Entsetzliches Gleichmaß
Obsidianischen Ordens. Sie haben hier nichts zu melden.«
Sie will sich rühren, doch ihr Körper gehorcht ihr nicht. Sie kann nur durch halboffene Augen zusehen. Dukat schreitet durch den Raum, vorbei an freistehenden Kontrollkonsolen und allerhand kompliziert wirkender medizinischer Ausrüstung.
Ein Verhörzimmer?
»Ganz im Gegenteil«, schnurrt der Gul. »Ich bin nach wie vor Präfekt dieses kleinen Winkels des Imperiums, und ich habe hier die oberste Autorität.«
Der Zivilist ist wütend. »Sie können sich hier nicht einmischen, Dukat!«
Dukat wirft den Medizinern einen Blick zu. »Verlassen Sie den Raum«, befiehlt er. »Sofort.«
Die Mediziner schauen zu dem Zivilisten. Dann senken sie die Köpfe und gehen.
»Hören Sie ganz genau zu, Entek«, sagt Dukat, »denn ich erkläre es nur ein Mal. Verschwinden Sie. Kehren Sie nach Cardassia zurück, und sagen Sie Enabran Tain, es sei alles wie geplant verlaufen. Sollten Sie sich meiner Anweisung verweigern, informiere ich das Zentralkommando und Ihren bezaubernden Schützling, wer
wirklich
Schuld daran trägt, dass Gul Piraks Heim angegriffen wurde und so viele unionstreue Soldaten den Tod fanden … nur, damit eine viel versprechende junge Frau zu einer Agentin werden konnte.«
Entek rührt sich nicht, sagt nichts. Eine scheinbare Ewigkeit lang starrt er Dukat einfach nur an. Dann findet er seine Stimme wieder. »Sie bluffen.«
»Seien Sie nicht naiv«, erwidert Dukat.
»Selbst wenn ich dem zustimmen würde … Sie können nicht erwarten, dass mir meine Vorgesetzten Glauben schenken, wenn ich Kiras Leichnam nicht vorzuweisen habe.«
Meinen Leichnam. Meinen Tod
.
Dukat tritt zu einem Tablett voller Operationsbesteck, nimmt ein leeres Hypo und presst es gegen die nackte Schulter einer Frau, die auf einem Biobett neben ihr liegt. Er entnimmt ihr Blut. Dann reicht er Entek die Ampulle. »Basteln Sie sich einen.«
Sie zwingt ihre Augen, sich auf das Gesicht der Frau auf dem Biobett zu konzentrieren, und sieht sich selbst.
Ein Spiegel? Aber ich hab das Hypo gar nicht gespürt …
Entek zögert. Er hält Dukats Blick stand. Dann aber nimmt er die Ampulle und geht. Dukat sieht ihm nach.
»Sir, diese hier ist wach«, sagt einer von Dukats Männern ganz in ihrer Nähe.
»Sedieren Sie sie«, befiehlt Dukat und sieht sie zum ersten Mal an. »Sie hat eine weite Reise vor sich und braucht ihren Schlaf.«
Der Kuss eines Hyposprays an ihrem Hals. Die Welt verblasst erneut. Sie will die Augen offen halten, will den Cardassianern zuhören, doch ihre Lider sind zu schwer. Das Letzte, was sie sieht, ist Dukat, der ihrem Spiegelbild ins Ohr flüstert, und sie wundert sich, warum sie ihn nicht hören kann.
»Das ist keine gute Idee, Sir.«
»Sie machen sich zu viele Gedanken, Rokai. Das taten Sie immer schon.«
»Falls jemand herausfindet …«
»Unsere Aufgabe besteht darin, genau das zu verhindern.«
»Aber was, wenn …«
»Psst! Sie wacht auf. Nun gehen Sie schon. Und denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe.«
Ein Kraftfeld erlosch. Ein Kraftfeld baute sich auf. Schritte verhallten in der Ferne. Sie öffnete die Augen, setzte sich auf und begriff, dass sie sich einmal mehr in einer Zelle befand. Sie war so dunkel wie die, die sie mit Yeln und Alu geteilt hatte, aber kleiner und sauberer. An der Wand befand sich ein richtiger Abort. Sie selbst lag auf einer schmucklosen Pritsche, gekleidet in dünnen, locker sitzenden Stoff – Gefängniskleidung. Blaues Licht verriet das aktive Kraftfeld, das sie vom Korridor trennte.
»Guten Morgen«, sagte jemand. Ruckartig drehte sie sich um, doch die Stimme kam von irgendwo in den Schatten. Die blassblauen Lichtstrahlen von der Zellendecke reichten gerade, seine Statur erkennbar zu machen.
Dukat!
Sie stürzte ihm entgegen und merkte zu spät, dass sie zu wacklig auf den Beinen war und ihre Bewegungen kaum kontrollieren konnte. Direkt vor ihm fiel sie auf die Knie.
»Ein exzellenter Start«, kommentierte er.
Langsam und schwankend stand sie auf.
Drogen
, begriff sie. »Was wollen Sie von mir?«, knurrte sie zwischen zusammengepressten Zähnen.
»Woran erinnern Sie sich?«
Nein. Keine Spielchen
. Sie spuckte ihm ins Gesicht.
Er seufzte und wischte sich langsam den Speichel ab. Dann trat er einen halben Schritt auf sie zu, und plötzlich lagen die Finger seiner rechten Hand um ihren Hals. »Woran … erinnern … Sie … sich?«
Sie röchelte, kämpfte gegen den Würgegriff an. Ihr Blick hing wie gefesselt an
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