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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Augen, und keines glich dem anderen. Er sah Haut und Tierfell. Er sah Plastiktüten in den unterschiedlichsten Farben, die zusammenknitterten und sich wieder streckten, als das Ding sich aufbäumte. Dann sah er eine Öffnung, die nur ein Maul sein konnte. Und darin erblickte er zwei horizontale, parallele Messerklingen, eine im oberen und eine im unteren Teil der Öffnung. Das Maul schloss und öffnete sich wieder. Die Messer gaben ein wetzendes Geräusch von sich.
    Schließlich sagte Jen flüsternd: »Lauf, Kev.«
    »Was?«
    »LAUF!«
     
    Sie schliefen sofort danach ein, ineinander verknäuelt, verschwitzt, glücklich. Aber Ray wusste, dass ihre Herzen die ersten Stiche eines sich ankündigenden Schmerzes gespürt hatten. Ihre Liebe, ihre Leben, waren zerbrechlich. Mehr als jemals zuvor.
    Ein Schrei ließ Ray aus dem Schlaf aufschrecken. Er schlug die Augen auf und lauschte. Ein paar Sekunden konnte er sich einreden, nur geträumt zu haben. In den letzten Tagen hatte er so viel geträumt. Dann hörte er einen weiteren Schrei. Der erste war ein Angstschrei gewesen. Diesmal schrie jemand vor Schmerz. Delilah war ebenfalls aufgewacht. Beide sprangen aus dem Bett.
    Es ertönten neue Schreie, in weiterer Entfernung. Dann, aus der Nähe, panisches Gebrüll. Während er den Reißverschluss seiner Jeans zuzog, blickte Ray aus dem Fenster. Einen Moment lang vergaß er zu atmen. Delilah trat neben ihn.
    »Heilige Scheiße«, sagte er.
    Delilah formulierte es etwas konkreter.
    »Es hat begonnen.«
     
    An der Kanalseite des Treidelpfads war überall Bewegung. Schilf und Unkraut wackelten und zitterten. Die Wasseroberfläche kräuselte sich.
    Aus den Augenwinkeln meinte Kev, Umrisse im dunklen Wasser erkennen zu können. Ihm voraus hechtete Jenny den Pfad hinunter. Er hatte sie noch nie so schnell laufen sehen. Aufgrund ihres fehlenden Zehs hatte ihr Lauf etwas Ungleichmäßiges, aber es schien sie kaum zu behindern. Alle paar Schritte sprang sie über ein Müllknäuel, das sich vor ihr auf dem Weg krümmte, und Momente später war er gezwungen, es ihr gleichzutun.
    Aufgedunsene schwarze Würmer aus Müll drängten aus dem Kanal auf den Pfad. Kev dankte Gott, dass sie so schwerfällig waren, aber er befürchtete dennoch, dass ihre Trägheit bloß eine Art Bluff war und sie jeden Augenblick nach ihnen schnappen und Jenny und ihn zu Fall bringen würden.
    Sie erreichten die Kanalbrücke, an der der Pfad auf die Straße traf. Jenny sprintete den Hang hinauf, und er folgte ihr, wobei er bereits nach den Autoschlüsseln kramte. Er drückte auf den Schlüsselanhänger, entriegelte die Zentralverriegelung und verriegelte sie wieder, kaum dass sie im Wagen waren. Mit zitternden Fingern fummelte er den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Motor im dritten Anlauf und raste mit quietschenden Reifen davon.
     
    Das Gefühl der Erleichterung hielt nicht lange an. Während Kevin fuhr, sah er weitere kriechende, sich windende Gestalten in den Wiesen und Feldern und schließlich auch in den Straßen und Gassen von Shreve. Gruppen von Kindern stachen mit Stöcken auf die Säcke ein und traten sie mit ihren Stiefeln. Andernorts wichen die Leute vor ihnen zurück, wenn die Zahl der Mülldinger zu übermächtig war.
    »Wo zur Hölle kommen die alle her?«, fragte Kevin, ohne ernsthaft eine Antwort darauf zu erwarten.
    »Von der Deponie«, erwiderte Jenny.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    Er wollte gerade nachhaken, als sie fragte: »Kev, wohin fährst du?«
    »Nach Hause.«
    »Warum? Meinst du nicht, wir sollten versuchen, so weit wie möglich von hier wegzukommen?«
    Sie hatte natürlich Recht. Sie reagierte überlegt. Er dagegen aus blanker Panik heraus.
    Er bog rechts ab, Richtung Umgehungsstraße. Von da konnten sie die Autobahn erreichen und nord- oder südwärts fahren. Ganz egal wohin, nur weg von Shreve. Doch der Verkehr wurde immer dichter. Kevin glaubte nicht, dass die Leute in den Autos oder Lkws bereits begriffen hatten, dass es an der Zeit war, die Stadt zu verlassen, aber der bloße Anblick der Invasion dieser Mülldinger sorgte bereits für Unfälle. Vor ihnen hatten sich zwei Wagen in das Heck eines Linienbusses verkeilt. Die Fahrer waren ausgestiegen, um darüber zu streiten, wer für die Karambolage verantwortlich war, aber inzwischen beobachteten sämtlich Parteien nur noch, wie aus allen Richtungen mehr und mehr der Kreaturen gekrochen kamen.
    Kev fuhr um das Knäuel der gaffenden Unfallfahrer herum

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