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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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die knöchernen, gläsernen und metallenen Auswüchse des Babys immer tiefer in ihren Körper hinein. Ihre Leber, Milz und Nieren werden in den ersten Sekunden der Wehen aufgespießt. Die Fruchtblase ist an mehreren Stellen durchlöchert, wässriges Blut und Schleim strömen ihre Beine hinab. Die Niederkunft wird ihr Ende sein.
    Das Knochenbaby hat seine Suche beendet. Es ist bereit, geboren zu werden.
    Und sie wird diejenige sein, die es gebärt.
     
    Tamsin erwacht – schweißnass, beide Fäuste tief in den Bauch gepresst – und unterdrückt nur mit Mühe einen Schrei. Zwischen ihren Beinen ist es warm und feucht. Sie fährt mit einem Finger über das Laken und führt ihn vor ihre Augen. Sie erwartet, den dunklen Glanz von Blut zu sehen. Stattdessen riecht sie Urin.

7
     
    Der Feldstecher war zwar praktisch, aber sie benutzte ihn nicht besonders häufig.
    Vieles von dem, was Mavis Ahern sah, spielte sich geradewegs vor ihrer Haustür oder gleich auf der anderen Straßenseite ab. Manchmal war es nötig, so zu tun, als wäre sie unterwegs zum Schreibwarengeschäft, wenn sie herausfinden wollte, wo die Leute hingingen. Diese Form der Observation war ziemlich heikel. Sie wusste, dass sie bereits den Ruf genoss, sich ständig in fremde Angelegenheiten zu mischen. Wenn sie jemandem folgte, musste sie absolut sichergehen, dass derjenige sie entweder nicht kannte oder nicht bemerkte. In der Meadowlands-Siedlung war sie das Auge Gottes. Sie konnte nicht riskieren, dass Gottes Auge durch ihre eigene Sorglosigkeit erblindete.
    Das Smithfield-Mädchen führte etwas im Schilde. Das war so offensichtlich, dass es eigentlich nicht nur Mavis hätte auffallen müssen. Drei Mal – jedes davon fein säuberlich in Agatha Smithfields »Akte« vermerkt, die mit einem Kruzifix-Magneten an den Kühlschrank geheftet war – war die Kleine jetzt schon den Bluebell Way entlanggegangen und hatte dabei auf der anderen Straßenseite Mavis’ Haus passiert. Und soweit Mavis das sagen konnte, gab es in dieser Richtung kein nennenswertes Ziel für eine Siebzehnjährige. Zum Park und zum Spielplatz ging es in die Gegenrichtung. Die Post, der Genossenschaftsladen und die Imbissbude befanden sich auf der anderen Seite des Sportplatzes. Das Compass Pub, auf dessen Parkplatz die Jugendlichen ihre Drogen kauften und verkauften, lag sogar noch hinter dem Haus der Smithfields.
    Leider war es ihr unmöglich, dem Mädchen zu folgen: Aggie würde es sofort auffallen, erst recht nach ihrer letzten Begegnung. Die beste Position, um das Mädchen zu beobachten, wenn es das nächste Mal ihr Haus passierte, war hinter der Mauer, die ihr Grundstück vom Nachbarhaus trennte. Sie überprüfte in ihren Notizen, zu welchen Uhrzeiten sie Aggie gesehen hatte. Es war immer sonntags gewesen; einmal am späten Morgen, als Mavis noch nicht lang vom Gottesdienst zurück gewesen war, und zweimal kurz nach dem Mittagessen. Das gestaltete ihre Aufgabe recht einfach. Am nächsten Sonntag würde sie sich auf die Lauer legen. Sie war bereit, dieser Angelegenheit den kompletten Tag zu opfern. Es musste einen Weg geben, das Mädchen zurück in die Herde zu holen, aber zuerst galt es herauszufinden, worin Aggies Sünde eigentlich bestand. Dieses Wissen würde ihr die Macht geben, das Mädchen zu überzeugen, sich ihrem Willen zu fügen. Ja, es war Erpressung, aber der Zweck heiligte hier zweifellos die Mittel.
    Zuerst würde Mavis ihr Gottes Liebe offenbaren. Danach würde sie das Mädchen zu beten lehren. Gleich hier, in ihrem Wohnzimmer. Auf den Knien. Mavis würde es ihr demonstrieren. Es war an der Zeit, die verlorenen Schafe in Gottes Obhut zurückzuführen. Zunächst noch eines nach dem anderen, aber wenn die Herde gewachsen wäre, würde sie sie in Scharen heimführen.
     
    Der Winter schien kein Ende nehmen zu wollen. Solange das Wetter nicht umschlug, gab es für Mason so gut wie nichts in seinem Garten zu tun.
    Ihn hielten andere Dinge auf Trab.
    Ihm oberen Stock seines Hauses gab es zwei Zimmer, die er kaum nutzte. Im größeren der beiden stand ein Kleiderschrank, den die Vorbesitzer dort zurückgelassen hatten. Wenn er Kleidung oder irgendwelche anderen Dinge nicht mehr benötigte, verstaute er sie dort oben in Kisten. Die Luft in diesem Raum roch muffig, nach feuchter Pappe und altem Schweiß. In einer Ecke lag ein Paar Hanteln. Er benutzte sie gelegentlich, nicht um Muskelmasse aufzubauen, sondern um seine Physis zu spüren, sich zurück in seinen Körper zu

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