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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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Vorhang erreichte, der vor die Spiegelscheibe des Krankenzimmers gehängt worden war. Mit einer einzigen Bewegung riss sie den Vorhang fort und traf ihr neues, fremdes Ich. Doch der Schrecken, mit dem sie gerechnet hatte, blieb aus. An seine Stelle trat Faszination. Vor Iliana stand die Frau, deren Standbild Entek ihr vor Wochen gezeigt hatte, und kopierte jede ihrer Bewegungen. Das bizarre kupferfarbene Haar, das ihr vom Kopf hing, war nicht von dieser Welt.
    Iliana öffnete den Patientenkittel, ließ ihn achtlos zu Boden fallen, und sah einen fremdartigen Körper. Der Spiegel war garantiert ein Fenster, durch das man sie beobachtete – auf der anderen Seite sahen nicht nur Kameras zu, sondern auch Psychologen, Analysten, Bereitschaftsärzte und vermutlich sogar Entek. Doch das kümmerte sie nicht. Dafür beeindruckte sie ihr Anblick viel zu sehr: neue Farben, neue Konturen, sogar neue Genitalien. Beinahe hätte sie laut gelacht.
    Wieder eine Wiedergeburt
, dachte sie.
Wieder ein Neustart. Mir scheint, ich bin dazu verdammt, ständig jemand anderes zu werden
.
    Neunzehn Tage nachdem sie aus dem Krankenzimmer entlassen worden war, kam die Kunde von Bajor: Kira war gefangen worden und derzeit in einem Straflager auf der südlichen Planetenhälfte inhaftiert, an einem Ort namens Elemspur. Es war ein ehemaliges Kloster, das das Militär in den frühen Jahren der Annektierung in ein Gefängnis umgewandelt hatte. Eine ganze Etage des gewaltigen Steinbaus war für Verhöre und biologische Forschung reserviert. In einem dieser Räume befand sich Iliana, umgeben von den vielen Gerätschaften, die mit ihr hergereist waren – Maschinen, die ihre eigenen Erinnerungen unterdrücken und ihr fremde übermitteln würden. Als man Iliana in das Zimmer geführt hatte, war Entek bereits dort. Er beaufsichtigte die Arbeiten der Mediziner und Techniker und nickte anerkennend, als ihm jemand die Ergebnisse auf einem Padd zeigte. Dann trat er zu Iliana. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er leise.
    »Ich bin ein wenig nervös«, gestand sie, »aber entschlossen.«
    »Gut.« Entek geleitete sie zu einem modifizierten Biobett im Zentrum des Raumes. Er deutete auf sämtliche Geräte, die Verwendung finden würden, und erläuterte sie ihr. Er gestattete Iliana, Fragen zu stellen, und beantwortete sie geduldig. Als sie keine Fragen mehr hatte, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln, an dem nichts mehr herablassend war. »Sind Sie bereit?«
    Sie nickte und legte sich auf das Biobett. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Ihr Mentor berührte seinen Kommunikator. »Hier spricht Entek. Wo ist die Zielperson?«
    »Unterwegs, Sir«
, kam die Antwort.
»Sie hat uns einige Schwierigkeiten bereitet, aber wir haben alles im Griff.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Es dauerte einen Moment, bevor die Stimme reagierte.
»Sie hat eine der Wachen getötet, Sir. Und Glinn Tarrik die Nase gebrochen.«
    Entek schüttelte den Kopf. Iliana hatte ihn nie wütender gesehen, doch sein Tonfall blieb beherrscht. »Die Zielperson sollte keinen Widerstand mehr leisten. Ihr Wille hätte längst gebrochen sein müssen.«
    »Ja, Sir. Aber diese Bajoraner überraschen einen immer wieder. Und diese hier ist richtig wild. Wir haben sie sediert.«
    »Hoffentlich in der richtigen Dosis, Calas. Andernfalls weiß ich, wen ich zur Verantwortung ziehen muss. Entek Ende.« Er sah zu Iliana hinunter und zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    »Kein allzu ermutigender Start«, bemerkte sie eigenartig amüsiert.
    »Sehen Sie’s positiv«, erwiderte er. »Bald werden Sie sich nicht mehr erinnern.«
    »Echt witzig.« Der Schlagabtausch hatte etwas Tröstendes, und auf intellektueller Ebene wusste Iliana, dass es genau darum ging. Entek wollte sie beruhigen.
    Sie drehte den Kopf, als sich die breite doppelflügelige Tür des Raumes öffnete und zwei Wachen eintraten. Sie führten eine Anti-grav-Trage zwischen sich. Auf ihr lag, halb ohnmächtig, Kira Nerys.
    Die Bajoranerin war pitschnass und ganz offensichtlich nackt unter dem dünnen Laken, das sie vom Brustbein bis zu den Knöcheln bedeckte. Ein Glinn stürmte hinter der Trage in den Raum. Seine untere Gesichtshälfte und seine Uniformfront waren blutbeschmiert. »Mister Entek, ich verlange, dass die Gefangene nach der Prozedur in meine Obhut zurückkehrt.«
    Entek hob nicht mal den Kopf. Sein Blick haftete an Kira. Die Mediziner und Techniker übernahmen die Trage und montierten sie neben Ilianas Biobett auf einen Sockel. »Nehmen Sie

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