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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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einem Zeichen der anhaltenden Liebe des Herrn Ausschau zu halten. Decke und Wände des Zimmers rückten auf sie zu. Eiskalter Schweiß tropfte von ihrer Stirn, ihren Handflächen, aus ihren Achselhöhlen. Ihr Geruchssinn war derart empfindlich, als läge das Innere ihrer Nasenlöcher blank. Sie bemühte sich, nur durch den Mund zu atmen, da der schwächste Geruch ihre Übelkeit ins Unermessliche steigerte.
    Ihr Puls schlug sprunghaft. Jeder Schlag löste in ihrem Kopf eine Lawine des Schmerzes aus. Diese Unregelmäßigkeit war beängstigend. Als wäre ihr Herz aus dem Takt gekommen. Sie versuchte, sich keine Gedanken darüber zu machen. Möglichst gar nicht zu denken. Denken machte alles bloß noch schlimmer. Aber das Bild der beiden Jungs aus ihrem Kopf zu verbannen war beinahe unmöglich. Es hing da, am Rande ihres Bewusstseins, und wartete darauf, dass ihre Wachsamkeit nachließ. Wann immer sie kurz davor stand, einzuschlafen, sah sie die Jungen, statt endlich wenigstens eine kurze Zeit lang von ihrem Schmerz erlöst zu werden. Die verstohlenen Blicke, ihre unschuldigen, unerfahrenen Hände, das Zittern der Aufregung. Auf der Stelle war sie wieder hellwach, der Übelkeit und Pein völlig ausgeliefert.
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort lag. Es mussten Stunden sein, aber wie viele, vermochte sie nicht zu sagen. Anfangs ignorierte sie den Drang zu urinieren und schaffte es sogar, ihren Körper davon zu überzeugen, gar nicht zur Toilette zu müssen. Dieser Trick gelang ihr zwei Mal, aber jetzt war der Drang wieder da, noch aufdringlicher und fordernder als zuvor. Noch mal würde sie es nicht schaffen, sich auszutricksen, und an Schlaf war in diesem Zustand nicht zu denken. Früher oder später würde sie aufstehen und sich den Höllenqualen stellen müssen, die diese plötzliche Veränderung des Blutdrucks zweifellos auslösen würde.
    Es war Zeit.
    Sie presste ihre Handflächen auf die Matratze, bereit, sich aufzusetzen.
    Aus dem Erdgeschoss hörte sie das gedämpfte Geräusch von splitterndem Glas und Holz. Wurde der Türrahmen eingetreten? Wenn ja, von wem oder was? Und warum?
    Mehr Glas splitterte. Etwas schabte über den Boden. Die Hintertür wurde geöffnet.
    Die Plötzlichkeit, mit der ihr Harndrang und die Intensität ihrer Schmerzen nachließen, während sie horchte, war seltsam. Von unten ertönten klopfende und schleifende Geräusche. Überlegte, zielstrebige Bewegungen. In ihrer Fantasie sah sie einen Mann, irgendwie missgestaltet, der von der Hintertür über den Linoleumboden in der Küche bis auf den Teppich im Flur humpelte. Vielleicht war jemand verletzt? Mr. Siscombe von nebenan, der einen Herzinfarkt erlitten hatte und nun verzweifelt nach Hilfe suchte? Sie durfte hier nicht länger tatenlos herumliegen. Sie musste nachsehen.
    Sie setzte sich in nunmehr gebotener Stille auf und schwang ihre Beine aus dem Bett. Der Waschlappen rutschte von ihren Augen. Ihre Sicht wurde körnig und weiß, und das Zimmer begann sich zu drehen. Der Schmerz erwischte sie mit der Wucht eines Tsunami. Einen Augenblick lang wusste sie nicht einmal mehr, ob sie noch saß oder zurück aufs Bett gefallen war. Sie konnte die Übelkeit nicht länger unterdrücken und rutschte auf die Knie, während ihr Magen sich in immer neuen Krämpfen zusammenzog. Er war völlig leer, und sie ertrug einen trockenen Spasmus nach dem anderen, bis schließlich ein fahlgrünes Rinnsal Galle über ihre Lippen auf ihren grauen Rock kleckerte. Das schien ihren Magen so weit zufriedenzustellen, dass der Würgereflex nachließ. Der hellgrüne Gallensaft versickerte in dem groben Stoff.
    Als sie wieder aufsah, hörte sie das Klopfen und Schleifen bereits auf der Treppe. Ziemlich weit oben. In den Bewegungen lag definitiv etwas Ungeduldiges. Sie klangen beinahe verzweifelt.
    Irgendetwas schien ihre Blase von innen mit Nadeln zu traktieren. Der Schmerz war zu stark, um ihn länger aushalten zu können.
    Von der Treppe her schlug ihr ein derartiger Gestank nach Jauche und Verwesung entgegen, dass ihre Augen sich vor Ekel weiteten. Sie musste sich erneut übergeben. Die extreme Bitterkeit der dunkelgrünen geronnenen Galle verstärkte ihre Übelkeit. Sie würgte und würgte, bis ihr Kopf zu platzen schien.
    Als sie das Ding sah, das in ihr Haus eingebrochen war und sich die Treppe heraufgeschleppt hatte, wusste sie augenblicklich, was es war: Gottes Vergeltung. Trotz all ihrer Anstrengungen, Seinen Willen zu erfüllen, hatte sie versagt. Jetzt

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