Entscheidung der Herzen (German Edition)
war! Weder Cassian noch zuvor sein Vater haben die Zeichen der Zeit erkannt. Stur haben sie an alten Werten festgehalten, die längst ihre Geltung verloren hatten. Soll ich meine einzige Tochter etwa einem Habenichts geben? Nein, Elizabeth. Ich bleibe bei meiner Entscheidung. Entweder heiratet Cathryn Sir Baldwin oder sie eeht in ein Kloster.«
»Du vergisst schon wieder, Arthur, dass sie keine Jungfrau mehr ist«, gab Elizabeth erneut zu bedenken. "
»Es gibt Kräuterkundige. Halbe Hexen, die im Wald hausen. Irgendeine von ihnen wird schon ein Mittel kennen, die Jungfräulichkeit vorzutäuschen.«
»Vorausgesetzt, Cathryn ist nicht schwanger.«
»Sie darf Cassian von Arden nicht mehr sehen.« Arthur ballte die Fäuste. »Er soll sich nur nicht wagen, mir unter die Augen zu treten ! Er hat meine Tochter entehrt und geschändet, um sie sich auf diese hinterhältige Art und Weise ins Haus zu holen. An meinem Besitz will er sich schadlos halten. Wir, die Lords von Jourdan sollen für den Raub seiner Ländereien mit den unsrigen bezahlen. ABER DAS DULDE ICH NICHT!«
»Reg dich nicht auf, Arthur. Bitte, so beruhige dich doch! Auβerdem tust du den Ardens Unrecht. Jahrhunderte lang haben die Jourdans mit ihnen in guter Nachbarschaft und Freundschaft gelebt.«
Elizabeth schenkte ein neues Glas Portwein ein und reichte es ihrem Mann. Er trank mit nur einem einzigen Zug, wischte sich mit dem ärmel seines reich bestickten Wamses den Mund ab.
»Ich werde noch einmal mit ihr reden«, versprach Elizabeth. »Vielleicht gelingt es mir, sie zur Vernunft zu bringen.«
»Jetzt sei doch vernünftig, Kind!«
Elizabeth wusste nicht, wie oft sie diese Worte schon zu Cathryn gesagt hatte.
»Oh, ich bin vernünftig. Sehr vernünftig sogar. So vernünftig, dass ich mich weigere, den gröβten Mistkerl ganz Englands zu heiraten.«
Elizabeth räusperte sich. Sie saβ Cathryn gegenüber, beugte sich jetzt nach vorn und nahm die Hand ihrer Tochter. »Cathryn, jetzt höre mir mal gut zu. Der Clan der Jourdans ist nicht besonders groβ. Um unseren Besitz zu erhalten und zu vergröβern, müssen wir Allianzen eingehen. Schon unsere Mütter und Groβmütter haben nicht den heiraten können, den sie liebten, sondern den, der für den Besitz und für den Titel am besten geeignet war. Und auch du wirst dich diesen Anforderungen stellen. Sir Baldwin ist, nun ja, vielleicht nicht unbedingt ein Gentleman wie er im Buche steht, doch er hat durchaus seine Vorzüge.«
»Ich kann nichts an ihm erkennen, das zu seinem Vorteil gereicht«, erwiderte Cathryn ungerührt.
Elizabeth seufzte. Sie sah aus dem Fenster und ihr Blick verlor sich in der Ferne. Ihr Gesicht verdüsterte sich, wurde sorgenvoll. Sie wirkte plötzlich alt.
»Mutter?«, fragte Cathryn besorgt, trat zu ihr und verspürte plötzlich den Anflug eines schlechten Gewissens. Nein, sie wollte ihren Eltern keinen Kummer machen, doch was diese von ihr verlangten, war einfach zu viel.
»Na gut, dann soll es wohl so sein«, erwiderte Elizabeth und sah in Cathryns fragende Augen.
»Wir sind nicht viel reicher als der Lord von Arden«, sagte sie. »Wir wollten es vor dir, David und Jonathan geheim halten, wollten euch nicht mit unseren Sorgen belasten.«
»Was sagst du da?«, fragte Cathryn entsetzt.
Elizabeth zuckte mit den Schultern. »Edelmut wird nicht immer belohnt, mein Kind.«
»Erzähle, Mutter, was ist geschehen?«
»Nun, während des Bürgerkrieges hat dein Vater einigen verfolgten Royalisten Unterschlupf in unserem kleinen Jagdhaus gewährt. Sir Baldwin hat es herausgefunden. Seither erpresst er deinen Vater. Nur Gott allein weiβ, wie viel Vieh, wie viel Weideland wir ihm schon abtreten mussten. Gestern nun, auf dem Fest bei den Lawrence, hielt er um deine Hand an. Wirst du seine Frau, so versprach er, lässt er uns in Ruhe. Tust du es nicht, so wird er deinen Vater beim Parlament in Nottingham anzeigen und wir werden über die Hälfte unseres Besitzes verlieren. Schon jetzt hat Sir Baldwin uns alles genommen, was er kriegen konnte. Und dein Vater hat ihm gegeben, was er verlangt hat. Er tat es, um den Namen Jourdan nicht zu beschmutzen. Er tat es, um David das Schicksal Cassian von Ardens zu ersparen. An Jonathan will ich jetzt gar nicht denken. Wenn du nicht seine Frau wirst, weiβ Gott, was dann geschieht. Heirate ihn, Cathryn. Ich beschwöre dich, heirate Sir Baldwin Humbert. Du allein hast das Schicksal der Jourdans in den Händen.«
Cathryn war ganz blass
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