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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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und wäre dabei fast frontal mit einem beschleunigenden Landrover zusammengestoßen. Beide bremsten, und Kevin stieß durch die Lücke, wobei er das Hupen und die Beleidigungen des anderen Fahrers ignorierte.
    Sie erreichten die Umgehungsstraße. Dort lief der Verkehr flüssiger. Hier gab es keine Müllwesen, die irgendjemanden ablenkten. Kevin bog in die Auffahrt zur Autobahn ein. Vor ihnen hatte es ihm ein anderer Wagen gleichgetan. Angesichts eines Abfallhaufens, der sich quer über die Fahrbahn »ergoss«, hatte der Fahrer offenbar versucht, über das Hindernis hinwegzufahren. Kevin stellte sich die Verärgerung des Mannes vor, als die in der sich opfernden Kreatur verborgenen Zinken und Klingen seine Reifen durchbohrten wie eine Nagelkette. Der Mann war ausgestiegen und stand nun schreiend vor seinem Wagen. Aus dem Müllberg zu seinen Füßen heraus griff etwas nach ihm. Er versuchte, sein Bein aus der Umklammerung zu befreien. Kevin sah, wie Blut durch die Hose des Mannes sickerte und sein Gesicht erbleichte. Der Mann taumelte und fiel auf seine Knie. Er streckte eine Hand aus, um seinen Sturz abzufangen. Als er sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, zog er die Hand zurück. Vier Finger fehlten.
    Jenny erstickte ihren Schrei mit beiden Händen.
    »Wir müssen ihm helfen«, sagte Kev.
    »Nein. Dafür ist es zu spät. Du musst wenden, Kevin. Bring uns hier weg, bevor wir ebenfalls feststecken.«
    Er blickte in die Spiegel. Hinter ihnen bog ein weiterer Wagen in die Auffahrt ein. Er schaltete das Warnlicht ein und setzte den Z3 zurück. Nach einem kurzen Wendemanöver stand er auf dem Pannenstreifen. Als er den anderen Wagen passierte, zeigte ihm die Fahrerin laut hupend einen Vogel. Unter verärgertem Hupen fädelte er sich wieder in den Verkehr der Umgehungsstraße ein.
    »Ich versuch’s an der nächsten Auffahrt.«
    Jenny sagte nichts. Sie nickte nicht einmal.
    Eine halbe Meile weiter setzte er den Blinker und bog erneut von der Umgehungsstraße ab. Dieses Mal war er auf die Straßensperre vorbereitet und sah sie schon von weitem. Ein Berg von Müll zog sich über die gesamte Breite der Auffahrt. Bewegungslos lag er da. Als würde er abwarten. Kevin wendete den Wagen über Randstreifen und Schotterbeet.
    Zurück auf der Umgehungsstraße wurde der Verkehr immer dichter.
    »Wo zur Hölle sollen wir jetzt hinfahren?«
    »Lass mich nachdenken«, sagte Jenny. »Gib mir eine Minute.«
    »Ich weiß nicht, wie viele Minuten wir noch haben.«
     
    Mavis Ahern lag mit einem feuchten Waschlappen über den Augen in ihrem Bett. Sie trug eine weiße Bluse, eine marineblaue Strickjacke, einen wadenlangen Rock, eine Strumpfhose und flache Schuhe. Die Vorhänge waren zugezogen, um das Licht auszusperren.
    Sie war zurück ins Bett gegangen und dort liegen geblieben, seit ihre Augen heute Morgen zu flimmern begonnen hatten. Das Flimmern hatte sich schließlich in blaue Lichtblitze verwandelt. Der Donner folgte in Form eines heftigen, pulsierenden Schmerzes, der die gesamte rechte Hälfte ihres Schädels erfasste. Kaffee und Cornflakes beschlossen kurzerhand, ihren Magen wieder zu verlassen. Spuren dieses Vorfalls verschmutzten immer noch ihre Strickjacke. Es scherte sie nicht. Nachdem sie sich im Spiegel gesehen hatte, das Gesicht grau und die unter dem inneren Druck bis zum Platzen angeschwollene Ader an ihrer rechten Schläfe, war sie geradewegs zurück ins Bett gegangen.
    Ihre letzte Migräne lag Jahre zurück. Sie war der Überzeugung gewesen, die Anfälle überwunden zu haben. Der heutige hatte begonnen, als sie zwei Jungs beim Küssen hinter dem Pavillon beobachtet hatte. Sie konnten kaum älter als elf Jahre gewesen sein. Einer der Jungs hatte dem anderen dessen viel zu große Cargohose geöffnet. Seine Hand hineingesteckt. Blitz. Knistern. Das Flimmern hatte begonnen.
    Warum war die Migräne zurückgekehrt?
    War es so etwas wie eine Strafe?
    Vielleicht war es auch eine verspätete Reaktion auf den Schock, den Tamsins Drohungen mit dem Messer ausgelöst hatten. Ihr Plan, die Dohertys im Angesicht des Herrn wiederzuvereinen, war gründlich fehlgeschlagen. Kevin hatte das gemeinsame Heim verlassen. Schlechter hätte es nicht laufen können.
    Sie war voller Zweifel.
    Hatte Gott sie verlassen? Die Nachbarschaft verlassen? Die ganze Stadt verlassen? Shreve verlassen und sich selbst überlassen, auf dass sich die Stadt von innen heraus auffraß?
    Sie fühlte sich derart krank und schwach, dass ihr jegliche Kraft fehlte, nach

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