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Entscheidungen

Entscheidungen

Titel: Entscheidungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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kennengelernt?", fragte ich unvermittelt.
    Jona lächelte. "Er war ein sehr unsicherer junger Mann, als ich ihn traf. Und er war auf der Suche."
    "Wonach?" Meine Stimme zitterte vor Anspannung.
    "Nach etwas, womit er dich schützen konnte. Er erzählte mir von Ashley und was sie getan hatte, von ihren Plänen. Ich riet ihm, sie im Auge zu behalten."
    "Er war viel unterwegs."
    "Ja, das war notwendig. So wusste er immer, was sie tat, und ob du in Sicherheit warst."
    "Aber es war gefährlich… für ihn."
    Jona nickte langsam. "Natürlich war es das, aber er ist ein junger Vampir. Er ist ein Mann. Er muss seine Grenzen testen. Sam ist sehr vernünftig, das weißt du. Er würde nie unbedacht handeln."
    "Das ist wahr." Ich biss mir auf die Lippen. Sam machte immer alles richtig. Ich war diejenige, die viel zu selten über die Konsequenzen nachdachte.
    "Aber er ist nicht perfekt. Auch er irrt sich manchmal." Sie nahm meine Hand und drückte sie. Ihre Finger fühlten sich vertraut kühl an. "Zum Beispiel, wenn es um Xander geht. Bleib hart, Lily. Er muss das lernen."
    Ich lächelte sie dankbar an. Ich würde Xander sicher nicht aufgeben.
    Alles würde gut werden.
    Oder?

14. KAPITEL

    J ona hatte die Wohnung verlassen, noch bevor Sam zurückgekehrt war. Ebenso wie er war ihr das unterirdische Tunnel- und Kanalsystem der Stadt vertraut, die Tageszeit hinderte sie nicht daran, sich frei zu bewegen.
    Die Sonne schien hell durch die großen Fenster hinein in Sams Zimmer. Ich hatte die Vorhänge zur Seite gezogen und genoss die warmen Strahlen auf meinem Gesicht.
    Ich wollte nicht daran denken, wo er gerade war. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie meine Eltern sich fühlten, wie ich mich fühlte, was werden würde. Meine Mutter hatte bereits zweimal angerufen. Sie wollten mich sehen, bevor sie wieder zurück nach Nebraska fliegen würden. Mein Dad hatte sich inzwischen beruhigt, verstanden hatte er es aber noch immer nicht. Wie sollte er auch? Ich verstand es ja kaum.
    Das Krankenhaus hatte angerufen, und ich hatte mich mit einer fadenscheinigen Ausrede aus der Affäre gezogen. Die Wahrheit hätten sie sowieso nicht begriffen.
    Ich wollte raus, raus auf die Straße, an die frische Luft, aber ich hatte Angst, Sam zu verpassen. Ich wollte wissen, wie es ihm ging, was er dachte, wie er fühlte? Doch in meinem Innern wusste ich das bereits. Ich spürte es. Dieses neue, unbegreifliche Gefühl in mir drin.
    Und was war mit Xander? War er wirklich in Sicherheit, so wie Jona es mir prophezeit hatte?
    Ich seufzte schwer und dachte unvermittelt an das, was die alte Dame mir erzählt hatte. Es war schon seltsam. Wir alle dachten nur immerzu daran, wie schwer es das Schicksal mit uns meinte, dabei vergaßen wir meist, dass auch andere um uns herum, eine Geschichte hatten.
    Ashley, deren ewiges Ziel es gewesen war, die Beste und Größte zu sein und die am Ende dafür sogar über Leichen gegangen war.
    Xander, der eigentlich ein Basketball-Profi hätte werden sollen und der nun nicht einmal mehr in einer Mannschaft spielen konnte, ohne aufzufallen. Wie hätte er auch nur an einem einzigen Spiel unter freiem Himmel teilnehmen sollen?
    Jona, deren Tochter ein Opfer übler Verleumdungen geworden war und die trotz allem nie aufgegeben hatten, zu helfen.
    Vanessa, die noch immer mit ihrer ewigen Unsicherheit zu kämpfen hatte und die doch anpacken konnte, wenn es drauf ankam.
    Matt, dieser wunderbar sympathische Halbvampir, der seine Familie verloren hatte und trotzdem so optimistisch geblieben war.
    Und natürlich Sam. Mein Sam, der strahlende Cowboy, der sein Leben lang auf den Feldern der Sonne getrotzt hatte und die er jetzt so sehr fürchten musste.
    In den letzten zwei Jahren war ich unglaublich tollen Menschen und Vampiren begegnet. Ich hatte mit ihnen gelacht, geweint, mich gefürchtet und mich über sie geärgert. Ich hatte geliebt, gehasst und mich verändert, und das nicht nur geistig. Wer wusste schon, was die Zukunft bringen würde?
    Ich hörte, wie die Tür klappte, und als ich mich umdrehte, sah ich Sam im Schatten der Diele stehen.
    Reflexartig löste ich die Vorhänge, und sie fielen augenblicklich vor das Fenster, ließen Licht und Wärme dahinter zurück. Doch wer brauchte das schon, wenn man geliebt wurde?
    Und Sam liebte mich. Das konnte ich sehen. So wie er mich ansah, ein Lächeln auf seinen Lippen, die Augen fast ein wenig strahlend. Kornblumenblau waren sie einst einmal gewesen. Ich erinnerte mich dunkel an ihre

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