestimmt!«
    »Versuch’s. Ich möchte nämlich gerne wissen …«
    Erst später, sehr viel später, war Miriam in der Lage, den Satz zu beenden. Aber da hatte es keinen Sinn mehr. Da wußte sie bereits, was sie hatte wissen wollen.
     
     

11
     
    In den folgenden Wochen und Monaten trafen sich Miriam und Harald nur selten mit Wulf. Es lag jedoch nicht an ihnen. Er war es, der ihnen aus dem Weg ging. Dabei machte er einen ruhigen und ausgeglichenen Eindruck, und Miriam und Harald bedauerten oftmals, daß es ihnen nicht gelang, den früheren Kontakt wiederherzustellen. Sie wünschten Wulf sagen zu können, wie es um sie stand.
    Verrückterweise wich Wulf ihnen aus, weil er ein ähnliches Bedürfnis verspürte. Er wußte, daß er früher oder später über Peggy und sich sprechen würde, hatte aber Angst davor, weil er befürchtete, daß Miriam und Harald ihn nicht verstehen könnten. Er zog es deshalb vor, möglichst wenig mit ihnen zusammenzukommen.
    Unabhängig davon hatte er feststellen müssen, daß sein Wissen reichliche Lücken aufwies und er vieles nachholen mußte, wenn er in den immer näher heranrückenden Prüfungen nicht durchfallen wollte. Also setzte er sich hin und büffelte und traf sich selbst mit Peggy nur einmal in der Woche.
    Anfangs war es ihm schwergefallen, sie des Abends nicht schnell noch »auf einen kurzen Sprung«, wie er sagte, aufzusuchen. Davon hatte Peggy aber nichts wissen wollen.
    »Sosehr ich mich freue, dich zu sehen«, hatte sie ihm gesagt, »du mußt die Bar als meinen Arbeitsraum betrachten. Komm also nicht dorthin. Du würdest mich nur hemmen. Und dir würde es weh tun, wenn du siehst, daß ich anderen schöne Augen machen muß.«
    Wulf hatte das eingesehen. Sie waren übereingekommen, sich nur noch außerhalb der Bar zu treffen. Und er hielt sich an diese Abmachung. Monatelang. Bis er eines Tages ein Telegramm erhielt, mit dem ihm die attraktive Düsseldorfer Geschäftsfrau Greta Fischhauer mitteilte, daß sie am Abend in München sei und sich freuen würde, wenn sie sich um 20 Uhr im »Humplmayr« treffen könnten.
    Nur zu gerne folgte Wulf dieser Einladung, die eine willkommene Abwechslung für ihn darstellte. Dies um so mehr, als er gerade am Morgen seine Diplomarbeit abgegeben hatte. Wenn das Studium damit auch noch nicht abgeschlossen war, so hatte er doch einen bedeutsamen Abschnitt erreicht.
    Als er den Speiseraum des exklusiven Restaurants betrat, glaubte er nicht richtig zu sehen: die hübsche Düsseldorferin saß am selben Tisch, an dem er sie vor fast eineinhalb Jahren kennengelernt hatte. Aber das war noch nicht alles: sie trug auch das gleiche Kleid und ließ in dem Augenblick, da sie Wulf eintreten sah, ihre Serviette fallen.
    Mit wenigen Schritten war er neben ihr, hob das Tuch auf und legte es auf den Tisch. Dann lachte er sie an. »Hab’ ich es richtig wiederholt?«
    Sie reichte ihm die Hand. An ihrem Gelenk klirrten etliche Goldmünzen. »Nicht ganz«, erwiderte sie. »Damals sagten Sie: ›Pardon‹. Und dann: ›Der Kellner wird Ihnen eine neue Serviette bringen‹.«
    Wulf war verwundert. »So genau wissen Sie das noch?«
    Die Düsseldorferin nickte. Auf ihrem eisblau schillernden Haar tanzten Lichtreflexe.
    Sie sieht glänzend aus, dachte er. Und jetzt weiß ich auch, woran sie mich schon damals erinnerte: an Peggy.
    Greta

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