Entscheidungen
wunderschöne Farbe, aber sie waren auch so noch immer wunderschön, denn sie gehörten zu ihm.
Wortlos machte er einige Schritte auf mich zu, und ich hörte einfach auf zu denken, als ich seine Arme um mich spürte, seinen seltsam rauchigen Geruch atmete, der so fremd und doch so vertraut war. Seine Brust fühlte sich fest an meiner Wange an, ich genoss das kühle Gefühl seiner Haut.
Schweigend hielten wir uns fest. Wie lange? Ich hatte keine Ahnung, und es war auch nicht wichtig.
"Da ist jemand, der dich gerne sehen würde", flüsterte er mir schließlich ins Ohr.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und warf einen Blick über seine Schulter. Im Schein der Flurlampe erkannte ich einen mir wohlbekannten Wuschelkopf.
Xander stand dort und lächelte mich an.
Widerstrebend löste ich mich aus Sams Umarmung und machte ein paar Schritte auf ihn zu.
"Hey, Prinzessin." Er grinste schief.
"Hey." Ich breitete die Arme aus, und er zog mich an sich. Es tat gut ihn zu sehen. Ihn und Sam in einem Raum.
"Geht es dir gut?", fragte er vorsichtig.
"Ich denke schon. Jetzt wieder."
Wir lächelten uns an.
"Habt ihr geredet?"
Xander nickte. "Sehr lange."
"Das ist gut." Ich tätschelte seinen Arm und sah mich nach Sam um, der uns eigenartigerweise nicht beobachtete. Hatten die beiden tatsächlich endlich ihre Missverständnisse aus der Welt geräumt?
"Ja, das ist es. Sehr gut. Er ist Familie." Xander strich sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht.
"Und Raphael?"
"Er ist weg. Ich denke, ich bin noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen." Er grinste verlegen. "Ich habe wohl mehr Glück als Verstand. Trotzdem werde ich New York erst einmal verlassen."
"Wo willst du hin?" Ich sah ihn mit großen Augen an. Ich wollte nicht, dass er ging. Er sollte bleiben, hier bei Sam, Vanessa und mir.
"Ich hab noch was zu erledigen. Aber ich komme wieder." Er strich liebevoll über meine Wange.
"Was?"
"Es gibt da eine Person, die auf mich wartet."
"Eine Frau?" Meine Augen wurden noch größer.
"Ja, eine Frau." Er nickte bedächtig.
"Wer?"
"Du kennst sie." Sein Mund verzog sich zu einem verräterischen Grinsen.
"Du besuchst deine Mutter?"
Xander nickte langsam.
"Das ist toll!" Ich war ganz aus dem Häuschen.
"Ja, das ist es." Xander schien sich wirklich zu freuen. Er wirkte um so viel entspannter, als während unserer letzten Treffen. Es war schön zu sehen, dass es ihm besser ging.
"Und dein Vater?"
"Ist weg." Er zuckte gleichgültig die Schultern.
"Wieso?"
"Mom hat ihm ein Ultimatum gestellt. Entweder er akzeptiert mich oder er muss gehen."
"Er kommt sicher zurück."
"Es ist egal, Lily. Es gibt genug Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Du bist einer von ihnen und Vanessa, deine Mutter… ich habe sie getroffen. Sie ist wirklich nett."
"Ja, das ist sie." Ich lächelte, als ich an sie dachte.
"Dein Dad ist allerdings etwas strange. Er hat mich die ganze Zeit über… so angestarrt."
"Er braucht manchmal etwas länger."
"Ja, das meinte Sam auch."
"Dann sehen wir uns in Nebraska?", wollte ich wissen.
"Definitiv. Deine Mutter hat mich für Thanksgiving eingeladen."
"Das ist großartig."
"Ich werde mich jetzt mal losmachen. Ich habe eine Mitfahrgelegenheit bis Chicago klarmachen können. Wir telefonieren, Lily, ja?"
"Natürlich. Du wirst mir fehlen."
"Wir sehen uns spätestens im November!"
"Pass auf dich auf." Wir umarmten uns fest.
"Pass du lieber auf dich auf. Obwohl, ich hab gehört, du bist jetzt nicht mehr so leicht umzuhauen."
"Kann schon sein." Ich zuckte die Schultern. Der Gedanke behagte mir noch immer nicht so ganz. Die Zeit würde zeigen, was das tatsächlich für Auswirkungen auf mein Leben haben würde.
"Sam." Xander hob den Kopf und nickte seinem Cousin respektvoll zu.
Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört.
Sam griff nach meiner Hand und lächelte.
"Pass auf dich auf."
"Wir sehen uns." Xander hob die Hand zum Abschied, dann fiel die Tür auch schon hinter ihm ins Schloss.
"Geht’s dir gut, mein Engel?", hörte ich da auch schon Sams Stimme an meinem Ohr.
Nickend starrte ich auf die geschlossene Tür, dann wandte ich mich um und schmiegte mich an ihn.
"Ich bin so froh, dass du da bist."
"Du hast mir auch gefehlt." Er legte die Hand unter mein Kinn und hob sanft meinen Kopf.
Seine dunklen Augen trafen meine, und ich spürte, wie meine Knie weich wurden.
Ohne ein Wort zu sagen, beugte er sich zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Nie in meinem
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